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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers
Autoren: Nora Roberts
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Mann dies nicht tun sollte – es sei denn, es handelte sich um seine eigene Frau. Als sie spürte, wie ihr Herz zu klopfen begann, versteifte sie sich.
    »Ma’am.« Jake war überrascht, dass sie die Hitze so gut vertrug. Vielleicht war sie viel zäher, als sie aussah, doch er bezweifelte es.
    »Mr Redman.« Entschlossen, sich liebenswürdig zu zeigen, lächelte sie ihn flüchtig an.
    Jake hakte die Daumen in seine Hosentaschen. »Ich habe Nachricht von Ihrem Vater.«
    Jetzt strahlte sie über das ganze Gesicht, ihre Augen funkelten im Sonnenlicht. »Oh, er hat eine Nachricht für mich hinterlassen? Vielen Dank, dass Sie mir Bescheid gesagt haben. Ich hätte ja Stunden hier warten können.«
    »Ma’am …«
    »Ist es eine schriftliche Botschaft?«
    »Nein.« Jake wollte es hinter sich bringen, und zwar schnell. »Ihr Vater ist tot. Er ist in seiner Mine verunglückt.« Jake war auf Weinen gefasst, auf hysterisches Jammern, aber ihre Augen füllten sich nicht mit Tränen, sondern blitzten vor Wut.
    »Wie können Sie es wagen, mich so gemein anzulügen?«
    Sie wollte an ihm vorbei davoneilen, doch Jake packte sie am Arm und hielt sie zurück. Sarahs erste Reaktion, ihm ihre Entrüstung entgegenzuschleudern, unterblieb, nachdem sie Jake in die Augen gesehen hatte.
    »Er wurde vor zwei Tagen beerdigt.« Jake merkte, wie sie zusammenschrak. Ihr Zorn schwand, und sie wurde blass. »Werden Sie mir nicht ohnmächtig.«
    Sarah erkannte, dass er die Wahrheit sagte. Sie spürte, welches Unbehagen es ihm bereitete, der Überbringer der Todesnachricht zu sein. »Ein Unfall?«, brachte sie mühsam heraus.
    »Ja. Ein Stollen ist verschüttet worden.« Jake war erleichtert, dass sie nicht in seinen Armen zusammengebrochen war, aber ihr glasiger Blick gefiel ihm gar nicht. »Am besten, Sie sprechen mit dem Sheriff.«
    »Mit dem Sheriff?«, wiederholte sie dumpf.
    »Sein Büro ist auf der anderen Straßenseite.«
    Sie sah Jake bloß an und schüttelte den Kopf.
    Ihre Augen sind goldbraun, stellte Jake fest. Wie der Brandy, den er manchmal im »Silver Star« trank. Im Moment drückten sie großen Kummer aus. Er sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss, um nicht von den Gefühlen überwältigt zu werden, die sich in ihren Augen so deutlich widerspiegelten.
    Wäre sie in Ohnmacht gefallen, hätte er sie vermutlich gleich in die Obhut der erstbesten Frau gegeben, die des Weges gekommen wäre. Aber die junge Dame hielt sich tapfer aufrecht, und das rührte etwas in ihm an.
    Jetzt löste Jake seinen Griff von ihrem Arm und führte sie am Ellbogen über die Straße. Dabei konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie er dazu kam, sich für sie verantwortlich zu fühlen.
    Sheriff Barker saß an seinem Schreibtisch, der mit Papieren übersät war, und trank gerade einen Kaffee. Sein Haar lichtete sich zusehends. Jeden Morgen nahm er sich viel Zeit, die noch verbliebenen Strähnen über die sich stetig vergrößernde Glatze zu verteilen. Den Bauchansatz hatte er seiner Vorliebe für Naschereien zu verdanken, was seine Frau durch ihre Backkünste noch förderte. Barker vertrat das Gesetz in Lone Bluff – um die Ordnung kümmerte er sich nicht allzu sehr. Er war nicht korrupt, aber faul.
    Barker seufzte leise, als er Jake eintreten sah. Wenn Redman in der Gegend war, ging das gewöhnlich nicht ohne Arbeit für ihn ab. »Du bist also zurück. Ich dachte schon, New Mexico hätte es dir angetan.« Seine Brauen schossen in die Höhe, denn jetzt bemerkte er Sarah. Immerhin hatte er genügend Anstand, sich bei ihrem Anblick zu erheben. »Ma’am.«
    »Das ist Matt Conways Tochter.«
    »Also, da soll mich doch … Entschuldigen Sie, Ma’am. Ich war gerade dabei, Ihnen zu schreiben.«
    »Sheriff …« Sarah hielt einen Augenblick inne, um sich zu sammeln. Sie wollte nicht die Haltung verlieren, nicht hier vor fremden Leuten.
    »Barker, Ma’am.« Er kam hinter dem Schreibtisch hervor und rückte ihr einen Stuhl zurecht. »Bitte nehmen Sie Platz.«
    »Sheriff Barker.« Sarah setzte sich. »Mr Redman hat mir soeben mitgeteilt, dass mein Vater …« Sie konnte es nicht aussprechen. Egal, wie schwach sie dadurch erscheinen mochte, sie brachte es einfach nicht übers Herz.
    »Jawohl, Ma’am. Tut mir aufrichtig leid. Ein paar spielende Kinder haben ihn gefunden. Anscheinend hat er in der Mine gearbeitet, als einer der Stützbalken nachgab.«
    Als Sarah nichts sagte, räusperte Barker sich und öffnete die oberste Schublade des Schreibtischs.
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