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Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Autoren: Alexander Wolkow
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bearbeitete er die Körper und bereitete das Material für Arme und Beine vor. Für den Anfang wollte er sich mit fünf Zügen von je zehn Mann begnügen. „Das wird wohl ausreichen, um das Blaue Land zu erobern", brummte er.
    An die Spitze jedes Zuges wollte er einen Unteroffizier stellen, den Oberbefehl sollte ein General ausüben.
    ,Die Körper der Soldaten müssen aus Kiefernholz sein, weil sich dieses leichter bearbeiten läßt, die Köpfe aber aus Eiche, damit die Soldaten dem Feind auch mit den Köpfen zu Leibe gehen können. Für Soldaten, die nicht zu denken brauchen, sind Eichenholzköpfe überhaupt das beste', entschied der Tischler.

    Für die Unteroffiziere bereitete Urfin Mahagoniholz vor, für den General aber suchte er im Walde einen Palisanderbaum aus. Die Kiefernholzsoldaten mit den Eichenholzköpfen sollten vor den Unteroffizieren aus Mahagoniholz strammstehen, und diese wiederum sollten dem schönen Palisandergeneral gehorchen.
    Die Fertigung mannshoher Holzpuppen war für Urfin etwas ganz Neues. Deshalb schnitzte er zuerst einen Probesoldaten mit grimmigem Gesicht und Augen aus Glasknöpfen und bestreute Kopf und Brust der Puppe mit dem Zauberpulver. Als er einen Augenblick innehielt, streckte die Puppe plötzlich ihren hölzernen Arm aus und versetzte ihm einen so heftigen Schlag, daß er fünf Schritte zur Seite taumelte. Empört über diesen Mutwillen, ergriff der Tischler das Beil, um die am Boden liegende Figur zu zerschlagen, besann sich jedoch rechtzeitig.
    ,Hat keinen Sinn, eigene Arbeit zu zerstören. Wer hätte gedacht, daß der Kerl so kräftig ist? Mit solchen Soldaten werde ich unbesiegbar sein!' dachte Urfin.
    Als er den zweiten Soldaten fertig hatte, war es Urfin klar, daß die Schaffung einer ganzen Armee viele Monate dauern würde. Er aber wollte möglichst schnell in den Krieg ziehen. Deshalb beschloß er, die zwei fertigen Soldaten zu Gehilfen zu machen.
    Es war nicht leicht, den Holzmännern das Tischlerhandwerk beizubringen. Sie kapierten so langsam, daß Urfin die Geduld riß und er wütend zu schimpfen begann.
    „Ihr Taugenichtse! Ihr Holzköpfe...!"
    Bei einem neuerlichen Wutanfall brüllte er einen der Lehrlinge an. „Du, du... wie soll ich dich nur nennen..." Da schlug sich dieser mit der Faust auf die hölzerne Brust, daß es dröhnte, und erwiderte: „Holzkopf!"
    Urfin lachte schallend:
    „Gut, so will ich euch von jetzt an nennen - Holzköpfe, der Name paßt zu euch!" Als die Kerle schon ein wenig vom Handwerk verstanden, begannen sie ihrem Meister tatsächlich zu helfen. Sie behauten die Klötze für die Körper, Arme und Beine und hobelten die Finger der künftigen Soldaten.
    Es gab natürlich auch komische Vorfälle. Einmal mußte Urfin für kurze Zeit das Haus verlassen. Vor dem Weggehen befahl er den Holzmännern, ein Dutzend Stämme zu zersägen. Bei seiner Rückkehr bot sich ihm aber ein so entsetzliches Bild, daß er wie ein Wilder zu toben anfing. Die Gehilfen hatten die Hölzer im Nu zersägt, und da sie nicht wußten, was sie weiter tun sollten, begannen sie andere hölzerne Gegenstände zu zersägen. Hobelbänke, Zaun und Tor mußten daran glauben . . . Auf dem Hof lagen bereits Berge von Abfällen, die nur noch als Brennholz verwendet werden konnten. Aber selbst das war den eifrigen Sägern nicht genug. Da der Meister noch immer nicht kam, begannen sie sich gegenseitig in die Beine zu sägen!
    Ein andermal spaltete ein Holzkopf mit Hilfe von Keilen einen dicken Klotz. Während er den Keil mit dem Beil herausschlug, legte er aus Unerfahrenheit die Finger der Linken in den Spalt. Der Keil flog heraus, die Finger aber blieben im Holz stecken. Als er sie nicht freibekam, hackte er sie kurzerhand ab.
    Seither hütete sich Urfin, die Gehilfen allein zu lassen.
    Die Herstellung der Soldaten war in vollem Gange, und Urfin nahm die Unteroffiziere in Arbeit.
    Sie gerieten ihm großartig. Ihre Mahagonifiguren überragten die Soldaten, sie hatten noch kräftigere Arme und Beine als diese und grimmige rote Gesichter, die jedermann Angst einjagen konnten.
    Die Soldaten durften aber nicht wissen, daß die Unteroffiziere auch aus Holz sind. Deshalb fertigte sie Urfin in einem anderen Raum an.
    Der schlaue Tischler verwandte viel Zeit auf ihre Erziehung. Den Unteroffizieren mußte eingehämmert werden, daß sie vor ihrem Gebieter nichtige Geschöpfe sind und alle seine Befehle auszuführen haben. Den Soldaten gegenüber aber sollten sie anspruchsvolle und gestrenge
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