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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels
Autoren: Ella Theiss
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populärwissenschaftliche
Literatur bemüht in diesem Zusammenhang immer wieder gern das Sprichwort »Was
der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht«.Doch die Verweigerungshaltung
der Bevölkerung hatte handfeste Gründe: Das Gemüse aus den Anden war kurze Tage
gewohnt, gedieh unter Mitteleuropas Sommersonne nicht immer zuverlässig oder
schmeckte muffig bis bitter. Obendrein waren Augen und Triebe weit giftiger als
bei modernen Züchtungen, sodass es tatsächlich vereinzelt zu Todesfällen kam.
Auch Teile der Ärzteschaft warnten davor, Kartoffeln regelmäßig und in größeren
Mengen zu essen.

     
    6 Lisbeth
    Ja, es gab sie: Anna Amalie von Preußen (1723–1787),
in der Familie Amélie genannt. Sie war die jüngste Schwester von Friedrich II.
und soll ein äußerst quirliger und eigensinniger Mensch gewesen sein. Sie
mochte partout nicht heiraten, was ihren großen Bruder veranlasste, sie 1756 –
also im Jahr nach ihrem fiktiven Auftritt in diesem Roman – um einer standesgemäßen
Versorgung willen zur Äbtissin zu machen.

     
    Das Erdbeben, das die Gocher Kirchenglocken –
urkundlich belegt – zum Läuten brachte, fand genau genommen einige Wochen
später statt, nämlich am Morgen des 18. Februar 1756.

     
    7 Der Pastor
    Die kuriose Vorstellung, die Kartoffel sei »aus
der Spucke des Teufels und dem Leib einer Sünderin« entstanden, entstammt einer
russisch-orthodoxen Schrift. Ob dieses Gleichnis auch unter Theologen in
Westeuropa kursierte, ist mir nicht bekannt. Sicher ist, dass weite Teile der
Geistlichkeit auch in deutschen Landen die Kartoffel als Symbol der ›antichristlichen‹
Aufklärung ansahen und sie verteufelten – und zwar bis ins 19. Jahrhundert
hinein.

     
    11 Willem
    Der Rechtsstreit um den Müller Arnold aus
Züllichau ist eigentlich auf die Jahre 1779/1780 datiert. Willem hätte also in
den Gazetten noch kein Wort darüber lesen können. Ich möchte ihm dennoch diese
kleine Freude gönnen, weil er erstens selbst Pachtmüller und zweitens ein so
glühender Verehrer von Friedrich II. ist. Von daher bitte ich insbesondere die
Rechtshistoriker um Nachsicht bei meiner kleinen Zeitreise.

     
    12 von Wolzogen

    Historisch belegte Persönlichkeiten – außer
Friedrich II., versteht sich – sind: Jakob Friedrich Freiherr von Bielfeld
(Legationssekretär), Michael Gabriel Fredersdorf (Geheimer Kammerier), Heinrich
Graf von Podewils (Minister), August Wilhelm (Bruder von Friedrich II.).

    Mit anderen Worten: Giselher von Wolzogen und Sebastian
von Sydow sind frei erfunden. Ebenso die Versammlung und der Dialog an der
Tafel. Richtig ist aber, dass ab dem 24. März 1756 mehrere ›Ordres Circulaires‹
ergingen, die heute unter der Bezeichnung ›Kartoffelbefehl‹ bekannt sind. Die
Texte sind hier in Auszügen wörtlich und mitsamt den im Original enthaltenen
orthografischen und grammatikalischen Fehlern wiedergegeben.

    Weitere Originalzitate von Friedrich II. – wer sich mit
seiner Biografie beschäftigt hat, wird sie unschwer erkennen – habe ich
anderen, zum Teil späteren Kontexten entnommen.

    Die Interieurs sind so beschrieben, wie Besucher des
Schlosses Charlottenburg sie heute noch vorfinden. Sogar das ungewöhnliche
Watteau-Gemälde hängt unübersehbar in der Konzertkammer. Das niedere,
unauffällig in die Wand eingelassene Türchen, hinter dem Friedrich II. verschwindet,
befindet sich in Wahrheit allerdings in einem weiteren Raum, der sich seitlich an
die Sekretärskammer anschließt.

     
    16 Lisbeth und Willem
    Was Willem von den auswanderungswilligen Pfälzern
erzählt, hat sich so ereignet. Dass in der kargen Gocher Heide Topinambur
angebaut wurde, ist freilich Spekulation. Das ›Pfalzdorf‹ gibt es übrigens
heute noch – als Ortsteil von Goch.

     
    19 von Wolzogen

    Wie die Kartoffel letztendlich in preußische Erde
kam, ist unbekannt. Historiker kennen den ›Kartoffelbefehl‹, wissen aber kaum
etwas über seine Umsetzung. Die allgemeine Aufmerksamkeit galt seinerzeit dem
Siebenjährigen Krieg, den Schlachtfeldern, den unzähligen gefallenen Soldaten
und der Schnupftabaksdose, die eine auf den König gerichtete Kugel abfing und
ihm so das Leben rettete. Sieben Jahre hat das Volk nicht nur seinen König
entbehrt – sondern auch die Geschichtsschreiber. Die in diesem Buch
beschriebene Wagenkolonne voller Saatkartoffeln ist also Spekulation, ebenso
alle Ereignisse im Zusammenhang damit.

     
    Schon zu Lebzeiten Friedrichs wurde darüber
gemunkelt, er sei
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