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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Autoren: Robert Quint
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Platz gemacht, und indirektes Licht spendete angenehme Helligkeit.
    Die Stahltür, die das Ende des Tunnels bildete, trug das Zeichen Eurochems; ein Kreuz, das von einem Kreis umschlossen wurde.
    »Ein holografisches Feld«, erläuterte Gral fast gegen seinen Willen. »Es simuliert eine weitere Fortsetzung des Tunnels.«
    Terjung wirkte unbeeindruckt.
    Gral ignorierte das klobige Metallrad, mit dem man die Tür bei Stromausfall auf manuellem Wege öffnen konnte, und betätigte erneut den Kodegeber.
    Leises Brummen ertönte. Die Tür schwang auf. Gral erkannte, daß sie eine Dicke von etwa fünfzig Zentimetern besaß.
    Hinter der Tür lag eine kleine Schleusenkammer.
    »Für den Fall, daß Giftgas oder radioaktive Strahlung den Tunnel verseucht hat«, murmelte der Vizedirektor. »Transkom-12 war früher ein Atombombenbunker der bundesdeutschen Regierung.« Er schnitt eine Grimasse. »Als Deutschland noch existierte.«
    Terjung runzelte die Stirn.
    Die erste Gemütsregung, die Gral bei dem Söldner feststellte, und diese Erkenntnis erfüllte ihn seltsamerweise mit Befriedigung.
    »Aber«, wandte Terjung ein und folgte Gral in die Kammer, »Deutschland existiert noch. Der Bundeskanzler …«
    »Der Bundeskanzler ist ein Clown«, unterbrach Gral unwirsch. Die Stahltür schloß sich wieder. Ein saugendes Geräusch wurde hörbar, als die hermetische Verriegelung einrastete. »Der Kanzler ist nichts weiter als ein Gespenst. Ein Gespenst, das über ein Gespensterland regiert. Möglicherweise hat er es selbst noch nicht gemerkt, aber es ist so. Alle Nationalstaaten zerfallen. Im Westen wie im Osten.«
    Mißmutig kniff Gral die Lippen zusammen.
    Warum erzähle ich ihm das? fragte er sich irritiert. Warum diskutiere ich mit einem verdammten Söldner, der vielleicht ein Spion der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit oder des Generaldirektors persönlich ist?
    »Sie haben zu lange in der Schweiz gelebt«, fuhr Gral dennoch fort. »Die Schweizer hängen noch zu sehr dem alten Mythos von der Alpenfestung nach. Sie glauben nicht, was sie sehen und hören, und wenn sie es glauben, dann schlagen sie einander auf die Schulter und versichern sich treuherzig, daß Helvetia so etwas Schreckliches niemals zustoßen kann. Doch sie irren sich. Kaum jemand will es wahrhaben, aber wir leben in einer Zeit des Wandels.«
    Das Innenschott glitt zur Seite.
    Ein breiter Korridor, zu beiden Seiten von zahllosen Türen gesäumt, mündete nach fünfzig oder achtzig Metern in eine Verteilerhalle. Teppichfliesen bedeckten den Boden. Sie waren von einem dunklen, warmen Braun und dämpften die Schritte der beiden Männer.
    »Irgend etwas stimmt nicht«, sagte Terjung plötzlich.
    »Tatsächlich?« Gral bemühte sich nicht, seinen Spott zu verbergen.
    »Es riecht nach Gefahr.« Terjung öffnete das Waffenhalfter und zog die automatische Pistole ein wenig heraus.
    »Nach Gefahr?« Gral schnüffelte. »Nein«, schüttelte er den Kopf. »Es riecht nicht nach Gefahr, sondern nach Desinfektionsmitteln. Sie müssen sich irren, Terjung.«
    Die Ironie konnte dem Söldner nicht entgehen, und fast wünschte Gral, daß Terjung auf die Provokation reagieren und seine verdammte unterkühlte Ruhe verlieren würde.
    Aber Terjung blieb so wie immer – beherrscht, kühl, nüchtern wie ein Computer.
    »Ich spüre es, wenn etwas nicht stimmt«, erklärte der große Mann. »Ich habe die Akademie besucht. Nur wenige Söldner können die Akademie besuchen. Dort lernt man derartige Dinge. Eine bestimmte Begabung ist dafür erforderlich. Eine Empfindsamkeit, die nur einer von tausend Menschen besitzt.«
    »Der siebte Sinn, eh?« knurrte Gral.
    Er nahm Terjungs Befürchtungen noch immer nicht ernst. Sein Kodegeber gab Grünlicht, und der Kodegeber stand mit dem Sicherheitscomputer Transkoms in Verbindung. Der Computer würde sofort Alarm geben, wenn sich etwas Ungewöhnliches ereignet hatte.
    Dieser Söldner ist verrückt, dachte Gral und steuerte rasch auf die Verteilerhalle zu. In der Akademie hat man ihm den Kopf verdreht. Er ist nicht der erste, und er wird nicht der letzte sein.
    Nur zu deutlich erinnerte sich der Vizedirektor an das Schicksal der jungen Frau, die im SD für das Dezernat Gegenspionage gearbeitet hatte. Terza. Sylke Terza. Ein blondes, vollbusiges, attraktives Geschöpf, eines von den jungen Dingern, die im SD-Jargon »Bettwärmer« genannt wurden. Lebende Tonbänder, die das Schlafzimmergeflüster der gegnerischen Konzernführer aufzeichneten und an die Computer
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