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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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setzte mehrmals an und versuchte, die richtigen Worte zu finden. »Ephraim wurde tot in einem Hotel aufgefunden. Hat Rina dir das gesagt?«
    »Ja.«
    »Er ist erschossen worden, Akiva. Und er war. nackt.« »Du lieber Himmel!« »Ja. Es ist furchtbar!«
    »Irgendwelche Spuren von dem Mädchen? Hinterlassene Kleidung? Persönliche Dinge. etwa eine Tasche oder Geldbörse?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Irgendwelche Anzeichen eines Kampfes? Zerrissene Bettlaken? Umgestürzte Gegenstände?« Decker fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sonstige Blutspuren außerhalb des.« Er hatte »Tatort« sagen wollen. »Sonst irgendwelche Blutspuren, die sich nicht an der Stelle befanden, an der Ephraim erschossen wurde?«
    »Keine Ahnung. Die Polizei erzählt nicht viel. Sie sagt, dass sie erst mal Informationen sammeln müsste, aber wir wissen genau, was sie denken.«
    In seiner Stimme schwang eine defensive Haltung mit, aber auch Kummer und Schmerz. »Und was denkt die Polizei?«, fragte Decker schließlich.
    »Dass wir irgendwie selbst Schuld haben. Natürlich müssen sie der Familie eine Reihe von Fragen stellen. Aber sie haben uns allen eher das Gefühl vermittelt, dass wir die Verbrecher sind und nicht die Opfer. Glaub mir, Akiva, ich wollte dich wirklich nicht anrufen. Ich weiß, dass es unfair von mir ist, dich einzuschalten. Aber von uns hier ist keiner in der Lage, mit der Situation richtig umzugehen. Gibt es irgendetwas - egal, was -, das du mir raten könntest?«
    Decker überlegte fieberhaft, aber schon fuhr Jonathan in einem Schwall fort: »Und wenn es dir nicht zu viel ausmacht, könntest du dann vielleicht ein paar Telefonate führen? Von Kollege zu Kollege?«
    Die Worte hingen in der Luft.
    »Ich sollte dich wirklich nicht darum bitten.«, sagte Jonathan.
    »Ist schon okay, Jon. Ich muss nur einen Moment nachdenken.«
    »Lass dir Zeit.«
    Decker schloss die Augen und spürte, wie sich ein bohrender Kopfschmerz ankündigte. »Kann ich dich in ein paar Minuten zurückrufen?«
    »Natürlich.«
    Decker legte auf, bevor sein Bruder eine weitere Bitte aussprechen konnte. Er ging ins Bad, nahm zwei Aspirin und stellte sich unter die heiße Dusche. Zehn Minuten später zog er eine zerschlissene Jeans und ein altes T-Shirt an. Beklommen drückte er auf die Wahlwiederholungstaste.
    »Hallo?«
    »Okay, Jon, hör zu. Als Erstes besorgst du dir einen Anwalt.«
    »Einen Anwalt?« Überraschung schwang in seiner Stimme mit. »Wozu?«
    »Weil dir die Art und Weise nicht gefällt, wie die Polizei euch befragt. Ihr braucht jemanden, der euch schützt.« »Aber wird das nicht irgendwie merkwürdig aussehen?«
    »Sicher, das wird bestimmt für ein paar erstaunte Blicke sorgen. Aber wenn man die Vor- und Nachteile abwägt, gibt es überhaupt nichts zu diskutieren. Geh los, und such dir den besten Strafverteidiger in der Stadt. Versuch, so schnell wie möglich einen Termin mit ihm zu machen. Sieh zu, dass er euren Fall übernimmt, falls die Situation. komplizierter werden sollte. Du musst ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass irgendjemand in deiner Familie mehr über die Sache weiß, als er oder sie jetzt durchblicken lässt.«
    »Das kann ich so nicht akzeptieren.«
    »Prima. Dann akzeptier es eben nic ht. Aber hör einfach auf mich, okay? Und sprich mit der Polizei nur in Anwesenheit eines Anwalts. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.«
    Keine Antwort.
    Decker versuchte, seine Verärgerung zu kaschieren. »Bist du noch dran?«
    »Ja. Tut mir Leid. Ich schreib mir gerade alles auf. Fahr fort.«
    Decker schluckte und sprach langsamer. »Ich wollte dich nicht anblaffen, Jon. Ich bin einfach daran gewöhnt, meinen Leuten die Befehle zuzubrüllen.«
    »Kein Problem, Akiva. Ich bin froh, mit dir reden zu können. mit jemandem, der weiß, was er tut.«
    »Das muss sich erst noch herausstellen. Wenn du mit einem Anwalt gesprochen hast, bitte ihn, mich zurückzurufen. Ich würde gern mit ihm persönlich ein paar Worte wechseln.«
    »Das ist alles?« »Vorerst, ja.«
    »Was ist mit der Polizei, Akiva?«
    »Lass mich zuerst mit dem Anwalt sprechen. Die New Yorker Rechtslage unterscheidet sich von der hier in Los Angeles, und es wäre für alle von Vorteil, wenn ich nicht überstürzt handle.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte langes Schweigen. Decker wusste genau, was jetzt kommen würde.
    »Ich weiß ja, dass ich dich das nicht fragen sollte, Akiva«, begann Jonathan schließlich. »Aber es wäre uns wirklich eine
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