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Die Suche

Die Suche

Titel: Die Suche
Autoren: Katja Piel
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Müdigkeit hinderte ihn daran, sich einen Bachlauf zu suchen, um sich zu säubern. Er saß einfach nur da und starrte in die Finsternis. Das starke Gefühl war verflogen.
    Warum war er nur so dumm gewesen? Hatte er tatsächlich geglaubt, Marcus hätte ihn geliebt? Wieder einmal war er hintergangen worden. Mit der Faust hieb er auf den Waldboden, so dass die Blätter an seinem Handballen kleben blieben, doch die Geste befriedigte ihn nicht. Die Wut kam nicht zurück.Er versuchte, sich zu verwandeln. Zu seinem Entsetzen blieb er auf halber Strecke stecken: Seine Arme, lang und mit klauenbewehrten Pranken, berührten den Boden, doch seine Wirbelsäule war noch die eines Zweibeiners. Seine Sinne waren die eines Wolfes, doch sein Verstand schlief nicht.
   Er machte einen Schritt und bemerkte, wie die Kraft in seinen Hinterläufen schwoll. Ein Satz brachte ihn auf einen nahen Felsen. Er war eine Bestie, entstiegen aus dem hintersten Winkel der Hölle. Sein Äußeres spiegelte nur seine Seele.
   Er warf den Kopf in den Nacken und heulte, doch eine Antwort blieb aus.
      
    Hohenfelsen bei Köln, Sommer 1588, zwei Jahre zuvor
     Was für ein jämmerliches Leben. Seine Eltern kümmerten sich um einen Bauernhof, der ihnen nicht gehörte, weil sie zu arm waren. Mit drei Söhnen und fünf Töchtern hatte es die Mutter nicht leicht. Adam war lange schwächlich und kränklich gewesen. Die Pocken hatte er dennoch überlebt, im Gegensatz zu seinem Bruder Jakob, der immer so stark gewesen war, eine echte Hilfe für den Vater, nicht so wie er selbst, der dünne, nutzlose Adam. Seine Geschwister hänselten ihn, waren bösartig, schlugen und quälten ihn, doch er verriet sie nicht.
    Sie taten alles, um ein gottgefälliges Leben zu führen. Jeden Sonntag wanderten sie brav zum Dorf und besuchten die Kirche. Zu den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen wurde gebetet, um demütig zu Bett zu gehen. Mutter war sehr streng. Die kleinste Abweichung ihrer Ordnung hatte eine Bestrafung zur Folge. Schlimmer als ihr Rohrstock war ihre Ablehnung. Er zog es vor, wenn sie ihn auf den nackten Rücken schlug, bis er das Blut hinab laufen spürte. Aber ihre Missachtung konnte er nicht ertragen.
    Doch sie waren gläubig und sie betete zum Allmächtigen, dass er an ihrem missratenen Sohn ein Wunder geschehen lassen könnte. Vielleicht betete sie auch, der Allmächtige möge ihr Jakob zurückgeben und dafür Adam nehmen. Wenn er nüchtern darüber nachdachte, konnte Adam den Wunsch der Mutter nachvollziehen.
     
    Der Tag, an dem sich alles ändern würde, war verlaufen wie jeder andere. Es war ein kühler Augusttag. Der Sommer verabschiedete sich langsam, es wurde früher dunkel, und die Grillen kaum noch zu hören. Adam brachte gerade die einzige Kuh, die ihnen noch geblieben war, in den Stall, als er ein leises Pfeifen vernahm. Es war Veit, sein Freund aus dem Dorf und einziger Lichtblick, Veit mit den struppigen blonden Haaren und den himmelblauen Augen.
    Veit, von dessen vollen Lippen Adam manchmal träumte - Träume, die ihm der Teufel schickte und aus denen er verwirrt, schwitzend und mit geschwollenem Zinken erwachte.
    An diesem Tag hieß Veit ihn, die Kuh anzubinden und ihm in die Scheune zu folgen.
   "Ich habe ein Geschenk für dich."
   "Ein Geschenk?", wunderte sich Adam, dem noch nie zuvor jemand etwas geschenkt hatte, doch Veit legte den Zeigefinger auf seine Lippen und bedeutete Adam, mitzukommen.
   Die Scheune war voller duftender Heuballen, genug für den Winter. Die tief stehende Sonne warf lange Strahlen durchs Gebälk. Staub tanzte, und Veit begann, seine Kleider auszuziehen.
   Adam schluckte trocken. Eine Hitze klumpte sich in seinem Unterleib zusammen, wie er sie nur aus seinen Träumen kannte. Veit ließ sein Hemd ins Stroh fallen und beförderte die Hose hinterher. Er stand ruhig, ließ die Hände an den Seiten herunterhängen und sah Adam an. Sein Geschlecht lag ruhig und rosa in einem Nest blonder, gekräuselter Haare.
    Adam schloss die Augen.
    Als nächstes spürte er einen Mund, der sich auf seinen legte. Eine warme Zunge schob sich zwischen seine Lippen. Ein Körper presste sich gegen seinen, und schwielige Hände glitten unter sein Hemd und streichelten seinen Rücken. Hungrig erwiderte Adam die Liebkosungen und stöhnte in den Mund des anderen, als Veit ihm die Hose aufschnürte und über die Hüften hinunter schob. Begierig stieß er in die Hand des anderen. Sollte der Teufel ihn holen, dieses Gefühl war es
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