Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
»Er hatte seine Taschenuhr dabei und seinen Tabak.« Auch seine Pfeife hatte man bei ihm gefunden, da sie jedoch zerbrochen war, war Barker davon ausgegangen, dass niemand sich dafür interessierte. »Wir nahmen an, dass er seinen Ehering gern mit ins Grab genommen hätte.«
    »Ich danke Ihnen.« Mühsam beherrscht, nahm sie die Uhr und den Tabaksbeutel entgegen. Wie gut erinnerte sie sich an die Taschenuhr! Rasch unterdrückte sie die aufsteigenden Tränen. »Ich möchte sehen, wo er begraben liegt. Mein Gepäck müsste zu seinem Haus hinausgebracht werden.«
    »Miss Conway, wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, lassen Sie sich nicht dort draußen nieder. Das ist nichts für eine junge Dame wie Sie. Meine Frau wird sich glücklich schätzen, Sie einige Tage bei uns aufzunehmen, bis die Postkutsche wieder nach Osten fährt.«
    »Vielen Dank für das freundliche Angebot.« Indem sie sich auf die Stuhllehne stützte, gelang es Sarah, wieder aufzustehen. »Aber ich würde heute Nacht lieber im Haus meines Vaters schlafen.« Sie schluckte und merkte, dass ihre Kehle so trocken war, dass es wehtat. »Gibt es … Schulde ich Ihnen irgendetwas für die Beerdigung?«
    »Nein, Ma’am. Hierzulande kümmern wir uns um unsere Leute noch selber.«
    »Ich danke Ihnen nochmals.« Sarah spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Die Uhr ihres Vaters umklammernd, stürzte sie nach draußen und holte, an einen Pfosten gelehnt, tief Luft.
    »Sie sollten das Angebot des Sheriffs annehmen.«
    Sarah wandte den Kopf und blickte Jake ruhig an. Bisher hatte er kein Wort des Mitleids geäußert. Kein einziges. Nun, sie war froh darüber. »Ich werde im Haus meines Vaters wohnen. Werden Sie mich hinbringen?«
    Nachdenklich rieb Jake sich das Kinn. Seit einer Woche hatte er sich nicht rasiert. »Ich hab zu tun.«
    »Natürlich werde ich Sie bezahlen«, sagte sie schnell, als er sich zum Gehen wandte.
    Jake blieb stehen und sah über die Schulter zurück. Sarah Conway war also fest entschlossen. Er wollte wissen, wie fest. »Wie viel?«
    »Zwei Dollar.«
    Jake schwieg.
    »Also fünf.«
    »Haben Sie fünf?«
    Angewidert wühlte Sarah in ihrem Beutel. »Da!«
    Jake blickte auf die Fünf-Dollar-Banknote in ihrer Hand. »Was ist das?«
    »Das sind fünf Dollar.«
    »Nicht hier. Bei uns ist das ein Fetzen Papier.«
    Sarah stopfte den Schein in den Beutel zurück und zog eine Münze hervor. »Wie steht’s damit?«
    Jake nahm die Münze, drehte sie in seiner Hand herum, bevor er sie einsteckte. »In Ordnung. Ich besorge einen Wagen.«
    Kleinlicher Mensch, dachte Sarah. Sie hasste ihn. Noch mehr missfiel ihr die Tatsache, dass sie ohne seine Hilfe nicht zurechtzukommen schien.
    Während der langen Fahrt im offenen Wagen sprach Sarah kein Wort. Weder die Trostlosigkeit ihrer Lage noch die Hitze und die Kaltschnäuzigkeit des Mannes neben ihr bedeuteten ihr noch etwas. Sie empfand nur eine ungeheure Leere.
    Jake Redman legte keinen Wert auf Unterhaltung. Schweigend lenkte er das Gespann. Zusätzlich zu den Revolvern war er jetzt mit einem Gewehr bewaffnet, das auf seinem Schoß lag. Hier draußen hatte es zwar seit Längerem keinen Ärger gegeben, doch hatte ihm der Indianerüberfall deutlich gemacht, dass sich dies leicht ändern konnte.
    Er hatte Strong Wolf in dem Trupp erkannt, der die Postkutsche angegriffen hatte. Wenn sich der Apache diese Gegend für seine Raubzüge ausgesucht hatte, würde er früher oder später auch zur Conway-Ranch kommen.
    Sie begegneten niemandem, sahen nur Sand, Felsen und einen Falken auf Beutefang.
    Jetzt zügelte Jake die Pferde vor einem kleinen Haus, das aus Lehmziegeln gebaut war, und ein paar heruntergekommenen Hütten.
    »Warum halten wir hier an?«, fragte Sarah verwundert.
    Jake sprang vom Wagen. »Das ist Matt Conways Besitz.«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich.« Da Jake keine Anstalten machte, ihr zu Hilfe zu kommen, mühte sich Sarah selber herunter. »Mr Redman, ich habe Sie dafür bezahlt, dass Sie mich zum Haus meines Vaters bringen, und darf wohl erwarten, dass Sie sich an unsere Abmachung halten.«
    Bevor sie ihn daran hindern konnte, stellte er einen ihrer Koffer auf den steinigen Boden. »Was tun Sie da?«
    »Ich liefere Ihr Gepäck ab.«
    »Unterstehen Sie sich, auch nur noch ein Stück abzuladen!« Zu Jakes Überraschung packte sie ihn am Hemd und zog ihn zu sich herum. »Ich bestehe darauf, dass Sie mich umgehend zum Haus meines Vaters bringen!«
    Sie ist nicht nur naiv, dachte Jake. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher