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Die Teilung des Paradieses

Die Teilung des Paradieses

Titel: Die Teilung des Paradieses
Autoren: Michael Heidenreich
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her.“ Flüstert sie mir ins Ohr.
    Sie streicht über meinen Nacken, meine Haare.
    „Es ist immer noch da. Du kannst es nicht vergessen, nicht wahr?“
    Ich nehme ihren Kopf in meine Hände, gebe ihr einen Kuss und lächle.
    „Mach dir keine Sorgen. Ich hab alles im Griff. Kein Problem. Wirklich nicht.“
    Sie lächelt zurück und küsst mich. Ich atme den Duft ihres Haares. Es riecht nach Sonne.
    Sie steht auf und geht in die Küche. Ich rappele mich hoch und gehe zu dem großen Regal, auf dessen obersten Brett die Plattensammlung steht. Mit geübtem Griff ziehe ich die dritte Platte von Rechts heraus. Auf dem Cover Kate Murtagh , die lachende Kellnerin in ihrem orangen Kittel.
    Ich drehe das die Plattenhülle herum und sehe mir wohl zum tausendsten Mal den Tresen mit den Cornflakes, Toasts und Sirupgläsern an. Die Teller mit Ei und Waffeln. Die Kaffeekanne in der Hand der Kellnerin. Ich studiere die Gesichter der fünf von Supertramp, die englische Zeitungen lesen.
    Dann lege ich die schwarze Scheibe auf. Titel vier. Der Titelsong.
    “Take a look at my girlfriend, she's the only one I got
Not much of a girlfriend, never seem to get a lot.
    Take a jumbo across the water, like to see America
See the girls in California
I'm hoping it's going to come true but there's not a lot I can do”
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    .
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Wieder zu Hause
     
    Geschrieben für alle die Landstriche in Deutschland, die jahrelang ausgebeutet wurden, auf der Jagd nach Kohle
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Er war lange nicht hier gewesen.
    Zu lange.
    Aber jetzt, wo er die gleiche Luft atmete wie damals, wo der gleiche Wind  wieder auf eine eigenartig vertraute Weise durch sein weiß gewordenes Haar fuhr, jetzt spürte er, wie die alte Kraft ihn durchflutete, wie sehr er sich tief in seinem Innersten danach gesehnt hatte wieder hierher zurückzukehren. Nun war alles gut.
    Er war zurück.
    Und auch wieder nicht, denn er stand zwar an der gleichen Stelle wie damals, aber der Ort war nicht mehr derselbe. Seltsam gebändigt wirkte alles. Glatt und kalt. Hilflos, zeitlos, verloren, melancholisch. Mag sein, dass der graue Tag Schuld hatte. Der Frühling wagte sich erst zaghaft hervor. Nur ein paar grüne Spitzen zeigten sich an dürren Ästen.
    Und nun stand er an diesem vertrauten und fremden Ort. Dem Anblick ausgeliefert.
    Dennoch. Es war gut, dass er hier war.
    Das Wasser plätscherte träge an die Kaimauer des Hafenbeckens, das diesen Namen eigentlich nicht verdiente. Noch nie hatte ein Schiff hier angelegt. Alles wirkte, wie gerade eben erst fertiggestellt. Aber warum sollte der Hafen auch ein richtiger Hafen sein, der See war ja auch kein richtiger See. Vielleicht verdienten sie einander. Der falsche Hafen und der See.
    Er hörte noch das Kreischen der Bagger. Das Knirschen mit denen sich die gefräßigen Mäuler in die Erde wühlten. Sah, wie sie die Erde tausendfach wieder ausspuckten und tiefe Löcher in der sandigen Oberfläche hinterließen. Wie stählerne Insekten schoben sich die riesigen Maschinen durch die kümmerliche Landschaft, fraßen alles was sich ihnen in den Weg stellte und spieen totes Gestein und Dreck wieder aus. Jahrzehntelang hatte er das Fressen und Verdauen der nie satt zu bekommenden Monster beobachtet, bis sie eines Morgens tot und still dalagen. Sie glotzten aus rostigen Augen traurig in die aufgehende Sonne und rührten sich nicht mehr.
    Die verwundete Erde deckte sich allmählich behutsam mit glitzerndem Wasser zu und an den Rändern des entstehenden Silberspiegels holte sich die Natur ihre Kinder zurück.
    Und nun stand der Alte wieder hier.
    Eine kleine Familie - Vater mit jauchzendem Kind auf der Schulter, Mutter mit wehendem Tuch – vertrieb die Gedanken des Alten.
    „Grüß Gott.“
    Er lächelte zurück.
    „Ja, mei...Schau, Spotzl.“ Sprach der Vater zum Kind. „Des olls hat der liebe Herrgott für uns erschaffen. Is des net wunderbar?“
    Ja. Dachte der Alte. Das ist wunderbar. Und er dachte daran, das nicht alle Wunder göttlich sein müssen.
    Er  kramte seine Pfeife hervor, stopfte sie lächelnd, zündete sie an und schaute dem duftenden Rauch nach.
    Ja. Wunderbar und ein Wunder.
    Und plötzlich roch er auch den Frühling. Den sandigen Geruch von aufbrechender Erde, von erwachendem Holz und zaghaften ersten
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