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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Flaschen.«
    Dann setzte sie sich auf die Bettkante und redete mit fester Stimme auf den Knaben ein. »Dennor, hör zu. Ich weiß, was mit dir los ist.
    Ich habe es selbst gehabt. Es tut schrecklich weh, aber wenn wir es richtig behandeln, geht es vorbei. Jetzt sieht es so aus, als wärst du verrückt, aber du bist es nicht. Hast du mich verstanden?« Sie wusste nicht genau, ob sie zu ihm durchdrang. »Du bist nicht verrückt.«
    Als Mellina einige Minuten später in den Raum stolperte, gelang es Shaya, Dennor auf die Beine zu stellen. Sie nahmen ihn zwischen sich und führten ihn in seinem Zimmer herum.
    Es war eine lange Nacht. Als der Morgen graute, saß Shaya erschöpft neben dem völlig ausgelaugten, langsam einschlafenden Knaben. Er war zwar noch desorientiert, aber ruhig. »Wenn ich so bin, bestraft mein Vater mich immer. Er sagt, ich bin weich und hysterisch und würde noch als Sandalenträger enden.«
    Shaya hätte gern geantwortet, dass es Schlimmeres gab, doch stattdessen sagte sie: »Nein, du hast Laran, und das ist gewiss keine Schwäche. Dein Körper muss sich nur daran gewöhnen. Man muss sehr stark sein, um es zu ertragen. Morgen bringe ich dir bei, wie man es beherrscht. Wenn du einschlafen willst, erzähle ich dir von Dom Esteban Alton, der früher Hauptmann der Garde war und noch heute der beste Fechter aller Zeiten ist. Aber die größte Schlacht, die er je geschlagen hat, um seine Tochter vor den Katzenmenschen zu retten, hat er vom Bett aus geführt - mit Geisteskraft.«

    Am nächsten Tag sah Dennor bleich und elend aus. Mellinda und Dorelle hätten ihn, wenn er sie gelassen hätte, gern verhätschelt, aber er führte sich rüde und verdrießlich auf und nutzte jede Gelegenheit, die Methoden der ›Frauen‹ (das Wort war eindeutig mit Abscheu beladen) zu verhöhnen, die offenbar ihren Platz in der Welt nicht kannten.
    Am Nachmittag rief Shaya ihn zu sich. »Ich weiß, dass du nicht hier sein willst, Dennor, aber mir wird nun klar, dass es richtig von Magwyn war, dich uns anzuvertrauen. Was letzte Nacht mit dir passiert ist, kann einen Menschen umbringen, wenn er nicht richtig behandelt wird. Dein Vater hat eindeutig keine Ahnung, was die Schwellenkrankheit ist. Oder er respektiert sie nicht. Wir geleiten dich sicher hindurch, und ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst, um dein Laran einzusetzen, ohne dir und anderen dabei zu schaden. Man sollte dich am besten in einen Turm schicken, aber dazu haben wir nicht die Macht.«
    »Ich soll in einen Turm gehen? Die Leute da sind doch die Geißel der Domänen! Sie verwandeln gesunde junge Männer und Frauen in …«
    Shaya unterbrach ihn. »Wie ich sehe, zitierst du deinen Vater. Tja, selbst ich habe meine Schwierigkeiten mit den Türmen, wenn auch aus anderen Gründen. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass jemand dich lehren muss, dein Laran zu beherrschen, damit es nicht dich beherrscht. Und ich schätze, ich werde dieser Jemand sein. Verstehst du?«
    Es war das richtige Argument. Dennor nickte.
    »In Ordnung. Wir sollten deine Ausbildung verschieben, bis die Schwellenkrankheit hinter dir liegt, aber ich fürchte, dazu fehlt uns die Zeit. Siehst du den Stein hier? Schau bitte in ihn hinein. Es wird dir zwar nicht gefallen, aber ich bin sicher, du bist stark genug, mit dem Gefühl umzugehen, das er in dir erzeugt.«
    Mit schamlosen Appellen an die Vorstellung, die der Junge von Männlichkeit hatte, lockte sie ihn durch die erste Lektion. Die mentale Verbindung, die sie mit ihm einging, traf sie wie ein Schlag.
    Das Erlebnis, Dennor in ihrem Geist zu spüren, war für sie, als stünde sie am Rand eines Wirbelsturms, der rücksichtslos mit unerhörten Emotionen und stürmischem, unkonzentriertem Willen um sich schlug.
    An diesem Abend wurden keine Beschwerden über das Essen laut. Dennor stopfte den Gemüseeintopf und das Nussbrot in sich hinein, als sei es die beste Mahlzeit, die er je gegessen hatte. Shaya erging es nicht anders.
    In den folgenden beiden Dekaden kam es zu weiteren Attacken der Schwellenkrankheit. Normalerweise stellten sie sich nach besonders heftigen Wutanfällen und ungebärdigem Benehmen Dennors ein, aber sie wurden seltener und weniger regelmäßig. Shaya war zwar nicht glücklicher darüber, dass er sich bei ihnen aufhielt, aber sie hatte seinen Schutz und seine Ausbildung als grimmige Pflicht akzeptiert und musste zugeben, dass der Knabe bei der Arbeit mit der Matrix wahre Begabung zeigte. Caitha
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