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Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Titel: Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil
Autoren: Arno Zoller
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Bewegung zu ihren Füßen, als sich eine beweglich gelagerte Steinplatte leicht um ihre Achse drehte. Ein Kopf erschien in der entstandenen Öffnung, ein alter Mann, graues Haar, faltiges Gesicht.
    »Darf man schon?« fragte er zögernd.
    »Noch nicht, Trut«, sagte die Clan-Mutter bestimmt. »Du weißt doch, daß Chrama in dieser Konstellation gefährlich für euch Männer ist. In wenigen Minuten ist es soweit, dann könnt Ihr kommen, wenn Ihr wollt!«
    Der Mann nickte und verschwand. Die Steinplatte schloß sich wieder geräuschlos.
    Wenige Minuten später verschwand Chrama, der zweite Mond von Adzharis, und gleichzeitig ging Barnum, die Sonne, auf. Im Westen, wie es sich gehörte. Jedenfalls im Barnum-System.
    Die Hexen auf der Terrasse klopften mit ihren Lederschuhen gegen den Boden, und die Klappe öffnete sich erneut. Sieben Männer kamen heraus. Trut war der älteste mit seinen 70 Jahren, Vandel mit 18 der jüngste. Die Kinder des Clans schliefen natürlich längst.
    Die Männer des Drachen-Clans sahen ihre Hexen etwas unsicher an. Es ließ sich nicht ganz unterdrücken. Sie waren von Kind auf gewöhnt, daß die Frauen zu bestimmten Zeiten ihre geheimnisvollen Zusammenkünfte hatten und daß diese Zusammenkünfte irgend etwas mit Chrama, dem Mond, zu tun hatten, aber sie hatten nie herausgefunden, warum sie nicht dabeisein durften. O ja, sie vertrugen das Mondlicht nicht, aber warum vertrugen es die Frauen – und die offenbar sogar recht gut!? Jedesmal nach einer solchen Zusammenkunft schienen sie jünger – und schöner – geworden zu sein.
    Vandel nahm sich vor, der Sache irgendwann einmal auf den Grund zu gehen.
    Sie waren sieben Männer und acht Frauen, die da auf der Terrasse des großen Hexenturms standen. Abgesehen von den Kindern fehlte da natürlich was …
    »Wo sind eigentlich die Drachen?« fragte Vandel naiv. Trut seufzte etwas, aber die Clan-Mutter übernahm die Aufklärung.
    »Die Drachen haben heute Ausgang, weil wir unsere Zusammenkunft hatten. Aber sie müssen gleich kommen!«
    Die Hexe namens Niemand erhob sich. Sie schien sich wieder völlig erholt zu haben, wirkte fröhlich und entspannt. Sie steckte beide Hände in den Mund und gab einen schrillen Pfiff von sich.
    Sekunden später raschelte und rauschte es in der Luft. Flatternde Schatten waren über ihnen. Flügel leuchteten auf im Schein der Sonne. Ein Glanz lag über den Gesichtern der Frauen und Männer. Von allen Seiten ertönte ein lautes Kraak! Kraak!, als die Drachen sich von allen Seiten auf den Turm warfen. Sie hatten schon ungeduldig auf den Pfiff gewartet und sich die Zeit damit vertrieben, wie man vielleicht gemeinsam einen Weg finden könnte, um ihrem einzigen Feind, dem mausigen tödlichen Pfeifer, dem Mikan, den Garaus zu machen.
    Lachend wichen die Hexen und ihre Männer aus, als die begeisterten Drachen auf der Plattform des Turmes landeten. Schwingen klatschten, Körper wurden liebevoll geklopft, Namen wurden gerufen, und das Kraak! Kraak! aus vielen Drachenkehlen, immer in verschiedenen Stimmlagen und verschieden moduliert, bedeutete immer etwas anderes.
    »Kraak. Fleuter freut sich. Fleuter freut sich auf Herrin!«
    »Kraak. Hoch fliegen, ganz hoch. Freuen darauf!«
    »Kraak. Hunger, viel Hunger. Herrin gutes Essen, ja?«
    Die Hexen tätschelten ihre Flugtiere ab. Es gab ein großes Gedränge auf der Plattform, aber alle freuten sich, natürlich auch die Männer, die ebenfalls mit den Drachen fliegen konnten, wenn sie auch meist nicht so ein enges Verhältnis zu ihnen hatten wie die Hexen.
    Das wirbelnde Durcheinander von grauen, roten, grünen und schwarzen Flügeln hörte langsam auf. Die Drachen beruhigten sich und zogen sich in ihre Schlafplätze zurück.
    »Wir haben noch miteinander zu reden«, sagte die Clan-Mutter.
    Trut nickte. »Am besten, wir gehen in den Sitzungssaal. Wir haben gekocht für Euch und eine Bowle vorbereitet!«
    »Herrlich!« kicherte die Niemand, »dann wird das heute noch ein richtiges Fest!«
    Unten in der großen Halle am Fuße des Turms war der große Festsaal prächtig hergerichtet. Die Hexen nickten anerkennend. Es ging doch nichts darüber, wenn richtige Männer den Haushalt besorgten!
    Fackeln brannten an den Wänden und verströmten ein angenehmes Licht. Die Gesichter der Hexen glänzten, und manche Ältere sah heute viel jünger aus.
    Der kreisrunde, große Raum wurde von einer ebenso runden, hölzernen Tafel beherrscht. Die Frauen und Männer nahmen Platz. Jeder wußte, wo er
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