Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sonnenmacher

Die Sonnenmacher

Titel: Die Sonnenmacher
Autoren: Lloyd Biggle jr.
Vom Netzwerk:
Familie in die nächste Großstadt, wo man sie merkwürdigen Untersuchungen unterzog.
    In einem ländlichen Gebiet der Welt Skarnaf war eine Person mit den schlimmsten radioaktiven Verbrennungen gefunden worden, die in der Geschichte der Medizin je registriert worden waren. Niemand konnte sich vorstellen, wie es diesem Wesen gelungen war, die Verletzungen zu überleben.
    Und niemand konnte sich vorstellen, wie es überhaupt zu dem Unglück gekommen war. Skarnaf war eine Welt der Landwirtschaft. Wenn es Fabriken gab, so wurden sie mit Wasserkraft betrieben, und nukleare Anlagen gab es nicht, auch keine Forschungsstätten. Das Opfer war gewiß nicht aus dem Raum herabgestürzt. Er konnte auch nicht von einer anderen Welt in einem Raumschiff gekommen sein, da Skarnaf ein wichtiger Umschlagplatz im Raum war und jedes sich nähernde Schiff genau erfaßt wurde. Außerdem war das Opfer auf Skarnaf geboren.
    Die Spezialisten ließen die Bauern schließlich in Ruhe und zogen ab.
    Das Opfer blieb in einem Krankenhaus, war völlig unansprechbar und konnte jeden Augenblick sterben. Die Behörden stellten alle ihnen mögliche Nachforschungen an und konnten nicht begreifen, wie so etwas auf Skarnaf geschehen sein konnte. Auf dem Planeten gab es keinen Ort, an dem das Opfer irgendeiner Strahlung hätte ausgesetzt sein können, von einer solchen Überdosis ganz zu schweigen, und es gab keine Hinweise, wie und woher er gekommen war.
    Doch solch ein unglückliches Ereignis mußte der Zentralregierung der Galaktischen Synthese gemeldet werden, und diese Meldung mußte vernünftig klingen. Die Behörden beschlossen, man habe heimlich das Opfer einer nuklearen Katastrophe, die sich auf einer anderen Welt abgespielt hatte, in einer ländlichen Gegend Skarnafs ausgesetzt, trotz der Tatsache, daß das kein Raumschiff zuwege gebracht haben würde. Ihnen war ein unerklärliches Raumschiff lieber als eine unerklärliche nukleare Explosion.
     

 
2.
     
    Von Zeit zu Zeit sehnte sich Jan Darzek nach einer Krise. Er war der Erste Rat der Ratsversammlung des Obersten, Vorsitzender der Regierung der Galaktischen Synthese, und wurde ständig mit Lappalien belästigt, die jeder vernünftige Verwaltungsbeamte erledigen konnte.
    Er blickte angeekelt auf den endlosen Streifen bedruckten Papieres, den ihm der Computer, der Oberste, auf den Schreibtisch häufte. Der Oberste war ein Computer so groß wie eine Welt, und nur mit seiner Hilfe konnte die Milchstraße regiert werden. Darzek sah ihn als seinen ärgsten Feind an. Die Ratsversammlung des Obersten traf sich regelmäßig, traf Entscheidungen, machte Pläne, mußte sich dabei aber auf die Informationen stützen, die ihr vom Obersten vorgelegt wurden. Es war nicht festzustellen, ob diese Informationen vollständig oder ausgewählt waren, und wenn sie nicht vollständig waren, konnte niemand sagen, nach welchen Gesichtspunkten der Oberste beschloß, Informationen weiterzugeben oder zurückzuhalten.
    Darzek meinte, daß ihm der Oberste um so weniger mitteilte, je ernster ein Problem war, und daß er ihn mit Material überschüttete, wenn es sich um eine Nebensächlichkeit handelte.
    »Die Computer«, murmelte Darzek vor sich hin, »sind nie schlauer als die Leute, die sie benutzen.« Er schob den Papierberg zur Seite und sehnte sich nach einer Krise.
    Ein Gong ertönte.
    Erwartungsvoll trat Darzek an den Bildschirm und drückte auf einen Knopf. Der Gong zeigte an, daß ein Anruf eines Mitglieds der Ratsversammlung vorlag und daß Darzek die Krise dieses Mitglieds gut zu einer eigenen machen konnte. Auf jeden Fall hätte er einen Vorwand, keine Notiz mehr von dem Strom läppischer Nachrichten zu nehmen, die aus dem Obersten quollen.
    Er war jedoch von der Gestalt, die ihn grüßte, enttäuscht. VIER, der Vierte Rat, hatte sich um die Wissenschaften und ihren Fortschritt zu kümmern, und soweit Darzek das beurteilen konnte, tat er so gut wie nichts. Er war die Null der Ratsversammlung, eine gesichtslose Gestalt mit einer Reihe von höckrigen Sinnesorganen an den Schultern. Wenn es munter war, zuckten diese Sinneshöcker ständig, aber er war kaum je wirklich wach. In den meisten Versammlungen schien er vor sich hinzudösen.
    Darzek sprach die höfliche Grußformel, wie es Brauch war, doch VIER unterbrach ihn ungeduldig: »Können wir dich sofort aufsuchen, Gul Darr?«
    »Selbstverständlich«, versetzte Darzek.
    Der Bildschirm erlosch.
    Es gab endlich eine Krise; nur war von ihrem Überbringer nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher