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Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt

Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt

Titel: Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
Autoren: Etel Bruening
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ungestört weiterstreiten. Sie wollte direktzu Willi. Sie ließ Leo und Lotte im Haus und lief in den Garten.
    Da kauerte Willi gut versteckt und ziemlich zerkratzt in der Rosenhecke. Er hielt beschwörend den rechten Zeigefinger vor den Mund: »Pst, sei leise. Mein Vater tobt vor Wut.«
    »Du kriegst doch sowieso einen mega Anpfiff«, griente Klara Willi an. »Und überhaupt, was schleppt ihr hier für Plunder an? Ist ja ein halber Umzug.« Die letzten Worte hatte Klara förmlich hinausgeschrien.
    »Dumme Pute«, flüsterte Willi, der nun ernsthaft Schiss kriegte, dass Klaras Zickerei und Gebrülle ihn bei seinem Vater verraten könnten.
    »Wie bitte?«, fragte Klara wieder viel zu laut. Sie fand sich witzig. Und außerdem würde Willis Vater seinen Sohn sowieso irgendwann finden. Der konnte ja nicht die ganzen Ferien in der Hecke verbringen. Willi biss die Lippen aufeinander und rollte mit den Augen, als könnte er Klara beschwören.
    Die setzte aber noch einen drauf: »Sag mal, Willi, hier riecht es wie im Imbiss. Bist du das? Riechst du so widerlich?«
    Jetzt hatte Willi die Nase gestrichen voll. Er hatte schon immer gewusst, dass Mädchen gemeine Ziegen sein konnten, aber Klara schien alle übertreffen zu wollen. Sein rechter Arm schnellte hervor und er kniff Klara mit Daumen und Zeigefinger in den Oberarm.
    Die fing sofort an zu brüllen: »Hör auf, hör auf! Fass mich nicht an, du Stinktier!«
    Da wollte Willi sich lieber verkrümeln. Aber dazu kam er nicht. Er spürte die klosettdeckelgroße Hand seines Vaters auf der Schulter. Während die ihn rückwärts aus der Hecke zog, kriegte er ganz nebenbei das ›Wort zum Sonntag‹. Und das konnte er sich hinter den Spiegel stecken. Wenn das so weiterging, konnten diese Ferien ja heiter werden!
    Klara ging zurück ins Haus. Für sie war das Unterhaltung pur gewesen und sie fand es schade, dass das Schauspiel schon vorbei war.
    Als sie kurze Zeit später mit den Hunden die Straße entlangging, sah sie einen keuchenden Willi, der ständig mit Taschen, Tüten und Rucksäcken beladen wurde. Herr Mazunke scheuchte seinen Sohn. »Det haste nun davon, dass dein Vater nich loofen kann«, sagte er. Willi fand nicht mal Zeit, einen bösen Blick zu Klara zu schicken. Und die Hunde nahm er überhaupt nicht wahr.
Professor Georg-Christian
    Mazunkes waren da. Also waren endlich große Ferien in Berlin. Daher, kombinierte Klara messerscharf, würden auch Lindemanns und Arnheims noch am gleichen Tag kommen. Alle drei Familien verließen Berlin immer fluchtartig am ersten Ferientag.
    »Kommt«, sagte Klara zu den Hunden, »wir gucken mal, ob noch ein Berliner Auto kommt.« Sie hoffte insgeheim auf den Professor. Der war das echte Kontrastprogramm zu Willi.
    Georg-Christian Arnheim, genannt der Professor, war anders als die meisten anderen Kinder. Er war lang aufgeschossen, spargeldürr, hatte ständig zu kurze Hosenbeine und hantierte ununterbrochen an seiner Nickelbrille herum.
    Er konnte nicht so schnell rennen, spielte nicht gerne Fußball und wenn er sich mal bis an die Knie in die Nordsee wagte, bibberte er sich beinahe um den Verstand. »Das ist kalt, das ist nass, das ist kein Spaß«, erklärte er jedes Mal widerwillig.
    Viel lieber saß er an einem schattigen Plätzchen im Garten und las ein Buch. Manchmal auch zwei oder drei nebeneinander.
    Die Eltern vom Professor waren uralt. Vielleicht waren es auch gar nicht seine richtigen Eltern. Er sprach immer nur von seinen ›Herrschaften‹. Außerdem waren seine Geschwister auch schon wahnsinnig alt – na, jedenfalls total erwachsen.
    Als Klara mit Leo und Lotte auf der Straße spazierte, kam ihr dieser unvergessliche Tag vom letzten Jahr auf einmal wieder in den Sinn. Tagelang hatte es wie aus Kübeln geschüttet. Die Stimmung war mies, alle waren genervt.
    Ausgerechnet Willi, der wahrlich nicht mit Geistesblitzen gesegnet war, hatte die Erleuchtung: »Unsere Eltern können uns doch abwechselnd mit dem Auto irgendwohin kutschieren. Die sind doch alle froh, wenn sie mal Ruhe vor uns haben. Meine jedenfalls. Heute ist Schwimmbadin List angesagt. Mal kieken wo mein Alter ist.« Auf der Stelle drehte er ab, um seinen Vater zu suchen.
    Alle waren von der Idee begeistert – nur der Professor nicht. Er druckste herum, kam nicht mit der Sprache raus und wurde letzten Endes fast mit Gewalt ins Auto geschubst.
    Das Schwimmbad in List war klein, dafür aber beinahe leer. Die meisten Leute fuhren nämlich in das schicke Wellenbad nach
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