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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels
Autoren: Ella Theiss
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Und die Geldkassette. Lisbeth
rechnet. Ihre Ersparnisse dürften für Brennholz, etwas Butter und Schinken
reichen. Für mehr nicht. Der Gestank muss hinaus. Neue Gäste müssen herein.

    Lisbeth zieht Laken und Bezüge von den Betten und kocht
sie im großen Bottich, eine ganze Stunde lang, sie wuchtet die Strohsäcke und
die wollenen Decken ins Freie, damit der Wind und das Sonnenlicht sie reinigen,
sie wienert die Dielen mit der Stahlbürste ab, ersetzt die getrockneten
Mistelbeeren, die in den Ritzen stecken und böse Geister fernhalten durch
frische, saftige. Sie rubbelt die Fensterscheiben mit Pottasche blank und
wedelt sie mit Lauchblättern ab, bindet Lavendelzweige und hängt in jeder
Schlafstube sieben Sträußlein nebeneinander an Schnüren auf. In der Küche setzt
sie ein paar Knochen mit Sellerie und Petersilienwurzel an, lässt die Brühe
mittags und abends eine Zeit lang über dem Feuer köcheln, damit der Duft bis
zur Landstraße zieht, wo die Fuhrwerke vorbeikommen. Sie bügelt ihr schwarzes
Kleid auf und tritt alle Stunde damit vors Haus, tut, als müsse sie die Treppe
fegen, die Hühner füttern, nach den Katzen sehen.

    Es dauert keine zwei Tage, da hält ein Pferdefuhrwerk an,
das frische Rüben geladen hat. »Brrh!«, kommandiert jemand mit erstickter
Stimme. Und noch einmal: »Brrrrrh!« Lisbeth eilt zur Tür. Das muss der
Emilbauer sein. Dem folgen nicht einmal seine Gäule. Man hat ihm, als er noch
ganz jung war und vor den Soldatenwerbern fliehen wollte, die Nase und die
Ohren abgeschnitten. Eine Strafe, die sich der alte Preußenkönig fürs
Desertieren ausgedacht hatte, weil die Kirche das Rädern nicht mehr dulden
wollte und das bloße Erschießen niemanden abschreckte. Unter dem neuen König
hat das Kreisgericht entschieden, dass die Strafe zu hart gewesen war, und sie
haben dem Emil die Äcker geschenkt. Jetzt ist er reich, kann sich zwei Knechte
und eine Magd halten. Aber kein Weib mag ihn heiraten, weil er so riesige
Nasenlöcher hat, dass man glaubt, bis in den Schädel sehen zu können, und weil
er immerzu redet, als hätte er den Schnupfen.

    »Bist wieder gesudnd, Lisbeth?«, fragt er, zieht seine Mütze
vom Kopf und wringt sie vor seiner Brust.

    »Siehst ja«, sagt Lisbeth und wischt sich die Hände an
der Schürze trocken. »Komm nur rein und wärm dich!«

    Der Emil streicht umständlich die Sohlen seiner Stiefel
am Eingang ab. Und hinterlässt dennoch bei jedem Schritt Lehmbröckchen auf den
blank gescheuerten Dielen.

    »Das Lebedn geht weiter«, sagt der Emil und lässt sich
auf die kleine Bank neben der Tür zur Küche fallen. Das Mohrken und das Miezken
sind mit ihm hereingekommen, streichen mit erhobenen Schwänzen um seine Hosenbeine.

    »Pass auf, sie kratzen, sind bösartig manchmal«, sagt Lisbeth.

    »Dmich? Kratzedn die Kätzkedn dnicht!«, versichert der
Emil und streichelt das Mohrken, das sich um seine Füße ringelt und schnurrt,
worauf das Miezken auf seinen Schoß springt. »Siehst, die habedn dmich gerdn!«

    »Willst eine Minzbrühe?«

    »Jaaaa! Gadnz heiß udnd dmit Rahdm.« Der Emil lässt sich
gegen die Lehne fallen, streckt die Beine von sich und nimmt drei Steckrüben
aus seinem Rucksack.

    Lisbeth freut sich. »Dafür kriegst eine ganz große Tasse«,
verspricht sie, nimmt die Steckrüben in ihre Schürze und trägt sie in die
Küche.

    »Der Leichednschdmaus steht dnoch aus, Lisbeth! Dedn
dmusst dnachholen!«, ruft der Emil hinter ihr her.

    »Da kommt eh keiner.«

    »Ich kodmm! Udnd bridng gednug dmit!«

    Lisbeth überlegt. Auch wenn nur ein paar arme Schlucker
erscheinen – es wäre gut, das Haus voll zu haben. Dann leuchten die Fenster,
raucht der Schornstein, dringt das Palaver und das Gelächter bis zur Straße.
Und lockt neue Gäste.

    »Zwei Steckrüben mehr, dann kann ich einen Eintopf für
euch kochen. Morgen Mittag!«

     
    Steckrübeneintopf (für 4 Personen)

    Schneide 3 Pfund Steckrüben und ebenso viele Möhren in
Stücke, gebe sie mit einem kleinen Strunk Lauch in kochendes Salzwasser und
lasse sie weich sieden. Das Gemüse seihe sodann ab, nehme den Lauch heraus und
fange die Gemüsebrühe auf. Stampfe Steckrüben- und Möhrenstücke zu Mus, rühre
dieses mit einem Teil der Brühe geschmeidig und lasse es abkühlen. Von zwei
Eiern gebe nur das Eigelb dazu und rühre es ein. Zwei Pfund fetten Speck
schneide in Würfel, lasse ihn in einer Pfanne aus, bis er glasig braun wird, und
gebe ihn zum Mus dazu, ebenso einige grüne
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