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Die Sturmrufer

Die Sturmrufer

Titel: Die Sturmrufer
Autoren: blazon
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beiden Gesandten von den Inseln – eine zierliche rothaarige Frau und ein Mann, aus dessen gelber Tracht man ein Zelt für vier Personen hätte machen können – nickten.
    »Lemar le Hay und Loin Palamar«, sagte die Frau. »Die Sturmrufervögel vor den Inseln waren damals sehr zahlreich und eine Gefahr für einzelne Schiffe. Lemar hatte ebenfalls den Wunsch, den Wind zu beherrschen. Er war talentiert, zweifellos, doch kein Lehrmeister wollte ihn ausbilden.«
    »Warum nicht?«, rutschte es Amber heraus. Sofort erinnerte sie sich an Sabins Ermahnung, als Stadtfremde nur zu sprechen, wenn sie gefragt wurde, und biss sich auf die Zunge. Der Rat starrte sie an, als hätte sie etwas Unerhörtes getan.
    Die rothaarige Gesandte zog pikiert eine Augenbraue hoch. »Weil sein Vater ein Dieb war und gehängt wurde«, antwortete sie knapp. »Nun, die beiden Magier aus Dantar scheinen dagegen gerne Lemars und Loins Lehrmeister geworden zu sein. Doch im Gegensatz zu ihren Schülern, die nur die Vögel bändigen wollten, um die Schifffahrt sicherer zu machen, hatten Kolm Amadur und Genus Chilan ganz andere Pläne.«
    »Rache zu nehmen und Dantar zu zerstören«, setzte der beleibte Mann hinzu. »Erst Dantar und dann die Feuerinseln?«
    »Das ist Unterstellung«, entgegnete Monis. »Wir wissen es nicht.«
    Spannung war spürbar, Blicke kreuzten sich, Unausgesprochenes gefror in der Luft.
    Amber versteifte sich unwillkürlich.
    »So mag es gewesen sein«, sagte Monis nach einer Weile langsam. Der Fischerkönig wirkte sehr müde. »Wir werden es nicht entscheiden und die Schrift im Notizbuch ist verwischt. Doch wenn die Stürme nun tatsächlich ein Ende gefunden haben, dann ist das Tanijen Calminar Denas, Sabin Satinamal und Inu Taramo zu verdanken.«
    »Und dem Landmädchen«, setzte Kapitänin Sumal hinzu und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Ein Sonnenstrahl ließ ihren goldenen Ohrring aufblitzen und brachte ihr Haar zum Leuchten.
    Morus schnaubte. »Wir werden die genauen Umstände noch klären.«
    Amber atmete noch einmal tief durch. Darauf hatte Sabin sie vorbereitet. Sie war selbst überrascht, dass eine solche Missachtung sie immer noch traf. Doch dann sah sie, wie Sabin ihr flüchtig zulächelte, und beschloss, dass die Wut sich nicht lohnte. Zumindest jetzt noch nicht.
    »Was ist mit den Menschen, die der Sturmruferei und Magie angeklagt sind?«, meldete sich Inu leise zu Wort. »Sie können die Stürme nicht verursacht haben, denn diese gingen von der Insel aus. Werden die Urteile aufgehoben? Und wird… die Verordnung über das Verbot der Magie geändert?«
    Morus runzelte die Stirn.
    »Der Beschluss des Rates ist eindeutig. Die Hinrichtungen finden nicht statt, die Urteile werden vorerst ausgesetzt, alles Weitere aber wird neu verhandelt, sobald wir die Vorgänge auf der Insel geklärt haben. Heute Nachmittag legt das Schiff ab, das die Insel anfahren wird, auf der sich die Sturmrufervögel versammelt hatten. Dann werden wir auch…«
    »Eine Frage noch«, unterbrach ihn die rothaarige Gesandte und wandte sich an Sabin. »Tanijen Calminar Denas hat einen fliegenden Dämon befreit, der in dem Becken gefangen gehalten wurde? Von magischen Fesseln? Ist das richtig?«
    Sabin zögerte kaum merklich, dann nickte sie.
    »Wie konnte er die Fesseln durchschneiden? Hatte er eine besondere Waffe… ein magisches Messer vielleicht?«
    Amber hörte, wie Inu neben ihr Luft holte, und wurde ebenfalls nervös. Auf dem Meer hatten sie sich das Versprechen gegeben, Tanijens Andenken nicht den Henkern zu überlassen.
    »Ihr meint vermutlich den roten Dolch, den Lemar le Hay in seinen Aufzeichnungen erwähnt?«, sagte Sabin. »Nein. Tanijen besaß nur ein gewöhnliches Messer.«
    »War er ein Magier?« Die Stimme der Gesandten wurde schärfer.
    »Er war Taucher und Navigator«, erwiderte Sabin mit so fester Stimme, dass Amber sie unwillkürlich dafür bewunderte. »Warum wollt ihr das wissen? Was hat es mit dem Dolch auf sich?«
    Die Gesandten tauschten einen raschen Blick.
    »Es ist Diebesgut«, sagte die junge Gesandte. »Der Dolch gehörte zu König Berens Thronschatz – doch er wurde gestohlen, vor langer Zeit.«
    »Und er war wertvoll, weil man damit magische Fesseln durchschneiden konnte?«, fragte Inu leise.
    Die Gesandte kniff die Augen zusammen. »Es ranken sich viele Legenden um König Beren«, lenkte sie dann betont gleichgültig ein. »Nicht alle sind wahr, doch der Dolch gehört zum Erbe der Feuerinseln. Wie auch
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