Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
antun.«
    »Nein.« Carlson tätschelte Sarahs Hand und bat sie, in einem Sessel Platz zu nehmen. »Er wird genau das tun, was ich ihm sage.«
    Nachdem Samuel die Tür hinter sich geschlossen hatte, barg sie ihr Gesicht in den Händen. Einen Augenblick lang ließ sie ihren Tränen freien Lauf, gegen die sie zuvor angekämpft hatte. Jim hatte vorgehabt, sie zu töten, dessen war sie sicher. Die Art und Weise, wie er sie angesehen, sie angelächelt hatte, hatte es ihr verraten. Warum aber hatte er sie dann hierher gebracht, wo sie unter Samuels Schutz kam?
    Schutz. Ein paarmal atmete sie tief aus und ein. Allmählich beruhigte sich ihr Herzschlag. Sie war jetzt in Sicherheit, aber es war noch nicht ausgestanden.
    Sie stand auf und begann, auf und ab zu gehen. Der Raum war klein, aber wunderschön ausgestattet. Es gab zierliche Porzellanfigurinen und ein Gemälde in zarten Pastelltönen, in dem sich Samuels auserlesener Geschmack und sein Sinn für das Schöne widerspiegelten. Wie unähnlich sich die Brüder sind, dachte Sarah.
    Wie Kain und Abel.
    Jetzt eilte sie zur Tür. Sie hätte niemals die Last der Schuld tragen können, hätte einer der Brüder den anderen um ihretwillen umgebracht.
    Doch die Tür war abgeschlossen. Einen Augenblick lang dachte sie, es läge an ihren Nerven, dass sie die Tür nicht aufbekam, und nach einem tiefen Atemzug versuchte sie es von Neuem. Vergeblich.
    Sie wirbelte herum und überlegte. Eingeschlossen? Aber warum? Zu ihrem Schutz? Vielleicht hatte Samuel gemeint, sie sei hinter einer verschlossenen Tür sicherer aufgehoben, bis er zu ihr zurückkehrte.
    Und wenn Jim mit dem Schlüssel zurückkehrte? Klopfenden Herzens machte sie sich auf die Suche nach einer Waffe.
    Sie zog die Schreibtischschubladen auf, wühlte rücksichtslos zwischen Papieren herum. Wenn schon keine Pistole, dann wenigstens ein Messer, dachte sie, oder auch nur ein Brieföffner. Auf keinen Fall wehrlos sein. Nicht schon wieder. Sie zog die mittlere Schublade auf, die Messinggriffe schlugen gegen das glänzende Mahagoniholz. Mitten in der Bewegung hielt sie inne, als ihr Blick auf die Miniatur fiel. Ihre Miniatur.
    Es war das Selbstporträt, das sie im vergangenen Jahr angefertigt und ihrem Vater zu Weihnachten geschickt hatte. Dasselbe, das er voller Stolz bei seinen Freunden in der Stadt herumgezeigt hatte. Das Bildchen, das sie unter seiner Hinterlassenschaft vermisst hatte. Es fehlte, weil sein Mörder es an sich genommen hatte.
    Als sich der Schlüssel im Schloss drehte, sparte sie sich die Mühe, die Schublade wieder zu schließen oder zu verbergen, was sie in der Hand hielt. Stattdessen drehte sie sich um und sah ihm entgegen.
    »Sie waren es«, sagte sie leise, während Samuel Carlson die Tür zudrückte und von innen abschloss. »Sie haben meinen Vater getötet.«

14. K APITEL
    Carlson kam quer durch den Raum auf sie zu, bis nur noch der Schreibtisch zwischen ihnen war. »Sarah.« Er seufzte. In der Hand hielt er eine zierliche Tasse mit duftendem Tee, aber Sarah bemerkte, dass er seinen Revolvergurt umgeschnallt hatte. »Ich weiß, wie Sie sich fühlen müssen, nachdem sich Jim Ihnen gegenüber so abscheulich benommen hat. Nun, so setzen Sie sich doch erst einmal, und fassen Sie sich.«
    »Sie haben meinen Vater getötet«, wiederholte Sarah.
    »Das ist doch lächerlich. Ich habe niemanden getötet. Hier, meine Liebe. Ich habe Ihnen etwas Tee gebracht. Das sollte Ihnen helfen, sich zu beruhigen.«
    Sein offener Blick ließ sie schwankend werden. Er musste es gespürt haben, denn er lächelte und trat auf sie zu. Augenblicklich wich sie vor ihm zurück. »Wie kommt das Bild in Ihren Schreibtisch?«
    Carlson sah auf die Miniatur in ihrer Hand. »Eine Frau sollte niemals in den persönlichen Dingen eines Mannes herumschnüffeln.« Er stellte die Tasse auf den Schreibtisch. Seine Stimme bekam einen nachsichtigen Ton. »Aber da es nun einmal geschehen ist, will ich gestehen. Falls man mir etwas vorwerfen kann, dann höchstens, dass ich allzu romantisch veranlagt bin. Als ich dieses Bild sah, habe ich mich sofort in Sie verliebt. Kaum dass ich Ihr Gesicht gesehen hatte, ergriff mich ein übermächtiges Verlangen.« Carlson streckte seine Hand aus. »Kommen Sie, Sarah, das können Sie mir doch nicht übel nehmen.«
    Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Sagen Sie mir nur, wie etwas, was meinem Vater gehört hat, in Ihre Schublade gekommen ist.«
    Jetzt begann sich Ungeduld auf Carlsons Gesicht abzuzeichnen, und er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher