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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe
Autoren: Julie Garwood
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Kopf. »Baron Raulfs Soldaten hätten ihn getötet, bevor er noch die Zugbrücke erreicht.«
    »Die Chance bekämen sie nicht«, verkündete MacKechnie mit überzeugter Stimme.
    »Bei Euch hört es sich an, als wäre dieser Krieger unbesiegbar.«
    »Das wäre nicht so abwegig. Tatsächlich habe ich noch nie jemanden wie ihn kennengelernt. Ich will dich nicht mit Geschichten erschrecken, die ich über MacBain gehört habe. Es genügt zu bemerkten, daß du ganz sicher nicht wünschen würdest, seinen Zorn über dieser Burg zu spüren.«
    »Nichts davon ist im Augenblick wichtig«, flüsterte Keimet nun. und seine Stimme klang müde.
    »Oh, und ob es wichtig ist«, fauchte der Priester. »Ich werde hier so lange auf den Baron warten, wie es sein muß. Die Sache ist viel zu ernst, um ungeduldig werden zu können.«
    Vater MacKechnie hielt inne, um sich wieder zu beruhigen. Er wußte, daß diese Angelegenheit den Haushofmeister nicht betraf, doch da er einmal angefangen hatte, zu erklären, war der ganze Zorn, den er sorgsam in seinem Inneren verschlossen hatte, wieder aufgekocht, und er war nicht in der Lage, die Wut aus seiner Stimme zu halten. Er zwang sich, einen ruhigeren Tonfall anzuschlagen und das Thema zu wechseln.
    »Du bist zwar ein Sünder, Keimet, aber du bist auch ein ehrenhafter Mann, der nur seine Pflicht erfüllen will. Gott wird sich daran erinnern, wenn du am Tag des Jüngsten Gerichts vor Ihm stehst. Wenn es also jetzt nicht um deine Beichte geht, was kannst du dann von mir wollen?«
    »Ich brauche Eure Hilfe bei Lady Johanna, Vater. Ich habe soeben eine Nachricht von König John erhalten.«
    »Und?« bohrte der Priester, als der Verwalter nicht sofort eine Erklärung hinterherschickte.
    »Baron Raulf ist tot.«
    »Gütiger Herr, das kannst du nicht ernst meinen.«
    »Es ist wahr, Vater!«
    MacKechnie stieß ein rauhes Röcheln aus, dann schlug er hastig das Zeichen des Kreuzes. Er senkte den Kopf, preßte die Hände gegeneinander und flüsterte ein Gebet für die Seele des Barons.
    Der Wind ließ den Saum seiner Soutane heftig gegen seine Beine flattern, aber der Priester war zu versunken in sein Gebet, um dem Aufmerksamkeit zu schenken. Keimet blickte zum Himmel. Schwarze, bauschige Wolken wurden durch den beständigen, heulenden Wind vorangetrieben. Das Jammern des Windes, das Geräusch des nahenden Sturmes war unheimlich, drohend … passend.
    Der Priester hatte sein Gebet beendet, schlug erneut das Zeichen des Kreuzes und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Verwalter zu. »Warum hast du mir das denn nicht sofort gesagt? Warum hast du mich reden und reden lassen? Du hättest mich unterbrechen müssen. Gott schütze uns, was wird nun mit den Maclaurins geschehen?«
    Keimet schüttelte den Kopf. »Was die Ländereien des Barons in den Highlands betrifft, Vater, so kann ich Euch keine Antwort geben.«
    »Du hättest es sofort sagen müssen«, wiederholte der Priester, noch ganz benommen von der schlechten Nachricht.
    »Ein paar Minuten mehr oder weniger machen keinen Unterschied«, erwiderte Keimet. »Und vielleicht wollte ich meine schwere Aufgabe durch ein Gespräch mit Euch noch ein wenig hinauszögern. Ihr müßt wissen, daß es meine Pflicht ist, Lady Johanna zu informieren, und ich könnte Euren Beistand wirklich gebrauchen. Sie ist so jung, so unschuldig und ganz ohne Falsch. Das wird ihr bestimmt das Herz brechen.«
    MacKechnie nickte. »Ich kenne deine Herrin erst seit zwei Tagen, aber auch ich habe schon festgestellt, wie sanftmütig und rein sie ist. Dennoch bin ich nicht sicher, ob ich wirklich helfen kann. Deine Herrin scheint Angst vor mir zu haben.«
    »Sie fürchtet die meisten Priester, Vater. Und sie hat gute Gründe dafür.«
    »Und was für Gründe sollten das sein?«
    »Ihr Beichtvater ist Bischof Hallwick.«
    Vater MacKechnie blickte finster drein. »Dann brauchst du kein Wort mehr zu sagen«, murmelte er angewidert. »Hallwicks übler Ruf ist bekannt, sogar in den Highlands. Kein Wunder, daß das Mädchen Angst hat, und es zeugt von großem Mut, daß sie mir Einlaß gewährt hat, Keimet.« Er seufzte und setzte hinzu: »Armes Kind. Es ist unfair, in solch zartem Alter den Ehemann zu verlieren. Wie lange ist sie schon mit dem Baron verheiratet?«
    »Seit über drei Jahren. Lady Johanna war kaum mehr als ein Kind, als sie verheiratet wurde. Vater, bitte kommt mit mir in die Kapelle.«
    »Gewiß doch.«
    Die zwei Männer gingen Seite an Seite weiter. Kelmets Stimme klang
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