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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2
Autoren: Celia Friedman
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Kräften war und von seinen Erlebnissen berichten konnte?«
    »Du hast das Wesen getötet?«
    »Nein. Es wäre möglich gewesen, aber …« Sie schloss kurz die Augen und rief sich das Geschehen ins Gedächtnis zurück. Alles war verschwommen, vor allem die letzten entsetzlichen Momente. »Andovan muss gestorben sein, während ich kämpfte. Das ist die einzige Erklärung.«
    »Andovan?«
    »Mein Konjunkt.«
    Er pfiff entsetzt durch die Zähne. »Du hast den Namen deines Konjunkten in Erfahrung gebracht?«
    Erstaunt sah er, dass sie rot wurde. »Genau genommen nicht nur seinen Namen.«
    »Was noch?«, wollte er wissen. Er war fasziniert und angewidert zugleich. Wer konnte einen Menschen töten, dessen Namen er kannte? Wer war imstande, ihm in die Augen zu schauen, während er ihm seine Lebensenergie entzog? Und was mochte ein solches Erlebnis in der Seele eines Magisters anrichten?
    »Genug, um zu erkennen, dass Ihr recht hattet«, sagte sie in ungewohnter Demut. »Wir sollten niemals die Namen der Menschen erfahren, denen wir das Leben stehlen, denn es könnte unsere Entschlossenheit schwächen. Eine weniger starke Seele hätte die Prüfung womöglich nicht bestanden.« Sie sah ihn an, und ihr Blick war hart wie Diamant; der Schmerz flackerte nur so kurz darin auf, dass er ihm fast entgangen wäre. »Aber ich bin noch am Leben, nicht wahr? Ich war also stark genug. Und nur das allein zählt, richtig?«
    Oder selbstsüchtig genug , dachte er. Blutrünstig genug. Gleichgültig genug. Nur diese Eigenschaften sind für unseresgleichen von Bedeutung.
    »Du wirst nicht lange am Leben bleiben, wenn du dich nicht von den Magistern fernhältst. Und damit meine ich auch mich.« Seine Stimme klang rau. »Es war töricht von dir, im Vertrauen auf mein Mitgefühl hierherzukommen. Ich hätte dich für klüger gehalten.«
    Ihre Augen blitzten zornig auf. »Und ich hätte Euch für klüger gehalten. Glaubt Ihr wirklich, ein Magister, der durch Eure Schule gegangen ist, würde sich nur auf Sympathie und Menschlichkeit verlassen? Vielleicht ist Eure Schülerin stattdessen davon ausgegangen, dass ihre Begegnung mit einem mythischen Wesen Eure Neugier reizen könnte. So sehr, dass Ihr sie aufnehmen würdet, bis sie fähig wäre, Euch von ihren Erlebnissen zu erzählen? Steht das nicht im Einklang mit Euren Lehren? Dass Wissen das gültige Zahlungsmittel unter Magistern sei? Dass ein Zauberer um neuer Erfahrungen willen Risiken eingehen würde, zu denen ihn nichts sonst bewegen könnte? Oder habe ich auch diese Lektion missverstanden, Meister?«
    Er schwieg eine Weile. Und musste sich sehr beherrschen, um keine Miene zu verziehen. Sie durfte nicht erraten, was in ihm vorging. Endlich ging er zu seinem Schreibpult, nahm einen Stapel leerer Blätter, eine Feder und ein Tintenfass und brachte es ihr. »Schreib alles auf, was du gesehen hast.« Er legte ihr das Papier in den Schoß. Das Schreibzeug stellte er auf den Tisch neben ihrer Bettstatt. »Und füge auch ein magisches Abbild des Seelenfressers bei, damit ich es später in aller Ruhe studieren kann.« Diesmal wich er ihrem Blick aus; vielleicht fürchtete er, seine Augen könnten zu viel verraten. »Wenn du morgen früh damit fertig bist, bringe ich dich zu den Magistern, damit sie ihr Urteil über dich fällen. Das ist meine Pflicht.« Er hielt inne. »Versuche nicht, dieses Haus vorher zu verlassen, Kamala.«
    »Versprochen, Meister Aethanus.« Ihr Tonfall klang nach bedingungslosem Gehorsam. Natürlich. Wo es um das Magistergesetz ging, wäre kein anderer Tonfall zulässig.
    Er hätte sie so gerne noch einmal angesehen, um sich ihr Bild für immer einzuprägen. Doch er versagte es sich, denn dieser Wunsch kam aus seinem Herzen.
    »Sollten sie dich auf freien Fuß setzen«, fuhr er fort, »was ich für sehr unwahrscheinlich halte, dann meide die Nordlande. Insbesondere die magische Barriere, die die Seelenfresser zurückhält und von den Bewohnern dort als ›Heiliger Zorn‹ bezeichnet wird. Ich habe gehört, sie kann jeden Zauber heillos durcheinanderbringen, und nur wenige Magister suchen diese Region auf, ohne triftige Gründe dafür zu haben.«
    »Verstehe«, sagte sie leise und nickte.
    »Wenn allerdings ein Magister die Geheimnisse der Nordlande in Erfahrung brächte, hätte er damit einen Schatz, der für unsere Bruderschaft von großem Wert wäre. Einen Schatz, mit dem er sich später Unterstützung in … schwierigen Unternehmungen erkaufen könnte.«
    »Ich werde es mir
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