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Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Titel: Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil
Autoren: Arno Zoller
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hatte. Und dann wurde er ernst, als er die Antwort wieder fand: Es gab keine, die wie Lithe wirklich hierher zu Yggdrasil gehörte.
    Er stellte sich vor, wie sie in ihrem weißen, leichten Gewand barfuß über den federnden Moosboden schritt, ein verhaltenes, sanftes Lächeln auf den Lippen, das nur ihm allein galt …
    Seine Vorstellung mußte übermächtig gewesen sein, denn sie erschienen. Sie waren nicht leibhaftig da, sondern schwebten über dem Boden des Talkessels. Die Konturen ihrer Gestalten waren von einem leichten Leuchten erhellt, wie immer, wenn Erscheinungen aus Weltraum II in den Realraum projiziert wurden.
    »Pflanze Yggdrasil«, sagte Merlin III. »Die Zeit ist gekommen. Pflanze Yggdrasil, und alles wird gut werden!«
    Neben Merlin stand Lithe und lächelte ihn rätselhaft an, aber sie sprach kein Wort. Langsam verblaßten die Erscheinungen.
    »Warte!« schrie David und sprang auf die Füße. »Wie kann ich Euch erreichen? Es gibt noch soviel zu fragen. Ich verstehe zuwenig. Und die Verantwortung …«
    David schwieg. In seiner Kehle war ein trockenes Würgen. Die Erscheinung war verschwunden.
    David kniete nieder. Mit den Händen kratzte er die weiche Krume des vorbereiteten Bodens auf. Dann griffen seine Hände zum Hals und nahmen das Amulett ab.
    Jetzt konnte er die Samenkapsel klar erkennen. Er öffnete sie und betrachtete die kleinen, goldenen Körner, an denen das Schicksal der ganzen Menschheit hing.
    Er strich die Körner in seine zitternde Rechte und legte sie behutsam in die kleine Höhlung. Mit beiden Händen scharrte er Erde darüber und drückte die Krume sanft an. Dann erhob er sich und sah wieder zur Sonne. Langsam wurde es heller, als Chrama aus der roten Scheibe heraustrat. Die Sonne leuchtete zwischen den Zweigen hindurch auf das kleine Stückchen aufgekratzte Erde. Yggdrasil würde wachsen, aber das junge Leben des neuen Weltenbaums mußte gehütet werden. Und David würde solange der Hüter sein, wie es nötig war. So wie es Merlin III auf Terra gewesen war.
    Aber es konnte lange dauern, bis die Borstenzapfenkiefer wuchs. Und es würde noch länger dauern, bis sie stark genug war, um den kostbaren Schmarotzer zu tragen: die Misteln, mit deren Hilfe erst die Treiber-Raumfahrt möglich war.
    David wußte, daß er jetzt ein Diener der Pflanze war. Aber dieses Gefühl bedrückte ihn nicht. Er dachte an das geheimnisvolle Mädchen Yella, und er wußte, daß die Menschheit in diesem Augenblick das Erbe der »Hüter« antrat.
    Er nahm eine Schneckenschale auf und ging zum See, um Wasser zu holen.
     
    *
     
    »Nun sieh dir das an!« rief Nayala. »Leute, die durch Schlüssellöcher gucken, sind doch gar nichts dagegen!«
    Sie erhob sich aus ihrer sitzenden Position, und aus ihren gespreizten Fingern sprühten Funken. Am Himmel, dort, wo sie den schlecht getarnten Ringo der Queen entdeckt hatte, ballten sich dunkle Wolken drohend zusammen. Die Wolkenschicht stand genau zwischen dem Ringo und dem großen Versammlungsplatz, wo sich die Hexen in rituellen Gesängen ergingen. Unterhalb der Wolken erschien das Bild des Mondes Chrama, und sein warmes Licht goß sich über die durstigen Häute der Hexen.
    Und der Männer.
    »Was ist mit der Niemand?« flüsterte Vandel erregt. Er starrte in die Mitte des Platzes, wo eine große, hölzerne Plattform errichtet worden war. Auf dieser Plattform saß zusammengesunken die alte Frau aus der Familie del Drago, deren Namen ausgelöscht war und die der Ehre zuteil geworden war, die Niemand genannt zu werden.
    »Komm«, sagte Nayala.
    Der junge Mann setzte sich neben sie, und sie legte ihre Arme um ihn. Sanft küßte sie seine Stirn und merkte, wie er zitterte.
    Die dunkle Gestalt auf dem hölzernen Podest richtete sich plötzlich auf. Dann drangen Strahlen von ihrem Körper auf die Tausenden der Versammlung ein. Sie Schien zu einem Stern geworden zu sein, aber sie war nur ein Sammler, der die Energie verteilte. Gerecht und gefahrlos.
    Vandel fühlte sich von den Strahlen ergriffen. Sie strichen über seine Haut und drangen in ihn ein. Sie verursachten Schmerz und Lust. Er hatte eine Stärke in sich, wie er sie noch nie gespürt hatte.
    »Nayala«, keuchte er. »Jetzt möchte ich …«
    »Still«, sagte sie, »jetzt nicht reden!«
    Der Strahlenkranz um die alte Frau auf der hölzernen Bühne wurde schwächer. Dafür schien sie von innen zu glühen. Eine Flamme zuckte aus ihr.
    Die Niemand stieß einen Schrei aus, sprang auf und brannte als menschliche
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