Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
irgendein Risiko eingehen zu wollen, aber
ich gebe Ihnen mein Ehrenwort als Kapitän dieses Schiffes, dass
wir Sie zu Ihrem Ziel bringen.«
»Wie gesagt: sehr nobel«, sagte Tarras kühl. »Leider kann ich
das Risiko nicht eingehen, mich auf Ihr Ehrenwort zu verlassen,
Trautman, oder das irgendeines anderen.«
»Können Sie unsere Gedanken lesen?«, fragte Mike. »So wie
Argos?«
Tarras schüttelte den Kopf. »Nein, ich fürchte, diesen Trick
beherrscht nur er.«
»Dann fragen Sie ihn«, fuhr Mike fort. »Er wird Ihnen
bestätigen, dass wir die Wahrheit sagen. Unser Ehrenwort gilt,
ganz egal, wem wir es geben und unter welchen Umständen.«
»Das ist wahr«, sagte Argos leise. »Sie hatten mehrmals die
Möglichkeit mich einfach im Stich zu lassen. Sie haben es nicht
getan. Selbst als ich sie verraten habe, haben sie mir weiter
geholfen, um ihr Wort zu halten.«
»Das spielt keine Rolle«, antwortete Tarras. »Wir werden
Vorräte und Wasser aufnehmen, falls das nötig ist, und dann in
See stechen. So schnell wie möglich.«
»Aber nicht mit unserer Hilfe«, sagte Ben trotzig. »Nehmen Sie
unser Angebot an oder versuchen Sie doch allein das Schiff zu
lenken. Sie werden sehen, wie weit Sie kommen.«
Tarras seufzte. »Ich könnte dich so leicht zwingen, zu tun, was
ich will, mein Junge«, sagte er. »Aber wozu? Du hast es ja selbst
gesagt: Wir werden das Schiff alleine steuern.«
»Das können Sie gar nicht!«, versetzte Ben patzig. »Ich fürchte,
er kann es«, sagte Argos. Er lächelte traurig. »Vergiss nicht, dass
dieses Schiff dort gebaut worden ist, wo wir herkommen. Seine
Bedienung ist uns nicht fremd.«
»Richtig«, fügte Tarras hinzu. An Ben gewandt fuhr er fort:
»Und jetzt solltest du dein vorlautes Mundwerk halten, mein
Junge, bevor ich auf die Idee komme, dich allein hier auf der
Insel zurückzulassen. Wie Argos ganz richtig gesagt hat: Wir
brauchen euch nicht, um das Schiff zu steuern.«
»Ich habe ihnen mein Wort gegeben, sie freizulassen, sobald wir
zu Hause sind«, sagte Argos, doch Tarras wischte auch diese
Worte mit einer fast beiläufigen Bewegung zur Seite. »Dein Wort,
du sagst es.«
Er überlegte einen Moment, dann wandte er sich mit einer
Frage an Trautman: »Hat jeder von euch hier an Bord eine
eigene Kabine?« Trautman nickte.
»Gut«, sagte Tarras. »Dann werdet ihr jetzt Wasser und
Nahrungsmittel für drei Tage zusammenpacken und in eure
Kabinen gehen. Einzeln und nacheinander. Vargan begleitet euch,
während ich auf unser Prinzesschen Acht gebe.«
»Was haben Sie vor?«, fragte Mike aufgebracht. Er machte
einen Schritt auf Tarras zu, blieb aber wieder stehen, als ihn ein
Blick aus den eisigen Augen des Atlanters traf.
»Ich will nur sichergehen, dass sie keine Dummheiten macht«,
sagte Tarras. »Immerhin haben wir eine ganze Schiffsbesatzung
voller junger Helden hier, nicht wahr? Und die könnten etwas
Unüberlegtes tun. Etwas, das Serena in Gefahr brächte. Und das
wollen wir doch nicht, oder?«
Mike presste wütend die Lippen zusammen, aber er konnte
nichts anderes tun als hilflos die Fäuste zu ballen und wieder in
die Reihe der anderen zurückzutreten.
»Sie wollen uns drei Tage lang einsperren?«, vergewisserte sich
Trautman.
»Sie können auch gerne hier auf der Insel zurückbleiben«,
antwortete Tarras. »Ich bin sicher, dass sie nicht sehr lange allein
sein werden. Unsere wortkargen Freunde sind bestimmt noch in
der Nähe – und ich würde mich nicht darauf verlassen, dass sie
ihren Fehlschlag mit einem Schulterzucken hinnehmen und einfach wieder gehen.«
»Davon abgesehen liegt diese Insel weitab von allen bekannten
Schiffsrouten«, fügte Argos hinzu. »Es könnte sein, dass ihr nie
gefunden werdet. Ihr könnt Tarras vertrauen und ihr habt mein
Wort, dass ihr frei seid und hingehen könnt, wohin ihr wollt,
sobald wir unser Ziel erreicht haben.«
Trautman antwortete nicht darauf, doch der Blick, den er Argos
zuwarf, machte klar, was er von dessen Wort hielt.
Genau so, wie der Atlanter gesagt hatte, kam es. Sein Kamerad
begleitete sie einen nach dem anderen in ihre Kabinen. Ben
versuchte als Einziger sich zu wehren, hatte aber natürlich gegen
den starken Mann keine Chance. Als Allerletzter erst kam Mike
an die Reihe. Auch er widersetzte sich nicht, aber er war tief enttäuscht. Er hatte gehofft, dass er sich wenigstens noch von Serena
verabschieden durfte, aber Tarras schien solch romantischen
Gedanken gegenüber völlig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher