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Die Staubfee

Die Staubfee

Titel: Die Staubfee
Autoren: Nicole Rensmann
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Wütend stemmte Mama ihre Hände in die Hüften. »Wenn es eine Staubfee war, wird sie im Schlafzimmer hinter dem Schrank hocken und nicht hier. Außerdem werde ich bestimmt nicht den Staub einsammeln und darauf warten, dass er beginnt, Worte zu legen. Das ist doch verrückt!« Sie strich ihr braunes, schulterlanges Haar glatt.
    »Aber Mama«, maulten wir.
    »Die Staubfee ist phantastisch, aber jetzt ist sie weg und wir müssen zum Alltag übergehen. Ich habe für eure Spielchen leider keine Zeit.«
    Traurig schlichen wir in Lisas Zimmer. Wir schimpften über die Ungerechtigkeit. Doch schon bald stellten wir Überlegungen an, wie wir die Staubfee fangen und in einen Glaskasten setzen könnten. Und dann begannen wir zu malen. Vertieft in unsere Arbeit, erschraken wir, als ein lautes Geräusch ins Zimmer drang.
    »Nein!«, schrie Lisa. Aber Mama hörte uns nicht, denn der Staubsauger dröhnte lauter und gefährlicher als sonst, bildeten wir uns ein. Lisa und ich sprangen von unseren Stühlen und rannten hektisch mit den Armen rudernd ins Wohnzimmer. Mit lautem Gekreische stürzten wir uns auf Mama, rissen den Stecker aus der Dose und das Saugrohr aus ihren Händen.
    »Hey, was soll das schon wieder? Die Staubfee ist euch wohl zu Kopf gestiegen?«, schimpfte Mama und schaute uns böse an.
    »Das darfst du nicht. Wenn du die Staubfee aufsaugst, ist sie doch tot!« Lisa schluchzte.
    Mama atmete tief durch. »Ist das euer Ernst?«
    Wir nickten, verschränkten unsere Arme vor der Brust und waren uns noch nie so einig wie in diesem Moment.
    »Gut, ihr wollt die Staubfee?«
    Unsere Köpfe gingen nach wie vor rauf und runter.
    »Dann suchen wir«, sagte Mama. »Aber wagt es nicht, mir zu sagen, ihr habt keine Lust mehr. Denn wenn ich nicht sauber machen darf, so lange die Staubfee verschollen ist, bleibt euch nichts anderes übrig, als sie mit mir gemeinsam zu suchen.«
    Noch nie hatten wir unserer Mutter beim Hausputz geholfen. Doch nun jauchzten wir vor Begeisterung und hüpften ausgelassen umher.
    »Ja, Mama, lass uns die Staubfee suchen!«
    »Na dann los«, meinte Mama. »Sucht einen Karton, Taschenlampen und Kehrbesen aus der Abstellkammer!«
     

3.
     
    Die Hände in die Seiten gestemmt, die Stirn in Falten gelegt - so standen wir gemeinsam im Schlafzimmer und überlegten, wo wir mit der Suche beginnen sollten. Mama schritt energisch auf die Nachttischlampe zu, doch in dieser befand sich nicht ein Krümelchen Staub. Auch die zweite auf der Seite, wo Papa schlief, war sauber.
    »Vielleicht ist sie noch hinter dem Schrank«, glaubte Lisa zu wissen.
    Mama zuckte mit den Achseln und seufzte. Sie ahnte wohl, dass ihr Vorschlag sehr anstrengend werden würde.
    Der Schrank stand erst seit einer Woche dort und durch die breiten Fußleisten ein Stück von der Wand ab. So leuchteten wir mit den Taschenlampen dahinter. Doch im Schein des Lichtkegels entdeckten wir keine größere Staubanhäufung. Also begannen wir das gesamte Schlafzimmer zu reinigen und dabei nach der Staubfee zu suchen. Aber der Erfolg blieb aus.
    »Dann müssen wir eben in allen Räumen suchen«, sagte ich noch längst nicht müde. Lisa nickte eifrig. Nur Mama schaute gequält. »Wir verwenden den Staubsauger und durchsuchen anschließend das Aufgesaugte. Seid ihr damit einverstanden?«
    »Aber Mama, wenn du die Staubfee aufsaugst, dann verletzt du sie vielleicht.« Schon wieder fing Lisa an zu weinen. Ich verdrehte die Augen. Diese Heulsuse!
    Mama kniete sich zu Lisa hinunter. »Nein, Liebes. Wir werden die große Düse aufstecken und den Sauger auf eine kleine Stufe einstellen. So wird ihr sicherlich nichts geschehen. Ja?«
    Lisa nickte und beruhigte sich. Auch ich stimmte zu, wobei mir die Art der Suche egal war. Hauptsache wir fanden die Staubfee. Ich wollte wissen, wie sie sich anfühlte.
    Mama wechselte den Staubsaugerbeutel, wir schoben die Couch zur Seite. Vermutlich wäre unser Geschrei ohrenbetäubend laut gewesen, wenn wir gesehen hätten, dass Mama den Beutel wegschmeißen wollte. Doch ich entdeckte ihn später neben dem Mülleimer, so als habe Mama nicht genau gewusst, was mit dem Staub geschehen sollte.
    Gemeinsam zogen wir durch die Wohnung. Wir saugten, fegten, saugten wieder und fegten noch einmal, so lange bis jedes Blumenblatt, jeder Schrank, jedes Regal, alle Bücher, selbst das Sofa und die Fensterbänke von Staub befreit waren. Die Sucherei nervte mich allmählich, ich schmiss den Besen in eine Ecke und maulte: »Irgendwo muss die Fee doch
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