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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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Moment Schweigen. Schließlich sagte Jonathan: »Du fragst gar nicht, wie es passiert ist.«
    »Wenn du mir irgendwelche Einzelheiten mitteilen möchtest nur zu.«
    »Ich will dich nicht unnötig belasten.«
    Doch das war genau das, was er jetzt tun würde. »Erzähl mir, was los ist, Jon. Fang von vorn an. Berichte mir von der Familie.«
    »Oh, Mann.« Ein tiefer Seufzer. »Raisie stammt aus einer Familie mit fünf Kindern - zwei Jungen und drei Mädchen. Beide Brüder sind älter als Raisie. Chaim ist der Älteste, dann kommt Ephraim, der, der ermordet wurde. Raisie ist die älteste Tochter. Chaim Joseph ist ein typischer erstgeborener Sohn. zuverlässig, verantwortungsbewusst. Er und seine Frau Minda haben ihrerseits sieben Kinder. Chaim ist ein guter Mann, der immer hart im Familienunternehmen gearbeitet hat.«
    »Und das wäre?«
    »Mehrere Elektrogeschäfte in Brooklyn... eines auf der Lower East Side. Du weißt schon, Fernseher, Stereoanlagen, Kameras, Computer, Mobiltelefone, DVD-Player und so weiter und so weiter. Der zweite Bruder, Ephraim Boruch. der, der ermordet wurde. hatte in der Vergangenheit ein paar Probleme.«
    »Welcher Art?«
    »Beziehungsprobleme - erst verheiratet und dann geschieden.«
    »Kinder?«
    »Keine.«
    Schweigen.
    »Was noch?«, drängte Decker.
    »Drogenprobleme«, gestand Jonathan. »Drogensucht und anschließend Entzug.«
    »Sicher mit ein Grund für seine Beziehungsprobleme.«
    »Zweifellos. Ephraim ist seit zehn Jahren geschieden. Seine Exfrau ist vollkommen von der Bildfläche verschwunden. Sie hat wieder geheiratet und lebt heute in Israel. Und Ephraim. der hat sich selbst aus dem Dreck gezogen. Ist seit zwei Jahren clean. Etwa seit dem Zeitpunkt, als er ebenfalls in das Familienunternehmen einstieg.«
    »Und wie funktionierte das?«
    »Gut, soweit ich weiß. Er war schon immer der Lieblingsonkel aller Nichten und Neffen. Und mit seiner Nichte Shaynda, der Ältesten in Chaims Familie, verstand er sich besonders gut.«
    »Die verschwundene Nichte.«
    »Ja. Shaynda hat - genau wie Ephraim - eine rebellische Ader. Seit der Grundschule gilt sie als das Problemkind der Familie.
    Sie ist ein wundervolles Mädchen, Akiva, mit einem scharfen Verstand, der möglicherweise ein Teil des Problems ist. Sie hat sich nie an die Regeln gehalten.«
    »Was heißt das genau?«
    »Na ja, sie hat die Schule geschwänzt und mit anderen Jugendlichen im Einkaufszentrum herumgehangen. Außerdem hat sie sich ein paarmal nachts aus dem Haus geschlichen. Mein Schwager und seine Frau haben daraufhin andere Saiten aufgezogen. Aber unglücklicherweise - je härter sie durchgriffen, desto stärker widersetzte Shayndie sich. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter ist miserabel. Onkel Ephraim war das rettende Licht am Ende des Tunnels. Er und Shayndie schienen sich gut zu verstehen; sie vertraute ihm mehr und mehr, und schließlich haben sie sich immer häufiger getroffen.«
    »Hmm.«
    »Ich weiß, was du jetzt denkst. Ich hätte schwören können, dass es so nicht gewesen ist.«
    »Wie nicht gewesen ist?«
    »Dass er sie belästigt hat. Als sie sich anfangs trafen, erschien mir das irgendwie seltsam - die viele Zeit, die sie miteinander verbrachten. Raisie hatte genau das gleiche Gefühl. Deshalb haben wir irgendwann mal eine längere Unterhaltung mit Shaynda geführt, weil uns klar war, dass das sonst niemand machen würde. Wir haben sie direkt darauf angesprochen. Als sie verneinte - sie schien wirklich geschockt -, haben wir ihr Schritt für Schritt klar gemacht, wovor sie sich in Acht nehmen muss. Nach diesem Gespräch waren sowohl Raisie als auch ich fest davon überzeugt, dass Ephraim wirklich nur das Beste für Shaynda wollte. Wir hatten nicht den geringsten Grund für die Annahme, dass Ephraim etwas anderes als ein liebevoller Onkel war, der seiner in Schwierigkeiten geratenen Nichte helfen wollte.«
    »Aber jetzt denkst du anders darüber.«
    Ein tiefer Seufzer. »Möglicherweise. Die beiden wollten heute Vormittag eigentlich einen Ausflug machen. ins Museum gehen. Um sich die neue Vermeer-Ausstellung anzusehen.«
    »Heute Vormittag?« Decker dachte einen Moment nach. »Heute ist Donnerstag. Musste Shaynda denn nicht zur Schule?«
    »Keine Ahnung, Akiva. Vielleicht hat ihre Mutter ihr eine Entschuldigung geschrieben. Vielleicht hatte sie auch wieder eine Allergie. Es schien mir nicht der richtige Moment, meine Schwägerin danach zu fragen.«
    »Natürlich. Erzähl weiter.«
    Jonathan stockte,
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