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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts
Autoren: Alan Dean Foster
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außen, vorwärts, an Sternen vorbei und durch Nebel, die Weite des Raums, der feindliche Zusammenstoß von Zivilisationen und Galaxien. Schwerkraft strich in Wellen über ihn hinweg, hatte aber keine Wirkung auf sein Fortkommen. Er war und er war nicht. Bar jeder Kontrolle dessen, was ihn beförderte, konnte er nur mit dem Leuchten gehen.
    Plötzlich befand er sich an einem Ort des Nichts: ohne Sterne, ohne Welten, ohne strahlende Intelligenz in der Dunkelheit des Alls. Alles war still und tot. Von ausgebrannten Sternen war nicht einmal Asche übrig, die letzten Flocken Heliumasche zerstoben wie die Krümel auf der Tischdecke an einem windigen Tag. Er schwebte an einem Ort, wo es nichts gab. Es war, als ob Materie und Energie überhaupt nicht existierten.
    Schlimmer war, dass er hier schon einmal gewesen war.
    Wo es kein Licht, keinen Gedanken, keine Materie gab, gab es nur das Böse. Vom Standpunkt der Physik – hoher, niederer oder Metaphysik – war das unerklärlich. Wo nichts war, sollte auch nichts sein. Doch es war präsent, und in einer so unberechenbaren Form, dass schon der Versuch, es zu beschreiben, die Anstrengungen von Theologen und Physikern gleichermaßen auf eine harte Probe gestellt hätte. Flinx brauchte es nicht zu quantifizieren, er wusste davon, und das war genug. Mehr als genug.
    Warum wurde es ihm schon wieder gezeigt? War er dazu verdammt, immer weiter davon zu träumen? Und auch diesmal meinte er, dass es aus irgendeinem Grund ihm zufiel, etwas dagegen zu tun. Aber was? Wie könnte eine Winzigkeit kurzlebiger organischer Materie wie er in irgendeiner Weise etwas beeinflussen, das nur an astronomischen Skalen gemessen werden konnte? Er war einer Antwort auf diese Frage kein Stück näher als beim vorigen Mal, wo er zu einer Begegnung mit diesem fernen Phänomen geschickt worden war, das noch jenseits der Großen Leere lag.
    Es bewegte sich. Nein, das traf es nicht. Es war immer in Bewegung. Was diesmal anders war, war das Gefühl von Beschleunigung. Über die ganze Länge und Breite des schrecklichen Phänomens spürte er eine deutliche Zunahme von Geschwindigkeit. Und von etwas Schlimmerem.
    Einen greifbaren Eifer.
    Es kam auf ihn zu. Auf seine Heimat, das Commonwealth, die gesamte Milchstraße. Es näherte sich schon seit einiger Zeit, doch jetzt näherte es sich schneller. Wie sich das in intergalaktischen Kategorien ausdrückte, wusste er nicht. Astrophysiker könnten ihm das sagen, doch die würden andererseits vielleicht nicht einmal die Veränderung bemerken. Falls doch, würden sie Schwankungen in Verbindung mit subatomaren Partikeln und dunkler Materie und dergleichen erörtern. Flinx bezweifelte, dass sie die Beschleunigung hinter der Großen Leere einer Manifestation des Bösen zuschreiben würden.
    Das Phänomen dehnte sich aus und beschleunigte sich, weil es das wollte. Würde es sich noch weiter beschleunigen können, oder war es darin durch unbekannte physikalische Zwänge begrenzt? Das war eine sehr wichtige Frage. Würde es nicht seinen Teil der Galaxis für zehntausend Jahre bedrohen, könnte er sich ein wenig entspannen.
    Oder nicht? War Verantwortung zeitlich begrenzt? Konnte er achselzuckend abtun, womit er nie hatte belastet werden wollen, dessen Existenz er aber auch nicht leugnen konnte?
    Der Anblick eines restlos leeren Universums stand ihm gegenüber: ringsherum Schwärze, kein einziger Stern, kein einziger Funken, nicht eine Spur von Licht, Leben oder Intelligenz. Nur das Böse im Triumph – allgegenwärtig, allwissend und allumfassend.
    Oblag der Schutz davor seiner Verantwortung? Der Verantwortung von jemandem, der sich Sorgen machte, ob seine Zähne gut geputzt waren oder ob zwei vorbeigehende Frauen über ihn kicherten? Er wollte die Verantwortung nicht, wollte nichts damit zu tun haben. Doch sie war auf ihn gekommen. Offenbar gab es welche, die das dachten. Die er nicht so richtig identifizieren konnte.
    Geht weg!, dachte er wütend. Lasst mich in Ruhe! Ich will nicht darin verwickelt werden.
    Aber das bist du schon, belehrte ihn die gewaltige düstere Stimme, die ihn auswärts getrieben hatte.
    Das bist du schon, erklärte ein Chor mächtiger, aber kleiner und viel individuellerer Gedanken. Immenses Kollektiv und mächtiges Einzelwesen – sie waren diesbezüglich alle einer Meinung.
    Und sie waren alle offenkundig wohlwollend.
    Ein unendlich kleines Stück des Phänomens hinter der Großen Leere streifte ihn. Das trieb ihn kopfüber in die Flucht –
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