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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin
Autoren: Carter Brown
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kann es
gar nicht abwarten, zwei so berühmte Profis wie Sie bei der Arbeit zu
beobachten .«
    »Sie können doch nicht wirklich
unser Chauffeur sein ?« fragte ich.
    »Ich bin Désirees beste
Freundin«, berichtete sie. »Vor ihrer Heirat haben wir einige Male
zusammengearbeitet. Ich wohne im Augenblick bei ihr und versuche, mich nützlich
zu machen, soweit ich das kann. George möchte unbedingt, daß Sie so bald wie
möglich auf dem Schloß eintreffen, weil Sie nur in den nächsten beiden Nächten
Gelegenheit haben, sie in diesem Jahr zu sehen .«
    »Désiree Dawn ?« murmelte ich perplex.
    Sie lachte amüsiert. »Nein, die
Weiße Frau von Mapleton. Ich dachte eigentlich, daß Sie schon von ihr gehört
hätten. Sie ist berühmt .«
    »Ein Gespenst ?« fragte Boris mit hohl klingender Stimme.
    »Vor etwa drei Jahrhunderten
hat ein böser Mapleton sie geschwängert«, berichtete Filippa Jordan. »Aber weil
sie die Frau eines anderen war, fürchtete er, daß ihr Ehemann ihn umbringen
könnte. Deshalb ließ er sie lebendigen Leibes in der Burg einmauern. Man
glaubt, daß ihr Skelett noch immer vorhanden ist, aber kein Mapleton hat es
jemals zugelassen, daß Maurer der Sache auf den Grund gehen. Es heißt, sie
spukt jedes Jahr im Schloß, aber nur in zwei Nächten .«
    Boris war so überwältigt, daß
er sein neues Glas auf einmal leer trank. »Schicksal, ich höre dich tapsen«,
sagte er bedrückt. »Warum nur, Towarischtsch, geraten wir immer in solche
verrückten Situationen ?«
    »Pures Glück, schätze ich«,
sagte ich. »Trotzdem ist es unwahrscheinlich, daß wir ein Gespenst zu sehen
bekommen. In allen alten Schlössern erzählt man sich ähnliche Geschichten .«
    Ich gewahrte seinen plötzlich
gläsernen Blick und wußte, daß meine Beruhigungen zu spät kamen. Der letzte
dreifache Wodka hatte ihn geschafft. Ich griff nach ihm, aber nicht mehr
rechtzeitig. Er war schon vom Barhocker auf den Fußboden gerutscht. Mit großer
Würde rappelte er sich wieder auf die Beine und sah Filippa Jordan an.
    »Ich weiß ja, daß wir beim
Landeanflug sind«, sagte er vorwurfsvoll, »aber Sie hätten mich auffordern
sollen, den Sicherheitsgurt anzulegen .«
    »Geben Sie ihm noch einen
Drink«, bat ich den Barkeeper und ignorierte Boris’ ungläubigen Blick. »Er hat
gerade seinen kritischen Punkt erreicht. Noch drei Drinks, und er ist
stocknüchtern .«
    »Phantastisch !« sagte Filippa Jordan. »Wenn ich das nicht mit eigenen Augen gesehen hätte,
würde ich es nicht glauben .«
    »Boris ist der ideale
Alkoholiker«, erläuterte ich. »Sie glauben mir vielleicht nicht, aber das
Saufen stört ihn überhaupt nicht bei der Arbeit .«
    »Nach dem hier glaube ich
künftig alles«, versicherte sie mir.
    »Wir können ihn jetzt allein
lassen«, schlug ich vor. »Er braucht drei Gläser, bevor er wieder mit uns spricht .«
    Sie trank aus. »Ich möchte mich
irgendwo mit Ihnen unterhalten, wo es ruhig ist, Mr. Baker«, sagte sie.
    »Larry«, verbesserte ich. »Wie
wär’s mit meinem Zimmer ?«
    »Oder mit meinem, Larry ?« fragte sie leise.
    »Was für eine brillante Idee, Filippa«,
antwortete ich.
    Wir verließen die Bar und
nahmen den Lift in den fünften Stock. Filippas Zimmer war schon eher eine
Suite. In einem Eiskübel stand eine ungeöffnete Flasche Champagner, daneben
warteten zwei Kristallgläser.
    »Wenn ich etwas nicht leiden
kann«, meinte Filipa , »dann ist es Champagner, den
man alleine trinkt. Glauben Sie das nicht auch, Larry ?«
    »Unbedingt«, versicherte ich
ihr leidenschaftlich. »Ich bin völlig Ihrer Meinung .«
    »Dann seien Sie ein Engel und
machen Sie die Flasche auf«, schlug sie vor. »Ich bin gleich wieder da .«
    Sie verschwand ins
Schlafzimmer, und ich entkorkte die Flasche. Dem Etikett nach war es ein Heidsieck 71, und eine Kostprobe bestätigte mir das. Ich
saß auf der Couch und nippte an meinem Champagner, versuchte dabei, mir die
Zweifel an dieser plötzlichen Weihnachtsbescherung im Juli aus dem Kopf zu
schlagen.
    »Larry?« Filippas verführerisch
heisere Stimme rief mich aus dem Schlafzimmer. »Würden Sie die Gläser hier
hereinbringen? Es ist so viel intimer .«
    Intim! Ich wischte mir
verschütteten Champagner von der Hose und sprang auf die Füße. Aber der
Transport von zwei vollen Gläsern plus Flasche im Eiskübel stellte mich vor ein
Problem. Deshalb trank ich schnell beide Gläser aus und marschierte dann mit
meiner Fracht ins Schlafzimmer. Auf der Schwelle hätte ich fast den
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