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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters
Autoren: Marion Henneberg
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einigten, doch im Moment wollte sie sich einfach nur selbst bedauern.
    »Vielleicht liegt es auch daran, dass Randolfs Schwiegervater die Lüneburg erobert und auf dem Weg dorthin gebrandschatzt und geplündert hat.«
    »Nun, zumindest hat der Graf damit die Freilassung von Magnus Billung erreicht«, versetzte Henrika in ungewohnter Schärfe. »Hätte der König den jungen Herzog nicht so unglaublich lange in Haft gehalten, wäre vielleicht auch alles anders gekommen.«
    Überrascht sah ihr Vater sie an, dann überzog ein Schmunzeln sein Gesicht. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr mit mir sprechen«, entgegnete er listig. »Das wird sicher nicht der alleinige Grund für diese schwierige Situation sein, denke ich mir. Doch ich bin von meinem eigentlichen Anliegen abgekommen. Eigentlich hatte ich dir sagen wollen, dass wir heute Abend zum Essen Besuch erwarten.«
    Als Henrika den Mund verzog und entnervt mit den Augen rollte, hob er abwehrend die Hand.
    »Bevor du deine ablehnende Haltung kundtust, solltest du vielleicht erst mal wissen, um wen es sich handelt.«
    Als seine Tochter ihn anschließend jubelnd umarmte, war dem Münzmeister die Sorge anzusehen, denn er wusste, worauf sie insgeheim hoffte. Allerdings brachte er es nicht übers Herz, seiner Tochter alles zu sagen, und verbarg seine Gefühle, als sie ihn gleich danach anstrahlte. Sie würde es noch früh genug erfahren.
    Das Abendessen im Hause des Münzmeisters verlief sehr harmonisch, was zum größten Teil Clemens und seiner Schwiegermutter zu verdanken war, denn Randolf und Henrika wirkten vom ersten Moment ihres Wiedersehens an ungemein verlegen. Sie hatten sich acht Wochen nicht gesehen, und während Henrikas übernächtigtes Aussehen wie durch Zauberhand verschwunden war und rosigen Wangen Platz gemacht hatte, wirkte das hohlwangige Gesicht des Ritters fast ausgezehrt.
    Als Albrun die Schüsseln und das übriggebliebene Brot abräumte, erkundigte sich Randolf nach Goswin und seiner Familie.
    »Sie sind vor einer Woche abgereist. Mein Schwager hat sich nach langem Überlegen dazu entschieden, Euer Angebot anzunehmen und die nächste Zeit auf Eurem Gut abzuwarten. Hier ist ihm die Decke auf den Kopf gefallen, er braucht einfach die tägliche Arbeit auf dem Feld. Ich soll Euch außerdem daran erinnern, dass Ihr unbedingt einen Vertrag aufsetzten sollt, was die Pachtbedingungen angeht«, berichtete der Münzmeister.
    Randolf nickte erfreut über die Nachricht, denn er hatte nicht vor, auf sein Gut zurückzukehren, nun, da Betlindis tot war. Zu vieles erinnerte ihn dort an sie – und an den Erzbischof.
    Leicht zerstreut hörte er die Frage seines Gastgebers, der sich nach dem Fortschritt der Friedensverhandlungen erkundigte.
    »Nun ja, es läuft nicht gerade nach des Königs Wunsch. Schließlich hat Heinrich gehofft, dass die Reichsfürsten ihre Truppen nun gegen die aufständischen Sachsen ins Feld schicken, anstatt den geplanten Polenfeldzug durchzuführen.«
    »Ich hatte angenommen, dass es sich nur noch umeine reine Formalität handelt«, mischte Henrika sich zum ersten Mal in das Gespräch ein.
    Überrascht heftete Randolf seinen Blick auf die junge Frau, und sein verhärmter Ausdruck verschwand für einen Moment.
    Henrikas Herz zog sich zusammen, und in dem Augenblick wusste sie, dass er keineswegs gekommen war, um ihr sein Herz zu Füßen zu legen. Obwohl sie durchaus spürte, dass er genauso empfand wie sie, hinderte sein Ehrempfinden ihn daran, sich so schnell nach Betlindis’ Tod wieder zu binden. Kurioserweise handelte es sich dabei genau um einen der Charakterzüge, die ich immer so an ihm bewundert habe, dachte sie zynisch. Doch dann riss sie sich zusammen und schluckte tapfer die bitteren Gefühle hinunter.
    »Eigentlich schon«, erwiderte Randolf ernst, und das liebevolle Aufflackern in seinen Augen verschwand wieder, als hätte sie es sich nur eingebildet. »Aber einige der Fürsten waren wie Heinrich der Meinung, dass die Sachsen für die Majestätsbeleidigung, wie sich der König selbst ausgedrückt hat, bluten sollten. Zum Glück konnten sich die mächtigen Fürsten unter der Führung Rudolfs von Schwaben durchsetzen und einen Verhandlungstermin festlegen. Am zwanzigsten Oktober ist es endlich so weit – in Gerstungen treffen die beiden gegnerischen Parteien aufeinander, um über die Bedingungen zu verhandeln«, fuhr der Ritter fort, nun wieder an alle gewandt.
    »Das hört sich doch gut an, Herr Randolf. Wieso
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