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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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so schonend wie möglich beibrachte, begann er sie anzuschreien, als wäre er toll geworden. Voller Angst wich sie zurück und bekreuzigte sich. Womöglich hatten ihr Vater und Bertha doch recht gehabt, und der Fremde war schwachsinnig.Unwillkürlich horchte sie, ob sich in dem Verschlag, den ihr Vater bewohnte, etwas regte. Doch es blieb alles still.
    »Bitte hilf mir, Ethlind«, sagte der Fremde plötzlich unerwartet sanft. Sein weicher Akzent verstärkte sein Flehen. Er streckte die Hand nach ihr aus. »Hast du mein Wams und den Kapuzenmantel aufbewahrt?«
    Sie nickte argwöhnisch.
    »Trenne den Saum des Futters auf, unterhalb der Ärmelfalte. Willst du das für mich tun?«
    Ethlind entwischte auf Zehenspitzen aus der Kammer. Im Holz der Feuerstelle bemerkte sie noch ein wenig Glut. Hastig entzündete sie eine Talgkerze und kehrte mit dieser in die kleine Schlafkammer zurück, wo der junge Mann sie bereits ungeduldig erwartete. Sie zog die Lumpen unter der Bettstatt hervor und warf sie auf die Decken, daß es staubte. Während sie die Nähte öffnete, spürte sie, wie der Fremde ihr seine Hand auf die Schulter legte. Er begann ihr offenes Haar zu zerwühlen. Ethlind wagte kaum, sich zu bewegen, und hoffte, daß die Naht sich ihren Nägeln noch recht lange widersetzen würde.
    »Ich hab’s gefunden«, rief sie nach einer Weile. »Ihr hattet recht, es ist ein Beutel!« Ethlind befühlte das weiche Leder mit ihren Fingerspitzen. Was, um alles in der Welt, konnte an dem Säckchen so kostbar sein? Die merkwürdigen, eckigen Schriftzeichen, die es trug? Sie nahm die Kerze vom Boden auf und führte sie an den Lederbeutel heran.
    »Bist du wahnsinnig, Weib?«
    Stöhnend warf sich der junge Mann über Ethlind und riß ihr den Beutel aus der Hand. »Fort mit der verdammten Kerze!«
    Ethlind gehorchte erschrocken.
    »Du mußt den Drachensamen aus dem Haus schaffen«, verlangte der Fremde mit schwacher Stimme. »Auf der Stelle!« Entkräftet ließ er sich auf das Kissen zurücksinken und hielt Ethlind den Beutel unter die Nase. »Ich will nicht, daß du dirden Tod ins Haus holst oder aus Unwissenheit das Jüngste Gericht entfesselst, nur weil du mir aus Barmherzigkeit geholfen hast. Vielleicht fällt dir ein Ort ein, an dem du den Beutel für mich verbergen kannst. Wenigstens so lange, bis ich kräftig genug bin, meine Reise fortzusetzen.«
    Nirgendwo im Dorf gab es ein wirklich sicheres Versteck für die geheimnisvolle Gabe. Und wenn Ethlind ehrlich mit sich selber war, so wollte sie das Höllenzeug auch nicht in ihrem Keller, zwischen den Schiebesteinen, wissen. Selbst wenn es ein Vermögen wert gewesen wäre.
    Sie wußte jedoch einen anderen Ort, wo niemand das Säckchen aus dem fernen Cathay finden würde. Weder Bertha noch ihr Vater oder irgendein anderer würde dort auf ihr Geheimnis stoßen.
    Gegen Morgen ließ der Regen endlich nach. Ethlind band sich ein Wolltuch um den Kopf, verbarg den Beutel des Reisenden unter ihrem Kleid und stahl sich aus dem Haus. Ihr Vater schlief noch tief und fest. Möglicherweise war Bertha bei ihm. Der Fremde – sie hatte nicht einmal nach seinem Namen gefragt – war in einen unruhigen Dämmerschlaf gefallen. Sie mußte zurück sein, bevor er erwachte.
    Auf dem Dreschplatz war noch alles still, als Ethlind durch die schmale Kuhpforte mit dem winzigen Türmchen schlüpfte. Ein Hund schlug an, doch er verstummte bereits nach wenigen Augenblicken. Irgendwo in der Nähe knarrte eine Scheunentür.
    Ethlind schritt aus, ohne sich umzublicken. Eilig folgte sie dem aufgeweichten Trampelpfad, der hinter dem Anger zum Haus der Herren von Repgow führte.
    Der rote Drache hatte sein Haus verlassen.

1. Kapitel
    Burg Anhalt, April 1223
    N a warte, du Schandmaul, das wirst du büßen!« drohte Henner und hob die Fäuste.
    Groß wie Schinken, dachte der eher schmächtige Johann nervös. »Es ist niemals eine Schande, die Wahrheit auszusprechen.«
    Damit war alles gesagt. Henner stürzte sich auf seinen Vetter, und Johann hatte gerade noch Zeit zu staunen, wie sehr der Angriff dem einer wütenden Wildsau glich, ehe er niedergewalzt wurde und die Schinkenfäuste auf seinen Kopf hinabfuhren. Er wehrte sich, so gut er konnte, plazierte hier und da einen Gegenschlag und traf Henner mit einem kräftigen Tritt am Schienbein, so daß er ihm einen wütenden Schrei entlockte, aber die schiere Masse seines Gegners drohte ihn zu überwältigen, schnürte ihm die Luft ab, und er bekam wirkliche Angst. Mit fest
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