Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
und schlurfte
so vorsichtig aus dem Salon, als sei der Boden mit Bananenschalen übersät. Als
sich schließlich die Tür hinter ihm schloß, trat ein unbehagliches Schweigen
ein, bis Lady Mapleton mit den Drinks zurückkehrte.
    »Bestimmt haben Sie schon
bemerkt, daß mein Mann spinnt, Mr. Baker«, begann sie. »Aber leider nicht so
sehr, daß ich ihn entmündigen lassen kann.«
    »Bitte sprechen Sie nicht so«,
sagte Boris und seufzte. »Jedenfalls nicht solange wir an dem Film arbeiten.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht .« Sie lächelte ihn kurz an und reichte dann die Gläser
herum. »Filippa, du hast mir noch gar nicht Bericht erstattet«, meinte sie
beiläufig.
    »Das wollte ich gerade tun«,
antwortete Filippa vergnügt. »Was Größe und Fleiß betrifft, unbedingt die Note
eins. Für Technik und Einfallsreichtum sagen wir, eine Zwei minus .«
    »Und für Ausdauer ?« erkundigte sich die Blondine.
    »Eine Zwei plus, würde ich
sagen«, antwortete Filipa . »Natürlich ist zu
berücksichtigen, daß er vorher getrunken hatte .«
    »Darauf müssen wir achten«,
meinte Lady Mapleton nachdenklich. »Es ist also nur ein Aperitif vor dem Essen
erlaubt und während der Mahlzeiten ein Glas Wein .«
    »Sie sprechen doch hoffentlich
nicht von mir ?« knurrte Boris.
    »Auf keinen Fall«, versicherte
ihm die Blondine. »Sie können so viel trinken, wie Sie möchten, Mr. Slivka.
Nein, wir sprechen von unserem lieben Larry Baker hier — oder Slaker , wie ihn mein Mann zu nennen beliebt .«
    »Ich glaube, das Essen ist
fertig«, mischte sich Filippa ein.
    »Dann führe Mr. Slivka doch
gleich ins Speisezimmer«, schlug Lady Mapleton vor. »Haben Sie Hunger, Mr.
Slivka ?«
    »Tagsüber esse ich nie«, sagte
Boris. »Vielleicht kann ich nur hier sitzen und noch ein paar Wodkas bekommen ?«
    »Filippa wird Ihnen bestimmt
mit Freuden dabei Gesellschaft leisten«, regte die Blondine an. »Larry kann mit
mir kommen, damit wir uns etwas näher kennenlernen .«
    »Aber ich habe Hunger !« rief ich verzweifelt.
    »Es gibt Zeiten, da geht die
Karriere dem Appetit vor«, dozierte sie. »Wie könnten Sie denn mit dem Drehbuch
beginnen, wenn Sie noch nicht einmal Ihre Hauptdarstellerin näher kennen ?« Der unschuldige Blick verschwand plötzlich aus ihren
Augen. »Sie müssen doch die volle Reichweite meiner Talente abschätzen können,
Larry. Aber wenn Sie nicht interessiert sind« — , leicht zuckte sie die Schultern — , »dann muß ich meinem Mann wohl sagen, daß
er unglücklicherweise die falsche Wahl getroffen hat, als er Produzent und
Drehbuchautor aussuchte.«
    »Boris?« Ich blickte mich
hilfesuchend nach meinem Partner um.
    Boris trank sein Glas aus und
reichte es Filippa. »Towarischtsch.« Er lächelte mir tapfer zu. »Désiree Dawn
näher zu kennen, heißt, ein sensationelles Drehbuch für Désiree Dawn zu
schreiben .«
    »Er hat völlig recht«, nickte die
Blondine. »Und Désiree Dawn nicht zu kennen, heißt, im ersten Zug zu sitzen,
der nach London zurückgeht .«
    »Dann haben Sie wohl beide
recht«, sagte ich. »Der Beruf geht vor .«
    »Mir ist es ziemlich egal, wer
vorgeht«, sagte die Dame des Hauses. »Lassen Sie uns ein ruhiges Plätzchen
suchen, Larry, wo wir uns unterhalten können .«
    »Aber sicher«, murmelte ich.
    Sie packte meine Hand und zog
mich zur Tür. Vorausblickend nahm mir Boris mein Glas aus der Hand, als ich an
ihm vorbeiging, und trank es auf einen Schluck leer. Etwa fünf Sekunden später
marschierten wir im Eilschritt einen langen Korridor hinunter.
    »Die Schlafzimmer liegen alle
im ersten Stock«, informierte mich mein Star. »Wir haben eine private Suite mit
Schlafzimmer und Wohnzimmer, aber ich halte es für besser, wenn wir im
Augenblick Ihr Zimmer benutzen .«
    »Ganz wie Sie meinen, Lady
Mapleton«, knirschte ich.
    »Désiree«, verbesserte sie
mich. »Nennen Sie mich Désiree .«
    »Und Sie können Napoleon zu mir
sagen«, schlug ich vor. »Denn auf jeden Fall stehe ich jetzt vor Waterloo .«
    Eine Tür vor uns ging plötzlich
auf, und ein Männerkopf sah hervor.
    »Ah!« Mapleton lächelte uns mit
seinen wäßrigen Augen an. »Da sind Sie ja. Ich wollte Sie gerade sprechen,
Slaker .«
    »Muß das unbedingt jetzt sein ?« fuhr Désiree ihn an. »Wir wollten gerade unsere erste
Arbeitssitzung halten .«
    »Es dauert gar nicht lange«,
meinte Mapleton leutselig. »Kommen Sie in meine Bibliothek, Slaker .«
    Er wartete, bis ich im Zimmer
stand, dann machte er die Tür seiner Frau vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher