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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers
Autoren: Nora Roberts
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sich immer noch in Jim Carlsons Gewalt zu befinden. Dann kam ihr die Erinnerung.
    Das Pferd mühte sich einen Abhang hinauf, durch staubiges Gestein hindurch. Sie sah Erde und Steine, von den Hufen des Pferdes gelöst, in einen tiefen Abgrund hinunterrieseln. Der Mann im Sattel hinter ihr atmete schwer. Sie bemühte sich, einen klaren Kopf zu behalten und sich den Weg zu merken, den sie einschlugen, denn falls sie ihrem Entführer entkam, wollte sie nicht ziel- und hilflos durch die felsige Einöde stolpern.
    Nahe dem Rand eines Cañons hielt er das Pferd an. Tief unten konnte sie das silberne Band eines Flusses erkennen. »Samuel, bitte …« Sie schrie auf, als er den Strick von ihren Handgelenken zerrte und sie grob zu Boden riss.
    Sein Blick war glasig, das Gesicht blass und schweißüberströmt, das Haar klebte ihm klatschnass an den Schläfen.
    Das war nicht mehr der Mann, der schwungvoll vor ihr seinen Hut gelüftet und ihre Hand geküsst hatte. Der Mann, der jetzt vor ihr stand, war wahnsinnig.
    »Was haben Sie vor?«, fragte sie.
    »Er kommt.« Immer noch schwer atmend, wischte sich Carlson mit dem Handrücken über den Mund. »Er ist hinter uns her, ich habe ihn gesehen. Wenn er kommt, um dich zu holen, werde ich ihn bereits erwarten.« Carlson zerrte sie auf die Füße. »Ich werde ihn töten, Sarah. Wie einen Hund werde ich ihn sofort abknallen.«
    »Nein.« Sie riss sich los. Den Cañon im Rücken, stand sie ihm gegenüber. Nur ein Schritt rückwärts, und sie wäre in die Tiefe gestürzt. »Nehmen Sie doch Vernunft an, Samuel. Es ist vorbei. Sehen Sie das doch ein. Man weiß jetzt, was Sie getan haben, und man wird Sie zur Strecke bringen.«
    »Ein dickbäuchiger Sheriff?« Carlson lachte, und bevor sie ausweichen konnte, hatte er ihren Arm gepackt. »Höchst unwahrscheinlich. Dies ist ein großes Land, Sarah. Niemand wird uns finden.«
    Sie hörte das Pferd im selben Moment wie Carlson und stieß einen Warnruf aus. »Nein, Jake, er wird dich töten!« Im nächsten Moment schrie sie auf, denn Carlson drehte ihr den Arm auf den Rücken. In aller Ruhe setzte er ihr den Revolver an die Schläfe.
    »Ich werde die Frau töten, Redman. Kommen Sie langsam heraus und lassen Sie die Hände da, wo ich sie sehen kann, oder die erste Kugel geht in ihren Kopf.« Brutal verdrehte Carlson ihren Arm, denn er wollte, dass Jake sie nochmals schreien hörte. »Los, Redman, oder ich töte sie und werfe ihre Leiche in den Abgrund.«
    »Nein! Oh nein!« Tränen verschleierten ihren Blick, als Jake hinter einem Felsen hervortrat. »Bitte nicht! Sie haben überhaupt nichts davon, wenn Sie ihn töten. Ich werde mit Ihnen gehen.« Sie versuchte, sich so weit herumzudrehen, dass sie Carlson in die Augen schauen konnte. »Ich gehe mit Ihnen, wohin Sie nur wollen.«
    »Ich habe nichts davon?« Wieder lachte Carlson, und sein Lachen hallte vielfach von den Felsen zurück. »Befriedigung, meine Liebe. Befriedigung habe ich davon.«
    »Bist du verletzt?«, fragte Jake ruhig.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er hat mich nicht verletzt. Und er wird mir auch nichts tun, wenn du weggehst.«
    »Da irrst du dich aber, meine Liebe. Da irrst du dich ganz gewaltig.« Carlson zog den Hahn seines Revolvers zurück und drückte den Lauf fest gegen Sarahs Schläfe. »Nehmen Sie den Gurt ab – langsam, ganz langsam. Jetzt lassen Sie ihn fallen und stoßen ihn mit dem Fuß zur Seite.«
    »Nein!« Sarah begann zu strampeln, doch Carlson brauchte ihren Arm lediglich weiter nach oben zu biegen, um sie ruhigzustellen.
    Jetzt nahm Carlson den Revolver von Sarahs Schläfe und zielte genau auf Jakes Herz. »Wissen Sie, ich habe noch nie einen Menschen getötet. Es kam mir immer zivilisierter vor, jemand anders damit zu beauftragen – jemanden wie Sie.« Er lächelte. »Aber ich glaube, in diesem Fall wird es mir großes Vergnügen bereiten.«
    »Kann ich mir denken.« Jake beobachtete ihn scharf. Barker konnte nicht weit zurück sein. »Vielleicht noch mehr, wenn Sie hören, dass ich Ihren Bruder erledigt habe.«
    Carlsons Wangenmuskeln zuckten. »Sie Bastard!«
    Sarah schrie auf und warf sich gegen Samuels Arm. Es knallte. Unmittelbar danach sank sie auf die Knie, als sie Jake ausgestreckt auf dem Boden liegen sah. Blut sickerte aus seiner Seite.
    »Nein! Oh Gott, nein!«
    Carlson warf den Kopf zurück und lachte in den Himmel hinauf. »Ich hatte recht. Es hat mir Spaß gemacht. Aber er ist noch nicht tot. Noch nicht ganz.« Erneut hob
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