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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unempfänglich zu sein. Mikes
entsprechende Bitte beantwortete er nur mit einer ungeduldigen
Geste, sodass Mike sich schließlich zornig umwandte und vor
dem Atlanter den Gang hinunterging.
Vargan führte ihn zu seiner Kabine und stieß ihn unsanft
hinein. Als er die Tür schließen wollte, erklang jedoch draußen
Argos’ Stimme und der Atlanter hob noch einmal den Blick.
»Warte noch einen Moment«, bat Argos. »Ich will noch einmal
mit ihm reden.«
Vargan zögerte. »Tarras wird das nicht gerne sehen«, sagte er.
»Du musst es ihm ja nicht verraten«, antwortete Argos scharf.
Ohne ein weiteres Wort trat er hinter Vargan in Mikes Kabine
und der Atlanter schloss die Tür hinter ihm und verriegelte sie.
Mike starrte Argos an. Hinter seiner Stirn kreisten die
Gedanken wie wild. Er war hin und her gerissen zwischen Wut,
Verzweiflung und Trauer, Enttäuschung und anderen Gefühlen,
die er gar nicht genau beschreiben konnte. Aber das Einzige, was
er hervorbrachte, war das gestammelte: »Warum?« »Ich hatte
keine andere Wahl, Mike«, antwortete Argos. Er hatte immer noch
nicht die Kraft, seinem Blick standzuhalten, und starrte irgendwo
auf den Boden zwischen ihnen. Seine Stimme war sehr leise und
sehr traurig, fast nur ein Flüstern, das um Vergebung bat. »Ich
verlange nicht, dass du mir glaubst, aber es ist die Wahrheit. Ich
wollte nicht, dass es so kommt.« »Und Sie hätten es auch nicht
getan, wenn Sie gewusst hätten, dass es so kommt, nicht wahr?«,
fragte Mike höhnisch.
Argos fuhr unter seinen Worten zusammen wie unter einem
Hieb. »Doch«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Es geht um
viel mehr, als du dir vorstellen kannst. Mein eigenes Leben spielt
dabei keine Rolle und auch nicht das der beiden anderen.«
»So wenig wie unsere?«, schnappte Mike. »Ich kann deine
Bitterkeit gut verstehen«, murmelte Argos. »Ich will nicht, dass
du mir verzeihst. Aber du wirst mich verstehen, wenn wir erst
einmal angekommen sind.«
»Wer sind diese Männer?«, fragte Mike. »Stammen sie wirklich
aus Atlantis oder sind sie einfach nur Lügner?«
»Wie ich?«, flüsterte Argos bitter. »Willst du das damit sagen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es ist schon die Wahrheit. Wir ...
stammen aus Atlantis. Jedenfalls in gewissem Sinn. Ich kann
es dir jetzt nicht erklären, aber ich habe nur da gelogen, wo es
nötig war.« »Das scheint ziemlich oft gewesen zu sein.« »... öfter
als ich wollte«, gestand Argos. »Aber warum haben Sie Serena
vorgemacht, dass Sie ihr Vater wären?«, wollte Mike wissen.
»Hat es Ihnen Spaß gemacht, sie zu quälen? Falsche
Hoffnungen in ihr zu wecken?«
»Es war das Leichteste«, antwortete Argos. »Ich habe in ihren
Gedanken gelesen und erkannt, dass es ihr größter Wunsch war,
ihren Vater wieder zu sehen.« Er lächelte schmerzlich. »Ich sehe
ihm nicht einmal ähnlich, weißt du? Aber es ist so viel Zeit
vergangen und Serena hat sich so sehr gewünscht, ihn zu treffen,
dass das wohl keine Rolle spielte.«
»O ja und außerdem haben Sie natürlich alle Antworten auf
alle Fragen, die sie stellen konnte, in ihren Gedanken gelesen«,
sagte Mike bitter. »Wirklich eine Leistung. Bravo!« Er wartete
vergeblich auf eine Antwort. Als er keine bekam, fuhr er fort:
»Was geschieht jetzt mit uns? Wirklich, meine ich?«
»Nichts«, antwortete Argos. »Ich verspreche, dass ihr
freigelassen werdet.«
»Warum sollte ich Ihnen das glauben?«, schnappte Mike.
»Ihre Kameraden glauben unserem Ehrenwort ja auch nicht.«
»O doch, das tun sie«, behauptete Argos. »Sie wollen nur kein
Risiko eingehen. Der Weg, der vor uns liegt, ist nicht sehr weit,
aber gefährlich. Und von unserer Mission hängt so unendlich viel
mehr ab, als du dir auch nur vorstellen kannst. Du und die
anderen, ihr werdet in euren Kabinen bleiben. Es ist sicherer, für
uns, aber auch für euch und für Serena.« »Und was geschieht mit
ihr?«, wollte Mike wissen. »Nichts«, antwortete Argos. »Ich gebe
dir mein Ehrenwort, dass ich ihr Leben verteidigen werde wie mein
eigenes. Niemand wird ihr auch nur ein Haar krümmen.« »Ach,
und Sie glauben, das reicht?«, fragte Mike. »Sie haben ihr viel
mehr angetan, als es diese beiden Verbrecher da oben jemals
könnten, ist Ihnen das eigentlich klar?«
»Ja«, antwortete Argos. »Ich weiß das. Und es tut mir unendlich
Leid. Bitte glaube mir. Könnte ich es ungeschehen machen,
würde ich es tun. Aber das kann ich nicht.« Er seufzte. »Ich
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