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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition)
Autoren: Olen Steinhauer
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fuhr sie fort, »wenn Sie sich mit Mr. Stanescu unterhalten wollen, lässt sich das leicht arrangieren – aber in meinem Haus, und Sie müssen sich an meine Regeln halten. Auf keinen Fall können Sie ihn in ein kleines Flugzeug werfen, so wie Sie es mit Henry Gray gemacht haben.«
    Es gab keinen Grund für die Annahme, dass einer der beiden an der Entführung Grays beteiligt gewesen war, doch die leichte Anspannung in Hector Garzas Gesicht entging ihr nicht.
    Sie hätte noch mehr sagen und insbesondere darauf eingehen können, dass die Amerikaner am Morgen einen Kühlwagen mit der Aufschrift HIT VERBRAUCHERMARKT in einer Privatgarage in Zehlendorf abgestellt hatten. Aber wozu sollte sie? Dann hätten sie sich bloß etwas Neues einfallen lassen, und davon verstanden Touristen ja angeblich eine ganze Menge.
    Als sie sich lächelnd für das informative Gespräch bedankten – allerdings mit der Einschränkung, dass sie keine Ahnung hatten, wovon die Rede war –, ließ sie sie ohne Widerspruch gehen. Erikas Agenten hatten an dem Kühlwagen zwei Sender angebracht, und im Augenblick waren in Berlin zwölf Männer und Frauen im Einsatz, die sich ausschließlich mit der Aufgabe befassten, dieses Paar im Auge zu behalten.
    Am nächsten Morgen – Dienstag, den 22. April – beobachteten diese zwölf Leute, wie die beiden den HIT -Wagen vor dem Kreuzberger Wohnhaus parkten, in dem die Stanescus lebten, und Andrei in seinem Taxi auf dem Weg zum Schichtbeginn nachfuhren. Doch die Verfolgung seitens der Touristen fand ein jähes Ende, als zwei von Erikas Leuten an der Ecke Gneisenau- und Nostitzstraße mit ihren Autos den HIT -Wagen rammten. Gleich danach rief Erika Stanescu an und bat ihn zu einer kurzen Unterredung in das Restaurant Altes Zollhaus an der Spree. Bald darauf traf er dort ein, ein wenig verwirrt, da er gerade Zeuge eines verdächtigen Auffahrunfalls mit drei beteiligten Autos geworden war. Er wirkte ziemlich kleinlaut. Nachdem er in seinem gebrochenen Deutsch mit bedrückter Miene ihre Einladung zu Wein und Essen abgelehnt hatte, fragte sie ihn, ob er sich an einen Mann namens Rick erinnerte.
    Andrei starrte sie an. »Kenne ich einen Mann, was heißt Rick.«
    »Also, die Leute in dem Kühlwagen, der Ihnen gefolgt ist, wissen, dass Sie diesen Rick kennen. Sie nennen ihn Xin Zhu. Sie sind sehr daran interessiert, mehr über ihn zu erfahren, und sie meinen, dass Sie ihnen dabei helfen können.«
    »Sind sie von CIA ?«
    Sie nickte mit bebenden Backen.
    »Aber Sie haben angegriffen.«
    »Diese Leute hatten einen Autounfall, Herr Stanescu.« Sie legte die füllige Hand auf die Tischkante. »Allerdings ist das nicht wichtig für Sie. Ich habe Ihnen versprochen, dass ich Ihnen diese Leute so lange wie möglich vom Hals halte, doch ich stoße wohl gerade an die Grenzen meiner Macht. Ich glaube nicht, dass sie Sie dafür vor Gericht stellen wollen, was Sie in Brooklyn getan haben. Anscheinend sind sie mehr auf Informationen über diesen Chinesen aus, diesen Rick, weil sie glauben, dass er Sie losgeschickt hat, um auf den Mann zu schießen.«
    Andrei lehnte sich zurück. Nach einer Weile brach er sein Schweigen. »Kann ich antworten. Kann ich antworten Fragen.«
    »Natürlich können und werden Sie das. Aber ich will, dass es auf meine Art passiert, und nicht, wie die sich das vorstellen.«
    »Wie stellen die sich vor?«
    Sie räusperte sich, und ein Kellner sah herüber, ehe er merkte, dass das nicht ihm gegolten hatte. »Die hätten Sie gepackt und in diesen Wagen geworfen, wo es eine Pritsche und viele Drogen gibt. Sie wären irgendwo in der Luft in einem Flugzeug aufgewacht. Vielleicht mit Ziel USA , vielleicht mit Ziel Türkei – ich weiß es nicht. Und dann hätte man Sie mindestens eine Woche lang verhört, wahrscheinlich länger.«
    »Und wie ist Ihre Art?«
    Sie seufzte. »Ich mag es nicht, wenn Bewohner Deutschlands von anderen Staaten außer Landes geschleppt werden, vor allem wenn es sich um befreundete Staaten handelt. Sie und ich, wir fahren höchstens drei Tage lang in ein Haus außerhalb von Berlin. Keine Drogen, nur eine Unterhaltung. Und ich lasse von den Amerikanern nur einen einzigen zu Ihnen rein, um Fragen zu stellen.«
    Zwei Stunden später brachte ihr Oskar sein Telefon. »Das Büro. Gwendolyn Davis ist am Apparat.«
    In makellosem Deutsch fragte Leticia Jones: »Gilt das Angebot noch?«
    Das Gespräch fand in einem Haus unweit der E51 Richtung Potsdam statt und dauerte eineinhalb Tage. Jones
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