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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg
Autoren: Horst Hoffmann
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werden.
    Mythors Geist war auch nach der Vereisung des Körpers wach geblieben, vielleicht nur deshalb, weil Gesed ihn gegen die Kälte des Körpers und der Mangokrieger abzuschirmen vermocht hatte. Nun trug Gorm die Totenmaske an einer Schnur um den Hals, und Gesed war darin gefangen. Manchmal glaubte Mythor seine Stimme leise klagen zu hören, wie es im Wald der Masken geschehen war.
    Mythor wußte nicht, ob er über die Befreiung von seinem Peiniger besonders glücklich sein konnte. Er hatte alles gehört, was zwischen Raik und den Mischwesen gesprochen worden war. Zur Eroice wollten sie ihn bringen, und geschah nicht ein Wunder, so würden sie diese Absicht auch wahrmachen. Sie hielten sich nach dem Ausprobieren ihrer magischen Kräfte für unschlagbar, doch gegen Eroices Macht waren diese ein Nichts.
    Im Grunde konnte der Überfall als glückliche Fügung angesehen werden, denn von Eroice erhoffte Mythor sich ja die Rückgabe seiner verlorenen Erinnerung an das Leben vor jener schrecklichen Zeit, die er im Hexenbann der Yorne verbracht hatte.
    Yorne war Eroices Schwester gewesen, und ihren Tod wollte Eroice nun bitter an ihm rächen. Mythor hatte also ebenso wenig davon, der Hexe in Fesseln übergeben zu werden, wie als Eisklumpen. Wenn schon, mußte es ihm auf Schleichwegen gelingen, in ihre Burg einzudringen und sie zu stellen.
    Der Weg war noch weit, und auch die Mischwesen würden einmal eine Rast brauchen. Und was war mit Ilfa und Roar? Mit den Baumbewohnern, die mit ihm in den Maskenwald eingedrungen waren?
    Ihr Anführer Cobor hatte beim Überfall der kalten Reiter fliehen können. Er war darauf aus, seine Verfehlungen wiedergutzumachen. Der Angriff auf das Lager der Mangokrieger war von den Gefährten verübt worden. Also hatte Cobor sie gefunden und ihnen berichtet. Mit Sicherheit hatten sie sich an Rayiks Verfolgung gemacht, doch sie besaßen keine Reittiere, und der Weg hierher war voller Gefahren. Mythor wollte sich nicht darauf verlassen, daß sie rechtzeitig zur Stelle waren und ihm zu Hilfe kamen. Er mußte selbst eine Möglichkeit finden, sich zu befreien.
    »Träume nicht!« fauchte Trok und stieß ihm die Faust in den Rücken. »Weiter!«
    Mythor stolperte und taumelte, bis er sein Gleichgewicht wiederfand.
    »Ihr macht einen großen Fehler«, sagte er. »Eroice wird euch auslachen und davonjagen, wenn ihr Glück habt. Ihr überschätzt eure Kräfte. Glaubt ihr denn wirklich, daß sie euch danken wird? Sie will mich, um Rache zu nehmen. Tun wir uns zusammen, und gemeinsam können wir viel mehr gegen sie ausrichten.«
    Einer von Gorms Schlingarmen peitschte ihm ins Gesicht.
    »Du sollst nicht jammern, sondern schneller gehen!«
    Er hätte ihnen sagen können, daß Rayik gelogen hatte, doch das konnte gut und gern sein eigenes Todesurteil bedeuten. Sobald die Mischwesen ihn als wertlos betrachteten, würden sie über ihn herfallen. Aus jedem ihrer Blicke, aus jeder Bewegung sprach eine ungezügelte Wildheit. Mythor wußte nicht, ob er im Kampf Gorm oder Trok besiegen konnte. Seine Waffen hatte Rayik ihm abgenommen und bei einem Scharmützel mit Waldbewohnern verloren.
    Ohne Waffen zu Eroices Burg?
    »Wir könnten sie zwingen, euch die Aegyr-Verstecke zu verraten, wenn wir zusammenhielten«, versuchte er noch einmal, die Jäger für sich zu gewinnen. »Vergeßt nicht, daß ich etwas weiß, hinter dem sie her ist. Aber wir müßten…«
    »Vergiß du nicht, daß wir die Maske haben!« kreischte Gorm und ließ ihn erneut seine Schlingarme spüren.
    Er gab es auf.
    Weiter ging es über den halbüberwucherten Weg, den einstmals die Hufe unzähliger stolzer Rosse geschlagen haben mußten. Wie fast überall im Aegyr-Land, schien auch hier die Vergangenheit unsichtbar, aber spürbar weiterzuleben. Es war gerade so, als könnten in jedem Moment schwer gerüstete Ritter wieder aus dem Nichts auftauchen.
    Daß jedenfalls die Schrecken früherer Tage am Wegesrand lauerten, zeigte sich mehr als einmal, wenn Gorm oder Trok plötzlich losrannten und im Dickicht verschwanden. Dann war ein mörderisches Gekreische zu hören, und die Mischwesen kehrten mit blutenden Wunden zurück. Einmal geschah es, daß sie beide gefordert wurden. Mythor ließen sie einfach stehen. Er sah sie gegen einen dreibeinigen Riesen kämpfen, der auch dreimal so hoch war wie sie. Kein Mensch hätte gegen den Titanen zu bestehen vermocht. Die Mischwesen aber griffen ihn von zwei Seiten an, wichen seinen fürchterlichen Fäusten aus und
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