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Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Titel: Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens
Autoren: Andreas Weiler
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zurück und wurden wieder eins mit dem Boden. In den Wänden bildeten sich große Ausbuchtungen. Und das quasiintelligente Steuerzentrum schrie in telepathischer Pein.
    »Er darf es nicht!« rief Narda, die verzweifelt versuchte, den Kontakt zu halten. Sie murmelte die Bannworte, deren Bedeutung ihr auf Adzharis bei den Drachenhexen gelehrt worden war, doch es erbrachte nicht die erhoffte Wirkung. David setzte seine ganze Kraft ein, doch der Einkapselungsprozeß setzte sich fort und beschleunigte sich. »Die genetische Erinnerung verbietet es ihm, den Ausgangspunkt der Signale anzufliegen. Sie verbietet es ihm, der Strahlungsquelle auch nur nahe zu kommen.«
    Warum? dachte David. Wollen die Knospen des Baumes in ihrem Exil nicht gestört werden? Ist es das?
    Er öffnete die Augen und blickte ins langsam verblassende Projektionsfeld. Ein Gebirge flog ihnen entgegen, ein langgestrecktes Hochtal mit nur spärlicher Vegetation. Felsgrate jagten so nah unter ihnen hinweg, daß er den Eindruck hatte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um sie zu berühren. Weite Hänge, mit kupferfarbenem Gras bedeckt, dann ein Hügelland mit vereinzelten Wäldern, das sich bis zum Horizont hin erstreckte. Irgendwo dort, fern im Osten, lag der Ausgangspunkt des Signals. Der Boden kam immer näher.
    Und dann plötzlich war da noch ein anderer Gedankenhauch. Ein telepathischer Strom, nicht fremdartig, seltsam vertraut.
    Narda stöhnte auf.
    »Spürst du es auch?« Sie nickte. Rasch. Hastig.
    »Es ist …« David schüttelte den Kopf. »Ich hatte fast den Eindruck …«
    Dann kam der Aufprall. Eine unsichtbare Faust packte Narda und David, hob sie an und schleuderte sie gegen die gegenüberliegende Wand des Steuerzentrums. Das Pflanzengewebe gurgelte und gab gummiartig nach. Sie stürzten zu Boden und schüttelten die Benommenheit ab.
    Das Projektionsfeld erlosch.
    Und die Rudimentärgedanken des Orkanseglers waren fern, unerreichbar.
    »Er hat sich endgültig abgekapselt«, sagte Narda leise und kam wieder auf die Beine. Sie verließen den Raum durch einen beweglichen Hautlappen, der einen Korridorzugang abdeckte. Eine halbe Stunde später hatten sie den Himmelsstürmer durch die Ausfahrschächte der Sensorstengel im rückwärtigen Teil des rochenförmigen Körpers verlassen. Die Luft roch nach frischem Gras.
    »Ich frage mich«, sagte Narda, während sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte, »wie wir wieder zurückkommen wollen.« Sie deutete auf den gepanzerten Berg des Orkanseglers. »Er ist inaktiv. Wie der Sammler im Orbit. Wir sitzen fest.«
    David nahm sie in die Arme. Er wußte nicht, warum, aber er hatte das Gefühl, einem Ziel nahe zu sein, das er selbst nicht genau kannte. Die Knospen des Baumes …
    »Was immer auch für die Aussendung des Signals verantwortlich war, das die beiden Pflanzenriesen erst angelockt und dann in Angst und Schrecken versetzt hat, wir werden es herausfinden.«
    »Nach Osten?«
    Nicken. »Nach Osten.«
    Sie packten ihre Ausrüstung zusammen und schritten davon. Hinter ihnen blieb ein schlafender Riese zurück. Und vor ihnen lag etwas, das dieses gewaltige Geschöpf zutiefst erschreckt hatte …
     
    *
     
    Es war ein seltener Zufall, und Kadir nannte es ein gutes Omen, daß mit Beginn von Suvens vierzigstem Leben genau sieben Begleiterinnen in die Nullphase eintraten, in der sie geschlechtslos waren und ihre Stimmen darum so entzückend tönten wie das melodische Klirren der Nachtblumen am Rande der Staubebene im Süden.
    Eine lange Prozession aus Klippenstürzern verschiedensten Alters, von Begleiterinnen, Verwerterinnen, Kauern, Wächtern, Kriegern und Errichtern bewegte sich wie eine Schlange aus unzähligen Einzelgliedern auf die Traumstatt der Schöpfer zu. Leise sang der Wind seine Melodie, und die sieben Begleiterinnen in der Nullphase verwoben ihren Gesang mit dem leisen Summen, den Stimmen der hohen Böen. An der Spitze der Prozession marschierten die Kontakter. Allen voran Kadir, der Kontaktleiter, dann Suven, Vircho und mehr als zwanzig andere, unter ihnen auch Janan.
    Suven bemerkte von alldem nichts. Ein breiter, flacher Träger beförderte ihn auf seiner weichen Oberfläche, und die vielen Dutzend Pseudopodien hatten sich in Suvens Junghaut gebohrt, um seinen Körper in Bio- und Körperstasis zu halten, damit er nicht vorzeitig alterte und gar in sein einundvierzigstes Leben eintrat, bevor die Zeremonie überhaupt begonnen hatte.
    Vor ihnen ragte die grünrote Wand der Traumstatt
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