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Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Titel: Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt
Autoren: Andreas Weiler
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sie. »Aber nur bis zum Ende meines Verwaltungsbereichs. Ich …«
    Achtung! rief Silent Chorp und kapselte sich einen Sekundenbruchteil später ein. Der Wissensverwalter zischte noch etwas, aber die Treiber konnten ihn nicht mehr verstehen. Schmerz explodierte in ihren Gedanken, Nerven versagten, Muskeln kontrahierten. Llewellyn schrie. Die psionischen Bannschwellen in der Pyramide machten eine Egoabschirmung nahezu unmöglich. Er vermochte den Schmerz nicht aus seinem Innern zu tilgen. Das Brennen, das sein Hirn versengte. Das Feuer, das durch seine Adern kochte. Seine goldenen Riemen glühten auf. Er sah Jana, die Hexe. Eine hochgewachsene, schlanke Schönheit, deren ebenmäßiges Gesicht von einem schwarzen Haarkranz eingefaßt war. In ihren großen Augen brannten helle Lichter. Llewellyn betrachtete sie, als die Zeit stillzustehen schien und selbst der Schmerz einfror: eine Frau voller Wärme, die sich hinter einer Barriere aus Zynismus verbarg. Er erinnerte sich daran, daß sie ihn einmal gestreichelt hatte. Er verfluchte dieses Gefühl und sehnte die emotionale Kühle herbei, die ihn schützte. Und der Kristall zwischen ihren Brüsten …
    Er glühte auf. Er explodierte in einer Kaskade von sprühenden Farben. Er bildete plötzlich das Tor zu einer anderen, vielleicht besseren Welt. Er saugte die entropieverzerrenden Kräfte durch dieses Tor, leitete sie dorthin zurück, woher sie gekommen waren. Der Schmerz löste sich auf. Llewellyn kam mühsam wieder auf die Beine. Silent Chorp wimmerte mit ausdruckslosem Gesicht. Angila Fraim kniete neben ihm.
    »Er ist in Ordnung«, sagte sie leise. »Sein Hirn ist am empfänglichsten für die entropische Auflösung.« Sie sah Llewellyn an. »Wir müssen tiefer in die Pyramide hinein. Noch ein oder zwei weitere KK-Emissionsausbrüche, und er verliert den Verstand.«
    »Mater Lian …«, sagte Ana Madashi leise.
    Die ehemalige Graue Treiberin lag auf dem Rücken. Der Blick aus ihren Augen war auf die Decke gerichtet und gebrochen. »Sie ist tot …«
    Vier, dachte Llewellyn und ballte die Hände zu Fäusten. Dann sind es jetzt schon vier: Sirdina Giccomo, Altamont O’Hale, Serge Serge Suvez – und nun auch noch Mater Lian. Llewellyn fing einen Blick Dime Mows auf. Er verstand. Erst die Aktion gegen die Kaiserkraftschiffe, dann dies. Beides Fehlschläge. Und viele Freunde und Kameraden hatten dafür ihr Leben lassen müssen.
    Janas Blick war verschleiert. Ihre rechte Hand umklammerte den Kristall, das daumennagelgroße, fliederfarbene Oval, den Kristall des Todes.
    Es war Janas Kristall, meldete Silent Chorp. Seine Gedankensignale waren bereits deutlich schwächer. Er war der totalen körperlichen und geistigen Erschöpfung nahe. Er hat die KK-Emissionen absorbiert und abgeleitet. Und, trauriger: Mater Lian ist tot. Ich hätte sie vielleicht retten können, wenn ich aufgepaßt hätte.
    Du hast keine Schuld, versicherte Llewellyn. Nein, für Mater Lian konnten sie nichts mehr tun …
    »Die Frevler!« kreischte der Wissensverwalter. Und noch einmal: »Es waren die Frevler. Wir müssen endlich die Schlichter einsetzen. Sonst droht uns allen höchste Gefahr!«
    »Für einen Augenblick«, murmelte Jana, die Hexe, erschöpft, »hatte ich den Eindruck, als ob …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein.« Sie berührte den Kristall. Und erschauerte. Er war nicht für sie vorgesehen gewesen, sondern für David terGorden, den Erben der Macht.
    »Bringe uns an den Rand deines Verwaltungsbereichs«, verlangte Scanner Cloud von der Wurmschlange. »Schnell. Wir müssen zu den Entitäten. Vielleicht hängt auch die Zukunft der Sternenstadt und die der Pyramide des Wissens davon ab.«
    »Gut, gut«, versicherte der Wissensverwalter hastig, erhob sich auf seine drei Dutzend Laufbeine und glitt eilig davon. Die Treiber und Terranauten folgten ihm. Zurück blieb eine Tote. Sie konnten sie nicht mitnehmen.
     
    *
     
    Wir haben bereits einen langen Weg hinter uns. Aber wir sind noch nicht am Ende dieses Weges angelangt. Wir werden ihn weiter beschreiten. Wir werden – irgendwann und irgendwo – die Vollkommene Erkenntnis finden. Dann, wenn die einzelnen Entitäten sich endgültig miteinander verbunden haben und keine Grenzen mehr existieren. Dann, wenn keine Verbindung mehr mit dem ersten Weltraum nötig ist. Dann, wenn keine Gefahr mehr für uns besteht, uns im zweiten Weltraum zu verlieren.
    Eines Tages wird es soweit sein. Dann wird uns der Weg offenstehen in den Raum
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