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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition)
Autoren: Petra Durst-Benning
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Murmeln zu hören. Hans nickte jedem einzelnen kurz zu, wandte sich dann jedoch wieder an Jerg. »Jetzt will ich dir noch unsere Losung verraten. Wann immer du irgendwo jemanden folgenden Satz sprechen hörst, weißt du, das ist einer von den unsrigen, dem du vertrauen kannst:
    ›Ein armer Narr bin ich und bleib’ ich, bis ich auf dem Hungersberg zu Grabe getragen werde‹.
    Hast du mich verstanden? Wer so spricht, will dir eine Nachricht zukommen lassen. Oder dich vielleicht zu einem Treffen beordern.« Eindringlich blickte Hans dem neuen Mitglied in die Augen.
    Jerg, der immer noch in seiner knienden Stellung verharrte, nickte.
    Er war von der ganzen Zeremonie mehr als beeindruckt: zuerst das Auftreten des hageren Hauptmanns, dann die Fahne und nun noch diese Losung!
    Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Jerg das Gefühl, etwas wirklich Bedeutungsvolles vollbracht zu haben.

2.
    Ehe er sich versah, hatte sich die Gruppe der Männer wieder in nichts aufgelöst, ging jeder seiner Wege. Jerg warinnerlich so aufgewühlt wie schon lange nicht mehr, woran selbst der zügige Marsch in der kalten Nacht nichts ändern konnte. Unvermittelt schlug er dem verdutzten Stefan auf die Schulter.
    »Ich habe es getan! Ich kann’s immer noch nicht ganz glauben! Wie lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, mich dem Armen Konrad anzuschließen. Und dabei ist es dann auch geblieben … Aber ab heute gehöre ich dazu!« Zufrieden mit sich und seinem Entschluß atmete er tief durch.
    Mit einem spöttischen Seitenblick erwiderte Stefan: »Es wurde auch langsam Zeit, daß du etwas tust! ›Große-Töne-Spucken‹ alleine hat schließlich noch niemals etwas zum besseren gewendet.«
    »Hast ja recht! Im nachhinein ärgere ich mich selbst über mein früheres Zögern. Aber du kennst doch das Sprichwort: Besser spät als gar nicht! Und auf der anderen Seite seid ihr Geheimbundler ja verschwiegen wie ein Grab! Es hat ja eine halbe Ewigkeit gedauert, bis ich erfahren habe, worum es bei eurer Sache überhaupt geht!«
    »Ja, mit der Geheimniskrämerei nehmen’s die Brüder vom Armen Konrad schon sehr genau! Mitglied darf nur jemand werden, dem sie wirklich vertrauen. Alle anderen sollen nicht einmal erahnen, daß es uns gibt!«
    »So ganz will euch das dennoch nicht gelingen!« konterte Jerg. »Mir war nämlich schon seit Jahren bekannt, daß es einen geheimen Bund von Bauern gibt, der sich der Arme Konrad nennt. Ich wußte nur nichts Genaues. Aber wenn ich’s mir recht überlege, habe ich das erste Mal davon gehört, nachdem Kaiser Maximilian diesen jungen Flegel Ulrich zum Herzog ernannt hatte.«
    »Dieser Blutegel! Saugt das Land aus wie beim Aderlaß!« Angewidert spuckte Stefan vor sich auf den Boden. »Kein Wunder, daß die Rufe des Armen Konrad nach mehr Rechten immer lauter werden! Kann man’s unseren Leuten etwa verdenken, daß sie ihrem Ärger hin und wieder Luft machen?Solange es dabei bleibt und weder der Büttel noch der Aufseher von Burg Taben oder gar des Herzogs Mannen davon Wind bekommen, wen kümmert’s …«
    Jerg mußte daran denken, wie er sich selbst aus einzelnen Gesprächsfetzen mühselig einige Dinge über den Armen Konrad zusammengereimt hatte. Mehr als ein paar Worte war von den meisten Männern nicht herauszukriegen. Und doch – wer das Vertrauen eines Wandersmannes oder Reisenden bei einem Krug Bier gewinnen konnte, dem kam schon das eine oder andere zu Ohren. Eine geschickte Frage hier, eine arglose Anspielung da, und schon erzählten die Leute bereitwillig mehr, als sie eigentlich vorhatten.
    »Aber eines ist mir immer noch nicht ganz klar … Wie kommt es wohl, daß der Arme Konrad seinen Ursprung gerade im nahen Remstal hat? Gibt es dort vielleicht besonders viele mutige Männer?«
    Stefan lachte leise. »Glaubst wohl, der Wein macht nicht nur selig, sondern auch mutig, was? Nein, ich denke, irgendwann wußten sich die Winzer wohl ›koan Rat‹ mehr und begannen, eine geheime Verbrüderung zu bilden, die nach einer Verbesserung ihrer Umstände strebte. Scheinbar hat es früher schon ähnliche Verbindungen gegeben, die jedoch von der Obrigkeit entdeckt und zerschlagen worden waren.« Für einen kurzen Augenblick hielt er inne. »Ein Durchreisender hat mir einmal von einer Gruppe aufständischer Bauern aus dem Breisgau erzählt, die sich den einfachen Namen Bundschuh gegeben hatten. Leider konnte der Mann, ein fahrender Händler, nicht mehr darüber sagen, als daß er vor einigen Jahren aufgeflogen und somit
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