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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse
Autoren: Ken Follett
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eines Geräts zur Herstellung von Instant-Kartoffelchips. Die Zeitungen berichteten gern und oft darüber, daß Laskis Besitztümer – in Bargeld umgewandelt – Abermillionen Pfund ausmachten, und Laski wies ebenso gern und oft darauf hin, daß es praktisch unmöglich sei, seine Reichtümer in Bargeld zu verwandeln.
    Felix Laski ging mit flotten Schritten vom WaterlooBahnhof in Richtung Innenstadt, denn er vertrat die Ansicht, daß körperliche Trägheit bei Männern seines Alters die Gefahr von Herzattacken heraufbeschwor. Die Sorge um das körperliche Wohlbefinden war in Laskis Fall geradezu lächerlich, denn er war so fit und gesund wie der gesündeste Mann Anfang der Fünfzig im Umkreis von einer Meile. Fast einsneunzig groß, mit einer Brust wie der Bug eines Schlachtschiffes, war Laski ungefähr so herzanfallgefährdet wie ein junger Bulle.
    Er machte eine ausgezeichnete Figur, als er im kalten, klaren Sonnenlicht des frühen Morgens über die Blackfriars Bridge schritt. Seine Kleidung – vom blauen Seidenhemd bis hin zu den handgefertigten Schuhen – war teuer; gemessen an den Maßstäben der »City«, des Londoner Banken-und Börsenviertels, war Laski ein Dandy. Seine Vorliebe für exklusive Kleidung war darauf zurückzuführen, daß die Männer in dem Dorf, in dem er das Licht der Welt erblickt hatte, meist Latzhosen aus Baumwolle und Schlägermützen getragen hatten, so daß sein elegantes Outfit Laski immer wieder ein Hochgefühl vermittelte, weil es ihn daran erinnerte, wie weit er es gebracht hatte.
    Außerdem gehörte die Kleidung zu seinem Image – dem eines Freibeuters des Londoner Big Business. Laskis Geschäfte waren für gewöhnlich mit Risiken verbunden, oder mit Opportunismus, oder mit beidem, und Laski sorgte zusätzlich dafür, daß seine Geschäfte nach außen hin noch gewagter erschienen, als sie es ohnehin schon waren. Er stand in dem Ruf, den »richtigen Riecher« zu haben; und das war mehr wert als eine eigene Handelsbank.
    Von diesem Image hatte Peters sich blenden lassen. Als Laski nun mit forschen Schritten an der St. Paul’s Cathedral vorbei zu ihrem allmorgendlichen Treffpunkt ging, mußte er an Peters denken: ein kleiner, beschränkter Bursche, aber ein Fachmann, was das Bewegen von Geldern betraf – nicht auf Konten, sondern handfestes, richtiges Geld: Banknoten und Münzen. Peters arbeitete für die Bank von England, der ultimativen Quelle aller gesetzlichen Zahlungsmittel Großbritanniens. Peters’ Aufgabe bestand darin, sowohl für die Beseitigung als auch für den Druck und das Prägen von Papiergeld und Münzen zu sorgen. Natürlich traf Peters nicht die Entscheidung, was die Summen betraf, die vernichtet oder produziert wurden – das wurde auf einer viel höheren Ebene beschlossen, vermutlich im Kabinett. Aber Peters besaß Insiderwissen. Zum Beispiel wußte er, wie viele Fünfpfundnoten die Barclays Bank benötigte, b evor seine Bosse es wußten.
    Laski hatte Peters auf einer Cocktailparty kennengelernt, die anläßlich der Eröffnung eines Verwaltungsgebäudes gegeben worden war, das eine Discount-Ladenkette errichtet hatte. Laski besuchte derartige Veranstaltungen aus ei nem einzigen Grund: um Leute wie Peters kennenzulernen, die sich eines Tages als nützlich erweisen konnten.
    Fünf Jahre nach der Cocktailparty war Peters nützlich geworden. Laski hatte ihn in der Bank angerufen und ihn gebeten, ihm einen Numismatiker zu empfehlen, der ihn beim fingierten Ankauf einiger alter Münzen beraten sollte. Peters erklärte, er selbst wäre Sammler, wenn auch nur in kleinem Maßstab; aber er wäre gern bereit, sich die Münzen anzusehen, falls Laski einverstanden sei. Großartig, erwiderte Laski und sauste los, um die Münzen zu holen. Peters riet ihm, sie zu kaufen. Plötzlich waren sie Freunde.
    (Die Münzen wurden zum Grundstock einer Sammlung, deren Wert inzwischen das Doppelte des Kaufpreises betrug, den Laski bezahlt hatte. Dieser Gewinn war zwar nebensächlich, was Laskis eigentliche Absichten betraf; aber nichtsdestoweniger war er stolz darauf.)
    Es stellte sich heraus, daß Peters Frühaufsteher war, was zum einen daran lag, daß er ein Morgenmensch war, zum anderen, daß Geldbewegungen – die Umlagerung und der Transport von Bargeld – größtenteils morgens stattfanden, so daß Peters den Hauptteil seiner Arbeit bis gegen neun Uhr früh erledigen mußte. Laski stellte fest, daß Peters jeden Tag um halb sieben frühstückte, und zwar in einem ganz bestimmten
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