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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers
Autoren: Nora Roberts
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Carlson den Revolver.
    Blitzschnell streckte sie die Hand aus und fühlte den glatten Griff von Jakes Revolver in ihrer Hand. Auf der Erde kniend, hob sie ihn auf und visierte sorgfältig das Ziel an. »Samuel«, presste sie heraus und wartete, dass er den Kopf drehte.
    Der Revolver zuckte in ihrer Hand, als sie abdrückte. Der Widerhall des Schusses schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. Carlson starrte sie nur an. Sarah fürchtete, ihn verfehlt zu haben, und spannte von Neuem den Hammer. Ruhig setzte sie zum nächsten Schuss an.
    Plötzlich taumelte Carlson. Ohne den Blick von ihr zu wenden, hob er die Hand, um den Blutstrom aufzuhalten, der sein Hemd rot färbte. Daraufhin taumelte er, griff noch einmal Halt suchend in die Luft, torkelte über den Rand und stürzte hinab in die Tiefe des Cañons.
    Der Revolver entglitt ihrer Hand. Langsam kroch Sarah auf Jake zu. Er hatte sich auf einen Ellbogen gestützt und hielt sein Messer in der Hand. Sarah weinte, während sie Stoffstreifen aus ihren Petticoats riss, um die Wunde in seiner Seite zu verbinden.
    »Ich dachte, er hätte dich getötet. Du sahst aus …« So viel Blut, dachte sie verzweifelt, während sie weitere Stoffstreifen abriss. »Du brauchst einen Arzt. Ich helfe dir aufs Pferd, sobald du …« Sie stockte. »Es war verrückt von dir, deine Deckung zu verlassen. Ich hätte dich für vernünftiger gehalten.«
    »Ich auch«, flüsterte Jake. Rasend war der Schmerz, der sich in heißen Wellen von der Schusswunde in der Seite her ausbreitete. Er hob Sarah die Hand entgegen, wollte sie berühren – nur noch einmal, bevor er starb. »Sarah …«
    »Sprich jetzt nicht.« Sie versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Das Blut sickerte durch den Verband auf ihre Hände. »Bleib still liegen. Ich kümmere mich um dich. Du wirst nicht sterben.«
    Er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Müde schloss er die Augen. Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, Hufgetrappel zu hören. »Du bist eine wunderschöne Frau«, flüsterte er, dann verlor er das Bewusstsein.
    Als Jake erwachte, war es dunkel um ihn herum. Ein bitterer Geschmack lag auf seiner Zunge, und sein Kopf tat weh. Der Schmerz in seiner Seite war noch da, aber nun eher dumpf und gleichmäßig. Jake blieb still liegen und fragte sich, wie lange er schon in der Hölle war.
    Er schloss die Augen. Es spielt sowieso keine Rolle, dachte er. Denn ich gehe ja nicht wieder weg. Plötzlich nahm er ihren Geruch wahr, roch den sanften Blütenduft. Obwohl es ihn große Anstrengung kostete, öffnete er die Augen wieder und versuchte, sich aufzusetzen.
    »Nein, nicht!« Sarah war sofort bei ihm, sprach ihm beruhigend zu, drückte ihn sanft zurück und legte ein kühles Tuch auf sein heißes Gesicht.
    »Wie lange?«, flüsterte er.
    »Keine Sorge.« Sie legte ihren Arm um seinen Nacken und setzte eine Tasse an seine Lippen. »Trink ein wenig. Dann wirst du wieder einschlafen. Ich bin ja bei dir«, fügte sie hinzu, als Jake hustete und den Kopf abwenden wollte.
    »Kann nicht …« Er versuchte, ihr Gesicht zu erkennen, sah aber nur einen Schatten. Jedenfalls war es Sarah. »Kann nicht die Hölle sein«, brachte er hervor, ehe er wieder einschlief.
    Schon eine ganze Woche lag er mit hohem Fieber da. Nur ab und zu und für kurze Zeit war er aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Der Arzt hatte anfangs keinen Pfifferling für sein Leben gegeben. Stunde um Stunde, Tag um Tag hatte Sarah neben Jake gesessen, seine heiße Haut gekühlt, ihn warm zugedeckt, wenn Schüttelfröste ihn überkamen, gebetet, wenn er wieder in diesen tiefen Schlaf gefallen war.
    Er hatte eine Menge Blut verloren. Als Barker angeritten kam, hatte sie den Blutstrom zum Stillstand gebracht, doch der Ritt in die Stadt hatte ihn noch mehr gekostet. Und als sich schließlich der Arzt an der Wunde zu schaffen machte, um die Kugel herauszuholen, hatte sie weiteres Blut stillen müssen.
    Dann hatte ihn gnadenlos das Fieber gepackt. Während einer Woche war Jake nur wenige Minuten wach gewesen, oft hatte er fantasiert, manchmal fremde Worte gebraucht.
    Maggie trat ins Zimmer. »Wie geht es ihm?«
    »Etwas besser.« Sarah erhob sich und wartete, bis Maggie ihr Tablett auf der Kommode abgestellt hatte. Schon lange hatte sie aufgehört, wegen des Essens mit Maggie zu streiten. Es hatte nur ein paar Tage gedauert, bis sie einsah, dass sie essen musste, wenn sie die Kraft aufbringen wollte, bei Jake auszuharren.
    »Machen Sie sich wegen des Frühstücks keine Sorgen, denn
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