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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weia, seufzte es. Ich fürchte, da hilft nur noch eines. Ich hoffe bloß,
meine Kraft reicht aus. Und unsere Zeit.
Es bewegte sich ein paar Schritte rückwärts und wandte
den Kopf nach rechts und links, wie um sich zu überzeugen,
dass sie auch wirklich allein und ungestört waren. Was hatte es
vor?
Sieh mich an! befahl die Stimme in seinem Kopf.
Das wollte Mike nicht. Aus irgendeinem Grund wusste er
zwar mit unerschütterlicher Sicherheit, dass er dem Felltier
vorbehaltlos vertrauen konnte, aber trotzdem hatte er
ziemlich große Angst vor dem, was das Geschöpf vorhatte.
Aber er hatte keine Wahl. Die lautlose Stimme verlangte
erneut, dass er das Felltier ansehen sollte, und plötzlich war sie
von einer solchen zwingenden Macht erfüllt, dass er ihr einfach
nicht widerstehen konnte. Das einzige, gelbe Auge des
Geschöpfes schien plötzlich riesengroß zu werden, füllte
sein
gesamtes Sichtfeld aus und...
Mit dem ersten Licht des neuen Tages kehrten sie auf die
NAUTILUS zurück. Sie konnten den Weg beinahe trockenen
Fußes hinter sich bringen, denn die Ebbe hatte ihren tiefsten Stand
erreicht, sodass das Schiff nun nahezu zur Hälfte aus dem
Wasser herausragte und in deutlicher Schräglage auf dem Strand
lag. Die beiden Atlanter hatten kein einziges Wort der Erklärung
mehr von sich gegeben und auch Argos hatte sich in Schweigen
gehüllt und war ihnen allen ausgewichen, so gut es ging. Der
dritte Mann, den sie aus dem gesunkenen Frachtschiff geborgen
hatten, blieb auf der Insel zurück. Argos’ Kräfte hatten entweder
nicht mehr ausgereicht, auch ihn aus seinem ewigen Schlaf zu
wecken, oder sie waren in diesem Fall zu spät gekommen.
Tarras und Vargan jedoch schienen allemal auszureichen,
nicht nur Argos, sondern die gesamte Besatzung der NAUTILUS
in Schach zu halten. Es war nicht das erste Mal, dass sie in einer
gefährlichen Situation waren; nicht einmal das erste Mal, dass
sie sich mit Männern konfrontiert sahen, die bewaffnet waren und
auch durchaus bereit, von diesen Waffen Gebrauch zu machen.
Und so hatte sich Mike in den ersten Minuten noch der
schwachen Hoffnung hingegeben, dass es schon einen
passenden Moment geben würde, um die beiden Atlanter zu
überwältigen, ohne Serena dadurch in zu große Gefahr zu
bringen. Aber dieser Moment kam nicht. Die Atlanter waren
entweder ausgebildete Soldaten oder sie hatten einige Erfahrung
mit Situationen wie dieser, denn sie ließen ihnen nicht einmal die
geringste Chance einen Befreiungsversuch zu starten. Eine halbe
Stunde, nachdem die Sonne aufgegangen war, fanden sie sich
alle im Salon der NAUTILUS wieder. An ihrer Lage hatte sich
nicht viel geändert. Tarras deutete zwar jetzt nicht mehr direkt
mit seiner Waffe auf Serena, aber sein Kumpan und er standen
hinter dem Steuerpult und hielten Serena als lebenden Schutzschild vor sich, während Mike und die anderen am entgegengesetzten Ende des großen Raumes Aufstellung nehmen
mussten.
Argos hatte sich auf die Bank unter dem Fenster gesetzt und
starrte ins Leere. Der betroffene Ausdruck war nicht aus seinem
Gesicht gewichen. Aber Mike empfand zumindest in diesem
Moment noch keine Spur von Mitleid mit ihm.
»Das also ist die sagenumwobene NAUTILUS«, sagte Tarras,
nachdem er sich eine Weile in dem Salon umgesehen hatte. Er
hatte die Pistole unter den Gürtel geschoben, hielt die rechte Hand
aber immer griffbereit in ihrer Nähe, sodass nicht die geringste
Chance bestand, ihn zu überwältigen, bevor er sie ziehen
konnte. Er warf einen weiteren nachdenklichen Blick in die
Runde und schüttelte dann den Kopf. »Ich hätte sie mir etwas
besser in Schuss vorgestellt. Andererseits ... wenn man bedenkt,
wie alt sie ist.«
»Sie ist in diesen Zustand geraten, weil wir diesen verräterischen Mistkerl da retten wollten«, grollte Mike mit einer
Geste auf Argos.
Tarras lächelte. »Das ist sehr nobel von euch, mein Junge.
Aber keine Sorge. Wenn wir erst einmal zu Hause sind und ein
wenig Zeit und Arbeit investiert haben, dann sieht sie wieder aus
wie neu.«
»Ist es das, was Sie wollen?«, fragte Trautman. »Nach Hause?«
Tarras nickte. »Was sonst?«
»Dann ist es nicht nötig, dass Sie uns mit Gewalt dazu
zwingen«, sagte Mike. »Lassen Sie Serena frei und ich verspreche
Ihnen, dass wir Sie hinbringen, wo immer Sie wollen.«
»Und dieses Wort gilt auch für uns andere«, fügte Trautman
hinzu. »Ich kann Sie verstehen. Wahrscheinlich haben Sie zu viel
mitgemacht, um noch
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