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Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories
Autoren: Charles Bukowski
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ich um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit
    dürfte…« Er hatte neckische Ringe zu verkaufen. Auf jedem Ring war ein Brocken Glas, und wenn man das gegen das Licht hielt, konnte man darin ein höchst wunderBild sehen. Ehrenwort! Ein Ring kostete nur 50 eine Anschaffung fürs ganze Leben, und das für
    ganze 50 Cents, und die Ringe wurden nur den Gästen des Burbank angeboten, es gab sie sonst nirgends zu kaufen. »Einfach gegen das Licht halten, dann werden Sie’s sehen! Damen und Herren, ich danke für die freundliche Aufmerksamkeit. Die Platzanweiser werden jetzt durch die Gänge gehen und zu ihnen kommen.«
    Zwei abgerissene Penner, die nach Wermut rochen, schlurften nun die Gänge entlang, jeder mit einer Tüte Ringe in der Hand. Ich sah nie, daß sie auch nur einen einzigen verkauften. Aber ich vermute, wenn man so einen gegen das Licht hielt, dann sah man das Bild einer nackten
    Die Musik setzte wieder ein, der Vorhang ging auf, und standen jetzt die Tänzerinnen in einer Reihe auf der Bühne, zum größten Teil altgewordene ehemalige Stripperinnen mit falschen Wimpern, dick aufgetragenem AugenMakeup, Rouge und Lippenstift. Sie brachen sich redlich einen ab, um das Tempo der Musik mitzuhalten, doch sie hingen immer ein bißchen zurück. Trotzdem, sie blieben
    dran. Ich fand, daß sie sich sehr tapfer schlugen.
    Dann trat der Sänger auf. Den Sänger zu mögen, fiel einem sehr schwer. Er sang, viel zu laut, von enttäuschter Liebe. Er hatte keine Ahnung vom Singen, und wenn er fertig war, breitete er jedesmal die Arme aus und verbeugte sich vor einem Publikum, in dem kaum jemand eine Hand
    Jetzt kam der Komiker. Ah, war der gut! Er kam heraus in einem alten braunen Mantel, den Hut bis über die Augen gezogen, und er schlurfte mit eingefallenen Schultern daher wie ein Penner; ein Penner, der nicht weiß, was tun und wohin. Ein Girl ging auf der Bühne an ihm vorbei, und er folgte ihr mit den Augen. Dann wandte er sich dem Publi
    kum zu und sagte mit seinem zahnlosen Mund: »Na, da leck mich doch am Ärmel!«

    Ein weiteres Girl kam jetzt auf die Bühne, und er ging ganz dicht zu ihr hin, bis sich ihre Nasen fast berührten,

    und sagte: »Ich bin ein alter Mann, ich bin jenseits der 44,

    aber wenn das Bett zusammenkracht, dann mach ich auf dem Fußboden weiter.«
    Das brachte es. Haben wir vielleicht gelacht! Die jungen Kerle wie die alten, alles lachte sich schief. Und dann kam die Nummer mit dem Koffer. Er versucht einem Girl beim Packen ihres Koffers zu helfen. Die Kleider schnalzen immer wieder raus.
    »Ich krieg’s nicht rein!«
»Komm, ich helf dir!«
»Schon wieder rausgerutscht!«
»Warte! Ich werd mich drauf stellen!«
»Was, drauf stellen ? Oh nein, das wirst du nicht !« So ging das in einer Tour bei dieser Koffernummer. Ah,
    war das ein Witzbold!
    Schließlich kamen dann die drei oder vier Stripperinnen vom Anfang noch einmal auf die Bühne. Jeder von uns hatte eine, in die er verliebt war. Baldy’s Auserwählte war eine abgemagerte Französin; sie litt an Asthma und hatte schwarze Tränensäcke unter den Augen. Jimmy gefiel das Tigerweib (eigentlich hieß sie ›Die Tigerin‹). Ich hatte Jimmy darauf aufmerksam gemacht, daß die eine Titte des Tigerweibs eindeutig größer war als die andere.
    Meine hieß Rosalie. Sie hatte einen großen Arsch, und schlenkerte und schlenkerte ihn und sang komische

    kleine Songs dazu; und während sie da oben am Strippen war, redete sie mit sich selbst und kicherte. Sie war die einzige, die wirklich Spaß hatte an ihrer Arbeit. Ich war verliebt in Rosalie. Ich nahm mir immer wieder vor, ihr zu Schreiben und ihr zu sagen, wie großartig sie sei, aber irgendwie kriegte ich nie die Kurve.
    Eines Nachmittags warteten wir nach der Show auf die Straßenbahn, und da stand das Tigerweib und wartete ebenfalls auf die Straßenbahn. Sie trug ein engsitzendes grünes Kleid, und wir standen da und sahen sie an.
    »Es ist dein Girl, Jimmy, es ist das Tigerweib.« »Boy, die hat es! Seht euch das an!«
»Ich werd sie anquatschen«, sagte Baldy.
»Es ist Jimmy’s Girl.«
»Ich will nicht mit ihr reden«, sagte Jimmy.
»Ich werd sie anquatschen«, sagte Baldy. Er steckte sich
    eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie an und ging zu ihr hin.
»Hi ya, Baby!«, sagte er und grinste sie an.
Das Tigerweib gab keine Antwort. Sie sah einfach stur geradeaus und wartete auf die Straßenbahn.
»Ich weiß, wer du bist. Ich hab mir heute deinen Striptease angesehen. Du hast es, Baby,
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