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Die Totenfalle

Die Totenfalle

Titel: Die Totenfalle
Autoren: Jason Dark
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Kaffee getrunken und darauf gewartet, daß es ihr besserging, was dann auch der Fall gewesen war. Sie hatte sich dann entschlossen, mit der UBahn in die City zu fahren, um dort einen Bummel zu machen. Es tat ihr gut, durch die Geschäfte zu laufen; das lenkte sie von den Erinnerungen an ihre Träume ab.
    Der Abend rückte näher, denn die Zeit war unerbittlich. Am späten Nachmittag entschloß sich Yvonne, in ein Kino zu gehen, und erschrak, als sie das Plakat des neuen Dracula-Streifens sah. Nein, dieser Film sollte es auf keinen Fall sein.
    Sie ging in einen anderen, in dem Whoopi Goldberg eine Krankenschwester spielte, die Action in ein Kloster brachte. Als Yvonne das Kino verließ, war es schon dunkel. Fröstelnd hüllte sie sich in ihren warmen Mantel, während über ihr Gesicht die bleichen Farben einer Leuchtstoffreklame huschten. Die Besucher verschwanden in alle Richtungen, bevor Yvonne sich versah, stand sie ziemlich verloren auf dem Gehsteig.
    Zwei Männer blieben stehen und gafften sie an. »He, Süße, willst du es mal mit uns beiden versuchen?«
    Yvonne erschrak, wurde blaß, drehte sich um und rannte weg, verfolgt vom Lachen der beiden.
    Sie lief so lange, bis sie ein Taxi fand, dessen Fahrer sie erst vor der Wohnungstür absetzte.
    Die Frau lebte in einem großen Haus, das mehr als fünfzig Jahre auf dem Buckel hatte. Nach der Renovierung sah man ihm das Alter nicht mehr an.
    Yvonne schloß die Haustür auf und betrat den breiten Flur. An der rechten Seite befanden sich die beiden Fahrstühle. Links von ihr reihten sich die Briefkästen der Mieter aneinander.
    Automatisch warf sie einen Blick auf ihren Kasten. Der weiße Brief schimmerte durch das schmale Sichtfenster. Yvonne fiel ein, daß sie am Morgen zu früh das Haus verlassen hatte, da war die Post noch nicht durchgewesen.
    Sie schloß den Kasten auf, holte den Brief hervor, und gleichzeitig fiel ihr auch das Reklameschreiben einer Boutique in die Hände. Die Klamotten waren reduziert worden, dafür aber interressiertc sich Yvonne momentan nicht.
    Sie betrat den Lift und fuhr in die sechste Etage, wo auch ihre kleine Wohnung lag.
    Es waren drei Zimmer, das Bad und die Küche nicht mitgezählt. Die Räume waren allesamt sehr klein. Für eine Person reichte der Platz jedoch aus.
    Sie zog den Mantel aus, nachdem die Wohnungstür hinter ihr zugefallen war. Yvonne stellte fest, daß die Luft doch ziemlich verbraucht war, deshalb öffnete sie zwei Fenster.
    Erst dann kümmerte sie sich um die Post. Mochte das Wohnzimmer auch noch so klein sein, Platz für den Schreibtisch gab es. Davor nahm Yvonne Platz. Sie schlitzte den Brief auf und faltete das weiße Büttenpapier auseinander. Das Knistern kam ihr überlaut vor. Sie wunderte sich darüber, daß ihr Herz so heftig schlug. Lag es daran, daß sie schon beim ersten Blick erkannt hatte, wie wenig auf diesem Papier geschrieben stand?
    Yvonne machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Sie faltete das Schreiben so auf, daß sie den Text lesen konnte.
    Und der warf sie fast um.
    Ihre ehemalige Chefin hatte ihr geschrieben. Sie las den Brief einmal, sie las ihn zweimal, aber der Text blieb gleich.
    Liebe Yvonne, ich habe mich entschlossen, heute zu sterben.
    Du aber solltest daran denken, was ich dir immer gesagt habe. Mit dem Tod ist nicht alles vorbei. Wir bleiben in Verbindung. Es grüßt dich Tabitha Leroi
    Das Schreiben rutschte ihr aus der Hand. Es fiel zu Boden, Yvonne kümmerte sich nicht darum. Ihr fielen ihre Träume ein, und plötzlich wurde ihr eiskalt…
    ***
    Der Friedhof war eine Welt für sich, ein abgeschirmter Platz, wo sich die Ruhe der Toten auch auf die Besucher übertrug. Besonders auf dem alten Teil des Friedhofs, wo die Hand des Gärtners noch zögernd eingriff und viele Pflanzen und Sträucher so wachsen ließ, daß sie einen natürlichen Park bildeten, der nur eben von den Gräbern und Grüften unterbrochen war.
    Tabitha erlebte das November-Syndrom. Feuchtes Wetter, dazu kalt und klamm, der weiche Dunst, als wäre der Nebel noch einmal fein gemahlen worden, und die nahezu bedrückende Stille, die höchstens einmal von einem Rascheln unterbrochen wurde, wenn ein Tier durch das feuchte Laub zwischen den Gräbern huschte.
    Dieser Teil des Friedhofs war eine Welt für sich. Kenner hätten von einer Atmosphäre gesprochen, vielleicht auch von der alten Seele des Friedhofs, denn die Gräber hier gab es schon seit einigen Jahrzehnten. Manche wurden noch gepflegt, andere wiederum waren
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