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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Sabine Weigand
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ergriff dankbar den Becher Wein, den ihm Johanna eingeschenkt hatte. »Es geht um etwas ganz anderes. Nämlich … « Er wusste nicht recht, wie er es anfangen sollte, trank einen Schluck und fiel dann gleich mit der Tür ins Haus. »Also, seit meine Frau, die Margaretha selig, das Zeitliche gesegnet hat, ist es schon recht einsam um mich geworden. Das Haus ist leer, und ich sitze allein darinnen wie ein alter Bär in seiner Höhle. Dabei soll der Mensch nicht für sich sein, das steht schließlich in der Heiligen Schrift. Und ich bin doch noch kein alter Mann, steh nach wie vor gut in Saft und Kraft. Und ein Sohn fehlt mir auch noch, der das Geschäft einmal erben könnt … « Er druckste ein bisschen herum. »Was ich damit eigentlich sagen will, ist … die Dorothea und ich … wir sind uns gut.«
    Die Köpfe der Familie fuhren herum, und alle sahen die jüngere der beiden Schwestern an, die nun endgültig im ganzen Gesicht hochrot wurde.
    »Ich weiß schon«, fuhr Flock fort, »dass wir im Alter recht unterschiedlich sind, aber so etwas muss einer Ehe keinen Abbruch tun. Im Gegenteil, manchmal ist es für so ein junges Fohlen gut, wenn es mit Erfahrung und Ruhe gepaart wird. Und ich kann Euch versichern, dass ich der Dorothea von Herzen zugetan bin, wie es ein Jüngerer nicht besser sein kann. Dass sie bei mir ein gutes Leben hätte und es ihr an nichts fehlen würde, wisst Ihr selber. Ja.« Er blickte in die Runde. »Ich möcht Euch also, lieber Abdias, um die Hand Eurer Tochter bitten.«
    Der Apotheker blinzelte und kraulte eine ganze Weile seinen graugesträhnten Bart. Dorothea traute sich nicht, vom Tisch aufzusehen. Johanna räumte geschäftig die Reste des Abendessens vom Tisch, um etwas zu tun zu haben. Nur Antoni saß da und grinste übers ganze Gesicht, hatte er doch längst von der Sache gewusst, weil er seiner Schwester heimlich hinterherspioniert hatte.
    Schließlich räusperte sich Abdias geräuschvoll. »Mein lieber Freund, das kommt jetzt schon ein wenig überraschend für uns alle. Die Dorothea ist ja noch recht jung. Ich habe eigentlich immer gedacht, dass die Johanna als die Ältere … « Er verstummte.
    Johanna gab es einen Stich. … zuerst heiratet, beendete sie im Geiste den Satz ihres Vaters. Ja, das hatte sie auch gedacht, vor allem, seit sie ihrem Jugendfreund Hans Schramm versprochen war. Zwei Jahre waren eine lange Zeit – aber er bestand immer noch darauf zu warten, so lange, bis er zum Ratsschreiber befördert würde und ihr ein angenehmes Leben bieten konnte. Er war eben ein vernünftiger Mann, ihr Verlobter, auch wenn Johanna schon ein wenig enttäuscht war, dass er das Warten so leicht aushielt. Jetzt gab sie sich einen kleinen Ruck und lächelte in die Runde.
    »Ach wisst ihr, der Hans und ich, wir sind ja schon so gut wie verheiratet. Es dauert bestimmt nicht mehr lang, bis er eine bessere Stellung beim Rat bekommt. Also, mir macht es nichts aus, wenn mein Schwesterlein vor mir unter die Haube kommt.« Dabei drückte sie Dorotheas Hand, und diese sah sie mit einem dankbaren Blick an.
    Abdias Wolff musterte seine beiden Töchter nachdenklich. Die eine, Johanna, kam nach ihm, mit ihrer sonnengetönten Haut, den kastanienbraunen Locken und den dunklen Augen. Dorothea hingegen sah ihrer Mutter ähnlich: rötliches Haar, hellblaue Augen, ein blasser, sommersprossiger Teint und genau dieselben Grübchen, wenn sie lachte. Der Apotheker dachte mit Wehmut an seine verstorbene Frau. Antonija war Niederländerin gewesen, er hatte sie kennengelernt, als ihn seine Lehr- und Wanderzeit damals bis nach Amsterdam geführt hatte. Aus Liebe war sie mit ihm zurück in seine Heimat gegangen, hatte ihr Land und ihre Familie verlassen, um mit ihm eine neue zu gründen. Eine treusorgende Ehefrau war sie ihm gewesen, hatte ihm mit Freuden zwei Töchter geboren. Das Glück schien über Jahre hinweg fast vollkommen. Bis schließlich der Nachzügler Antoni auf die Welt kam, der ersehnte Sohn, der sie das Leben kostete. Am Fieber war sie gestorben, und alle Medizin ihres Mannes hatte ihr nicht helfen können. Das war nun zehn Jahre her, und Abdias vermisste sie manchmal noch wie am ersten Tag. Wenn er sie jetzt fragen könnte, wie würde sie wohl entscheiden? Er seufzte und überlegte eine ganze Zeit. Auch wenn er so manche väterlichen Bedenken hatte, wer war er, dem Glück seiner Tochter entgegenzustehen?
    »Thea, sag du«, wandte er sich an seine jüngere Tochter, »magst du ihn denn haben? Über
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