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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts
Autoren: Alan Dean Foster
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nicht für die völlig unbegreifliche enzymatische und elektrische Aktivität. Obwohl die Großhirnrinde ziemlich dicht war, stimmte ihre augenscheinliche Normalität kaum mit den sich scharf unterscheidenden Werten zum Kleinhirn überein.
    Während viele Neuronen vollkommen normal waren, erschienen andere in dichten Gruppen an bestimmten Stellen des Gehirns so stark geschwollen und so überschwemmt mit Aktivität, dass es auf eine potentiell tödliche Veränderung hinwies – potentiell, weil der Patient ganz offenkundig noch am Leben war. Eine eingehendere Untersuchung offenbarte bald zusätzliche unnatürliche Entstellungen, einschließlich einer Gruppe kleiner Tumore und einer umfassenden Neuralintegration, wie sie ihr noch niemals untergekommen war, weder an einem Patienten noch in der medizinischen Literatur.
    Sie war nicht imstande, mehr als eine anfängliche Beobachtung und herkömmliche Deutung der Befunde vorzunehmen. Sie war kein Spezialist, und diese Werte schrien nach einem Fachmann, der sie angemessen analysieren konnte. Oder nach einem Techniker, um die Scanner zu reparieren und neu zu kalibrieren. Sie entschied sich, zuerst den Rat des Letzteren einzuholen. Fehlerhafte Scans lagen näher als neurobiologische Unmöglichkeiten. Wenn man zum Beispiel diese Tumore betrachtete: Innere Wucherungen von dieser Größe und an diesen Stellen hätten eigentlich eine ernste Degeneration kognitiver Fähigkeiten oder gar den Tod zur Folge haben müssen. Doch alle diesbezüglichen Scans zeigten normale physiologische Aktivität an. Natürlich konnte sie nicht wissen, ob der Patient geistig behindert war, solange er nicht zu sich kam und mit ihr redete. Allerdings war er für einen verblödeten toten Mann in bemerkenswert guter Verfassung.
    Hier war die Untersuchung eines Facharztes erforderlich. Aber wenn sie Hilfe anforderte, bevor sie die Apparate hatte prüfen lassen, würde man eher sie für verblödet halten. Ein anerkannter Neurologe wie Sherevoeu würde das sicherlich denken.
    Nachdem sie die absurden Werte auf ihrem Pad gespeichert hatte, schickte sie einen Inspektionsantrag an die Instandhaltungsabteilung. Die würde sie benachrichtigen, sobald die Geräte überprüft wären. Dann begab sie sich zum nächsten mit einem Patienten belegten Raum auf ihrer Liste. Falls die lebenswichtigen Organe des jungen Mannes, die im Augenblick stabil arbeiteten, irgendeine Veränderung zum Schlechteren zeigten, würden die Geräte in dem Raum sofort das entsprechende Personal alarmieren.
    In dem abgedunkelten Behandlungszimmer hinter ihr wurden die Zahlen und Messdaten auf dem Hauptmonitor noch unverständlicher. Die Werte der Traumaktivität überstiegen alles Bekannte. Allerdings verhielt es sich nicht so, dass der Patient träumte. Es war verständlich, dass die Instrumente verwirrt waren, weil es keine Instrumente gab, die messen konnten, was in dem Kopf dieses Menschen vor sich ging. Weder war er in der ROM-Phase noch in der REM-Phase und auch in keiner anderen, die ein Schlafmediziner hätte feststellen können.
    Unter dem Hemd ringelte sich ein warmblütiges, schlangenartiges Tier und zuckte unter der Intensität des empathischen Kontakts.
    Flinx hatte in seinem Quasi-Traum Gesellschaft. Sein Wahrnehmungsvermögen war schon einmal nach draußen getrieben worden, von den ewig rätselhaften, ewig verspielten Ulru-Ujurrern. Diesmal waren sie nicht deutlich feststellbar, noch konnte er erkennen, wer ihm sonst noch Gesellschaft leistete. Es war ein einzelner Verstand, aber von einem Ausmaß, das alles überstieg, was er kannte, in gewisser Hinsicht jedoch sehr kindlich. Insofern glich der Verstand durchaus den Ulru-Ujurrern. Aber dieser war viel erwachsener als die brillanten, aber infantilen Bewohner jener fremden Welt. Er zeugte von einem alten Geschlecht, das so komplex wie besonnen war.
    Während er weiter nach draußen gezwungen wurde, spürte er die Anwesenheit anderer, die ihn beobachteten, die nicht direkt mit ihm verbunden, aber bestrebt waren, von seinen Erfahrungen zu lernen. Sie unterschieden sich gänzlich von der Intelligenz, die ihn durch die Raum-Zeit beförderte, waren aber in vielerlei Hinsicht wohlwollender gegenüber seiner Situation. Dann war da noch eine andere Art Verstand: kalt, kalkulierend, beobachtend, völlig gleichgültig gegen ihn, jedoch nicht gegen seine Verfassung. In seinem Traum schreckte er nicht vor diesem zurück, konnte ihn aber auch nicht erfassen, so wenig wie dieser ihn.
    Nach
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