Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
hatte sich nicht ein einziges Mal dem heruntergekommenen Gebäude genähert, in dem er sich mit beiden hätte auseinandersetzen müssen. Mit den Toten konnte er umgehen. Unruhe konnte er unterdrücken. Aber mit dieser Krankheit wurde er nicht fertig.
    Denn sie erinnerte ihn an seine Tochter.
    Und doch war es ein Problem, das bewältigt werden musste und über dessen Ursprung keinerlei Einigkeit herrschte. Zunächst hatte man eine Seuche und verdorbene Fische dafür verantwortlich gemacht, aber die Krankheit blieb. Dann begannen immer mehr, von Gift zu reden, verabreicht von Shict, deren einziges Ziel es war, der Menschheit ein Ende zu setzen. Im Moment war es nur ein Raunen, ein Gerücht; beides stimmte wahrscheinlich nicht, aber es beanspruchte Aufmerksamkeit.
    Das war ein weiteres Problem, dem er sich würde stellen müssen, neben dem Problem der Toten, dem Problem der schwindenden Ressourcen, dem Problem des Gefangenen Rashodd, dem Problem Daga-Mer: der Tatsache, dass er einmal diese Stadt mit der Absicht betreten hatte, sie auszulöschen. Er würde es ihnen sagen, und sie würden ihn dafür hassen. Eines Tages.
    Kasla.
    Ihr würde er es niemals sagen.
    Sie würde ihn niemals hassen.
    Er blickte zum Himmel empor. Dunkle Wolken ballten sich zusammen, Donner rollte. Eine einsame Möwe kreiste über ihnen, lautlos in dem aufgewühlten Himmel.
    »Regen?«, erkundigte sich Kasla.
    »Wasser«, erwiderte er. Wenigstens erleichtert das die Lösung eines Problems.
    Aber die Aussicht auf Wasser brachte ihm nicht die Beruhigung, die er eigentlich hätte empfinden sollen, jedenfalls nicht, während sein Blick auf diese Möwe gerichtet blieb.
    »Merkwürdig«, sagte Kasla, als sie seinem Blick folgte. »Sie fliegt in einem so engen Kreis. Ich habe noch nie gesehen, dass sich eine Möwe so …«
    Das ist unnatürlich, dachte er, während Furcht ihm die Kehle zuschnürte. Möwen machen so etwas nicht.
    Seine Angst wuchs mit jedem Augenblick, mit jedem lautlosen Flattern der Federn, obwohl er diese Kreatur noch nicht richtig erkennen konnte. Er schluckte, als sie landete, mit ihren Flügeln schlug und mit zwei gelben Füßen auf den Boden plumpste. Dann plusterte sie sich auf und richtete den Blick ihrer riesigen Augen auf ihn.
    Er hörte, wie Kasla keuchte, als sie der Kreatur ins Gesicht starrte. Er hatte selbst dafür keine Luft.
    »Was im Namen von …?« Ihr fehlten die Worte und die Namen der Götter. »Was ist das?«, stieß sie schließlich hervor.
    Er schwieg. Er hatte gehofft, ihr das niemals erklären zu müssen.
    Aber das Omen starrte ihn an.
    Von den Füßen bis zum Hals sah es aus wie eine fette Möwe. Der Kopf war der reinste Albtraum: ein verwelktes Gesicht, schlaffe Haut, eine Hakennase, die weibliche Züge verunstaltete, die kaum als solche erkennbar waren. Seine Zähne, kleine gelbe Nadeln, klapperten, während es sie beide mit riesigen weißen Augen anstarrte. Sie waren zu groß, als dass sie sich auf irgendetwas hätten fokussieren können.
    Aber nicht der Anblick dieser Monstrosität ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren, sondern das, was sie sagte, als sie den Kopf in den Nacken legte und den Mund öffnete.
    »Er ist frei!« Die Stimme eines Mannes, fast noch eines Jungen, drang aus ihrem Maul. »Heilige Mutter! Er ist frei! Zurück! Geh zurück in deine Zelle! Hilfe! ZU HILFE ! HILFE !«
    »Das ist … das ist Algis Stimme!«, keuchte Kasla. Sie hatte die Augen vor Furcht weit aufgerissen und zitterte. »Wie kann das … was geht da …?«
    »Zamanthras hilf mir! Zamanthras hilf mir!« Algis Stimme hallte laut durch das offene Maul des Omens. »Bitte nicht … mach das nicht! Bitte! Nicht! BITTE !«
    »Hanth … was …?« Kaslas Stimme zitterte vor Verwirrung und Schmerz, während ihr Tränen in die Augen traten.
    »Im Vergessen ruht Erlösung«, antwortete ein Dutzend Stimmen. »Im Gehorsam liegt Erlösung. In der Akzeptanz liegt Erlösung. Im Trotz …«
    Er blickte hoch. Ein Dutzend riesiger Augenpaare starrte ihm von einem Dach entgegen, aufgereiht wie ein Chor. Ein Dutzend Kiefer mit gelben nadelspitzen Zähnen klapperte im Gleichklang und sprach mit einer einzigen, Furcht einflößenden Stimme.
    »… Verdammnis.«
    »Was ist das, Hanth?« Kasla weinte. »Was sind das für Geschöpfe?«
    »Versteck dich«, befahl er und wich langsam zurück. »Lauf, so schnell du kannst, und schaff alle so weit von hier weg, wie es nur geht.«
    »Es gibt Boote, wir könnten …«
    »Bleibt auf festem Boden!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher