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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus
Autoren: Pauline Gedge
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ungemein schwierige Aufgabe bewältigt, aus ungeschulten Bauern Soldaten zu machen. Er hat mit einer Einheit, den Medjai, und einem bunt zusammengewürfelten Haufen Bauern angefangen. Er hatte Hauptleute, die noch nie ein Schwert geführt hatten, und Befehlshaber, die nur widerwillig befehligt haben. Kurzum, was er erreicht hat, muss ihm das Staunen und den Beifall selbst der Götter eingetragen haben.« Er warf seiner Frau einen kurzen Blick zu. »Aber er wurde behindert, weil ein Bauer im Frühling seinen Acker bestellen will und die Fürsten die Überlegenheit ihres Blutes gewürdigt haben wollten. Der Aufstand hat uns gezeigt, wie gefährlich das ist: Bauern, die in Gedanken bei ihren Aruren sind, und Fürsten, die sehnlichst in den Luxus ihrer Anwesen zurückkehren wollen, kann man nicht vertrauen.«
    Das Wort verwendet er jetzt häufig, dachte Aahmes-nofretari. Es beschäftigt ihn, hoffentlich wird es nicht zur Besessenheit. »Darum will ich ein stehendes Heer haben und brauche eine Antwort von euch.« Aahotep zog den Weinkrug zu sich heran und schenkte sich gemessen ein.
    »Ägypten hat noch nie ein stehendes Heer gehabt«, sagte sie langsam. »Die Bauern sind immer nur vorübergehend eingezogen worden, entweder für den Krieg oder für Bauvorhaben des Königs oder der Tempel. Sie haben stets gewusst, dass sie am Ende wieder nach Haus gehen dürfen. Falls man ihnen jetzt sagt, dass sie nie wieder nach Haus kommen, hast du eine Meuterei nach der anderen.«
    »Das hängt ganz davon ab, wie man es macht«, hielt Aahmes-nofretari dagegen. »Es wäre doch möglich, einen Kern aus Berufssoldaten mit eigenen Dörfern zu schaffen, und während des Hochwassers stoßen noch mehr dazu. Oder vielleicht eine Zählung aller Männer durchzuführen und die auszunehmen, die dringend zur Bestellung der Äcker gebraucht werden. Die Eingezogenen müssten dann von der königlichen Schatzkammer ernährt und bewaffnet werden. Dafür müsstest du neue Kasten von Schreibern und Hofmeistern schaffen, die nichts anderes mehr tun. Und ganz Ägypten müsste dir steuerpflichtig sein.«
    »Hor-Aha?« Ahmose blickte seinen General an, der mit gesenktem Kopf zugehört hatte.
    »Es könnte funktionieren. Ich denke da zuerst an meine Medjai. Ich kenne sie, Majestät. Sie würden durchaus ihre Dörfer verlassen und sie in die Obhut ihrer Frauen geben, wenn sie jedes Jahr mehrere Wochen zu ihren Frauen zurückkehren könnten und ausreichend Bier und Brot bekämen. Was den Rest angeht, so hast du mit deinem Waset-Kontingent schon den Kern eines Heeres.« Er bewegte sich, und Aahmes-nofretari sah, wie er tief und langsam Luft holte. »Aber welche Befehlshaber hast du?«, fragte er höflich, zu höflich, dachte Aahmes-nofretari. »Willst du die Söhne der Verstorbenen dazu befördern?«
    »Du meinst der für Hochverrat Hingerichteten?«, gab Ahmose zurück. »Nein, deren Sprösslinge möchte ich nicht in der hohen Kunst des Befehlshabens ausbilden. Ein Berufsheer braucht an seiner Spitze auch Berufsoffiziere. Ich möchte aus dem Mannschaftsglied befördern.« Aber das ist nicht der wahre Grund, sagte sich Aahmes-nofretari im Stillen. Den hast du mir bereits gesagt. Du wirst nie wieder einem Edelmann vertrauen.
    »Aus dem Mannschaftsglied?«, wandte Aahotep ein. »Aber, Ahmose, kein gemeiner Soldat hat Achtung vor einem Befehlshaber, der kein blaues Blut hat!«
    »Da denke ich etwas anders, Mutter«, sagte Ahmose freundlich. »Vielleicht vertraut der gemeine Mann eher den Befehlen von jemandem, den er schon in der Schlacht erlebt hat. Vielleicht träumt er auch von eigener Beförderung. Wie auch immer, es lohnt den Versuch. Kamose hat es auf die überlieferte Art gemacht. Er hat Apophis viel geschadet, aber uns hat er damit beinahe vernichtet. Wir haben nichts zu verlieren, wenn wir die Spielregeln ändern.«
    »Ich möchte noch einmal auf die Sache mit dem Unterhalt zurückkommen«, sagte Aahmes-nofretari. »Seit Kamose die Bauern mitgenommen hat, haben wir zwei Ernten gehabt, und die Speicher füllen sich wieder, aber wir können in unserer Lage keine zusätzlichen Kosten übernehmen. Noch nicht. Fordern wir die Katastrophe nicht heraus, wenn wir die Mäuler von Tausenden von Soldaten stopfen müssen, die nach Beendigung des Krieges untätig sind?«
    »Ein gutes Argument«, antwortete Ahmose. »Erstens: Ich denke nicht, dass diese Soldaten untätig sein werden. Mit ihrer Ausbildung werden sie in Städten und Dörfern als Wachsoldaten von
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