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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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doch alles nur ein Spiel. Wir vergnügen uns doch nur.

    Über Chel Avery und ›Zwist‹
    Anfangs wusste ich nicht mal, ob ›Chel‹ ein Männer- oder ein Frauenname ist. Es ist eine Abkürzung für Michel, »aber ich stelle mich selten so vor, weil alle den Namen zu Michelle oder Michael verändern möchten. Und ich kämpfe schon genug an anderen Fronten.«
    Meine Autoren betätigen sich in den ungewöhnlichsten Berufen.
    Chel ist Konfliktberaterin im Dienste des Friends Conflict Resolution Program, einer Quäker-Organisation. Ich gestehe, dass eine Geschichte mit dem Titel ›Zwist‹ genau das Richtige für dieses Buch ist. Chel hat bisher eine Unzahl von Artikeln veröffentlicht, doch dies ist ihr erster Prosatext. - MZB

    Zwist
    von Chel Avery
    Shaya n’ha Margali entließ ihre Schwestern nacheinander vorsichtig aus der Fünffachverbindung, um sie möglichst sanft voneinander zu trennen. Die psychische Separation war jedoch schmerzhaft, so dass sie beim Ausstieg jeder Einzelnen zusammenzuckte. Während des plötzlichen und schroffen Übergangs kam sie sich geistig abgekapselt vor. Sie saß in einer Runde von Frauen, die sich über einen leuchtenden blauen Stein und einen jungen Hirtenhund beugten. Sie neigte den Kopf, bis er auf ihren Knien ruhte.
    »Schaut mal, Minka steht auf der Pfote, als wäre sie nie verletzt gewesen«, sagte Caitha stolz. Sie entnahm der Obstschale gierig eine Hand voll Schneebeeren. »Wir haben großartige Arbeit geleistet.«
    »Shaya ist wieder mal enttäuscht«, bemerkte die aufmerksamere Mellina und streckte den Arm aus, um Shayas Hand zu ergreifen.
    »Was ist denn, Liebling? Wir freuen uns über das, was wir dank deiner Lehre zusammen bewirken können. Warum kannst du dich nicht auch darüber freuen?«
    »Ihr habt keine Vergleichsmöglichkeit«, fauchte Shaya. »Ihr wisst doch gar nicht, wie ein echter Matrixkreis sich anfühlt.« Dann seufzte sie. »Tut mir Leid. Ich bin müde, hungrig und … Ja, auch enttäuscht. Aber ich dürfte es euch nicht spüren lassen. Kannst du mir bitte ein paar Beeren reichen, Caitha?«
    Caitha schob ihr die Schale hin. Dorelle stellte einen Teller mit Nüssen und Brot neben Shaya ab und setzte sich dicht neben sie hin.
    Auch Lista eilte herbei, so dass die vier Frauen Shaya eng umgaben und liebevoll umarmten. Mellina drückte ihre Hand. »Rede mit uns, Shaya. Damit wir verstehen, was schief gegangen ist.«
    Shaya wartete, bis sie die Tränen beherrschte, die über ihre Wangen zu laufen drohten. »Damon Ridenow, mein Pflegevater, hat mir einst erzählt, dass einem keine Art von Intimität je wieder genug ist, wenn man jemals einem telepathischen Kreis angehört hat. Verliert man ihn, sucht man entweder nach einer Möglichkeit, ihn wieder zu beleben, oder man trauert für den Rest seines Lebens um ihn. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es auch nicht verstehen.«
    »Wieso haben wir es nicht erlebt?«, fragte Lista. »Was haben wir denn gerade gemacht? Was die Intimität angeht, hast du Recht. Es ist, als …«
    »… als säße man ohne Haut da«, warf Dorelle ein.
    Shaya lachte traurig. »Genau das sind die Worte, die man immer zu hören bekommt. Aber es steckt viel mehr dahinter. Es geht nicht nur darum, dass man sich im Bewusstsein eines anderen befindet und jeden seiner Gedanken kennt. Wenn es echt ist, empfindet man ein wohliges Gefühl von Nähe, Vertrauen und Liebe …« Sie stolperte über ihre eigenen Worte und hielt einen Moment verlegen inne. »Mir fehlen einfach die passenden Worte. Also, ich liebe euch alle … Ich würde euch sogar mein Leben anvertrauen. Das wisst ihr.
    Aber irgendetwas fehlt.«
    Sie fuhr fort. »Als ich in dem Verbotenen Turm aufwuchs, hatte ich den Eindruck, Tag für Tag von einem Dutzend Menschen umarmt zu werden, die mich liebten. Selbst wenn es zu Auseinandersetzungen kam, selbst wenn ich unartig war und bestraft wurde, habe ich mich stets umhegt gefühlt. Ich habe gedacht, ich könnte all dies mit euch noch einmal erleben.«
    Dorelle sprach so leise, dass die anderen die Luft anhalten mussten, um sie zu verstehen. Doch auf der Psi-Ebene waren ihre Gedanken überdeutlich. »Das Zusammenleben mit euch vieren ist das Beste, was mir je passiert ist. Ich hätte mir in meinen Träumen nichts Schöneres vorstellen können.«
    Shaya drückte sie an sich. »Ach, glaub bitte nicht, dass unser kleines Gildenhaus in den Bergen mir nicht der liebste Ort auf der ganzen Welt ist. Auch ich bin überglücklich … was
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