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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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Menschenkillern.
    Sie hatte ihre Gründe … stimmt’s?
    Aber sind es gute Gründe? Würde ich sie fragen, würde sie sie mir vielleicht verraten. Vielleicht könnten wir es doch noch schaffen.
    Manchmal denke ich darüber nach.
    Dann fängt die Stimme an zu kreischen.
    Die Shen haben die Fibel gestohlen und sind zu ihrer Insel geflüchtet, nach Jaga. Wir folgen ihnen dorthin. Das werden die Dämonen ebenfalls tun, und auch die Niederlinge. Ich werde sie alle töten.
    Denn das ist uns vorbestimmt.
    Dafür leben wir.
    Wir töten.
    Sie sterben.
    Unsere Entscheidung.
    Unser Plan sieht vor, nach Jaga zu segeln. Unser Plan lautet, die Fibel zu finden, sie vor den Händen der Shen und aller anderen zu retten. Die Insel ist weit weg. Der Weg dorthin ist tückisch. Aber das spielt keine Rolle.
    Die Verräter kommen mit mir.
    Ich werde sie dort begraben.

1

MENSCHHEIT
    Er schreckte aus einem Albtraum hoch und sagte es.
    »Hanth.«
    Er stand auf und streifte sich seine schmutzige, zerschlissene Robe über den Kopf und den nackten Leib. Mehr trug er nicht. Er starrte auf seine Hände, sterblich weich und menschlich zerbrechlich.
    »Hanth.«
    Er verließ die winzige Kaschemme, eine von vielen. Er ging mit jemandem, einem von vielen, zum Hafen. Er sah zu, wie ein Leichnam über ihre Köpfe weitergereicht wurde, auch von seinen Händen, sah zu, wie er in die Bucht glitt und in den Fluten verschwand. Ein kurzes Gebet, eine kurze Bestattung.
    Eine von vielen.
    »Hanth.«
    Sein Name war Hanth.
    Das wusste er, nachdem er es nur dreimal wiederholt hatte.
    Vor drei Tagen hatte er den Namen noch zwanzigmal wiederholen müssen, bis ihm einfiel, dass er Hanth war. Vor zwei Tagen brauchte er elfmal, bis er sich daran erinnerte, dass er nicht mehr der Mund war. Und heute fiel ihm nach nur drei Wiederholungen alles ein.
    Er erinnerte sich jetzt an seinen Vater, einen Seemann und Trunkenbold. Er erinnerte sich an seine Mutter, die gestorben war, als er gerade laufen konnte. Er erinnerte sich an das Versprechen gegenüber dem Kind und der Frau, die er nicht kannte, dass Hanth da sein würde.
    Er hatte seine Frau und sein Kind kennengelernt. Er hatte sein Versprechen gehalten. Diese Erinnerungen schmerzten besonders, erfüllten ihn mit einer durchdringenden Pein, die sich wie Nadeln in ein Fleisch grub, das er für gefühllos gehalten hatte. Das war erregend. Qualvoll.
    Und die Qualen hörten nicht auf. Die Nadeln drangen noch tiefer, bis in sein Innerstes. Er erinnerte sich daran, wie er Frau und Kind verloren hatte. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er taube Götter und ihre gierigen Diener angefleht hatte, sein Kind zu verschonen. Er erinnerte sich daran, dass er sie verflucht hatte, seinen Namen verflucht hatte, der seiner Familie nicht hatte helfen können.
    Er hatte den Namen weggeworfen.
    Er hatte gehört, wie Ulbecetonth in der Dunkelheit zu ihm sprach.
    Er war der Mund geworden .
    »Hanth.«
    Das war jetzt sein Name. Die Erinnerungen würden bleiben. Und das wollte er auch so. Aber Abgründige Mutter bedeutete ihm nichts mehr.
    Ebenso wenig wie ihre Befehle. Und wie die Loyalität, die er ihr einst geschworen hatte.
    Auch daran erinnerte er sich. Das Geräusch des schlagenden Herzens verhinderte, dass er vergaß.
    Er hörte es, aus der Ferne, so weit weg, als käme es aus einem anderen Leben. Es schlug ruhig und stetig, wie ein Fuß, der den Takt vorgab. Er drehte sich um und betrachtete den einsamen Tempel am Rand von Port Yonder, die verfallene Kirche, die auf einer sandigen Klippe stand. Die Menschen hatten sie für die Göttin errichtet, die sie ehrten.
    Die Menschen wussten gar nichts. Sie hatten keine Ahnung, was seit der Zeit der Kriege in diesem Tempel eingesperrt war.
    Und solange er lebte, würden sie es auch nicht erfahren.
    Er hatte einmal eingewilligt, sie an dem Wissen teilhaben zu lassen. Er hatte zugestimmt, Daga-Mer zurückzubringen. Der Mund hatte dem zugestimmt.
    Er war Hanth.
    Daga-Mer würde bis in alle Ewigkeit warten.
    Er kehrte Vater den Rücken zu, so wie er einst seinem alten Leben den Rücken zugekehrt hatte, und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Hafen.
    Die nächste Leiche. Das nächste Platschen.
    Eine von vielen Leichen seit dem Angriff der Langgesichter.
    Niemand wusste, weshalb sie gekommen waren. Obwohl der Mund einmal ihr Feind gewesen war, wusste Hanth nichts über ihre Motive, kannte die Gründe nicht, die sie nach Yonder geführt hatten, wusste nicht, warum sie zahllose Menschen
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