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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman
Autoren: Claire Winter
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    »Ja, ein Bote hat es gebracht. Es hat nicht einmal einen Absender! Ich habe es in Ihr Zimmer gelegt«, erklärte Frau Herder.
    »Danke, das wäre nicht nötig gewesen.«
    »Und außerdem haben Sie Besuch.«
    Melinda schaute sie überrascht an.
    »Ihr Verlobter ist hier.«
    Frank? Was wollte er ? Sie schluckte ihren Ärger darüber hinunter, dass die Vermieterin ihn einfach in ihr Zimmer gelassen hatte. Die Herders hegten große Sympathien für Frank, mit dem sie den Traum von einem Großdeutschen Reich teilten.
    »Er ist nicht mehr mein Verlobter«, erklärte sie kühl, obwohl sie sich sicher war, dass Frau Herder das längst wusste. Ihr lautstarker Streit vor einigen Tagen war den neugierigen Ohren ihrer Vermieterin bestimmt nicht entgangen.
    Frau Herder kam einen Schritt auf sie zu. Ein unangenehmer Geruch von Kohl und Schweiß stieg Melinda in die Nase.
    »Mein Gott, wie können Sie dem Jungen das nur antun? Er hat im Krieg für Sie gekämpft, und die Gefangenschaft bei den Russen hat er nur durchgehalten, weil er dachte, dass Sie auf ihn warten …« Vor Empörung zeigten sich rote Flecken auf ihren Wangen.
    Melindas grüne Augen wurden schmal. »Ich habe auf ihn gewartet«, erwiderte sie schließlich. »Und im Übrigen habe ich weder ihn noch irgendjemand anderen gebeten, für mich im Krieg zu kämpfen«, setzte sie bissig hinzu und nutzte die Sprachlosigkeit der Vermieterin aus, um zu ihrem Zimmer weiterzugehen.
    »So was wie Sie hätte man früher ins Lager gesteckt!«, schallte es verspätet hinter ihr her.
    Melinda zog eine Grimasse. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass Frau Herder genau dafür gern eigenhändig gesorgt hätte.
    Sie straffte die Schultern, um sich für die nächste Auseinandersetzung zu wappnen, und betrat ihr Zimmer.
    Frank saß auf dem Bett. Seine dunkelblonden Haare waren wie immer im akkuraten Scheitel zur Seite gekämmt, und die schmalen Lippen hatte er so fest zusammengepresst, dass die Muskeln an seinem Kiefer deutlich hervortraten. Für einen flüchtigen Moment sah Melinda den Mann vor sich, in den sie sich vor fast acht Jahren verliebt hatte. Wie anders er damals gewesen war! Hätte es keinen Krieg gegeben, wäre er dann auch so geworden? Sie wusste es nicht – sie waren beide andere Menschen gewesen!
    Frank musterte das Paket, das neben ihm auf dem Bett lag und die Ausmaße eines großen Kartons hatte. Als er sie hörte, wandte er den Kopf zu ihr. »Melinda!«
    Sie blieb mit verschränkten Armen auf der Schwelle stehen. »Was willst du hier, Frank?«, fragte sie müde.
    »Dich zur Vernunft bringen. Du hast nur Panik!«, erklärte er gepresst. »Wir werden heiraten, und alles wird gut werden, und du wirst auch nicht mehr arbeiten müssen – weder für diese schrecklichen Briten noch für dieses jämmerliche Zeitungsblatt«, setzte er entschieden hinzu.
    Seine Selbstgefälligkeit ärgerte sie. »Ich arbeite gern, und leider ist es nun mal mein Traum, für dieses jämmerliche Zeitungsblatt zu schreiben«, entgegnete sie. Ihre Arbeit und damit verbundene Eigenständigkeit war immer ein heikler Punkt zwischen ihnen gewesen. Seit seiner Rückkehr war es Frank gegen den Strich gegangen, dass sie als Übersetzerin tätig war. Über ihre Pläne, doch noch Journalistin zu werden, hatte er nur gelacht.
    Auch jetzt zuckte er überheblich die Achseln. »Das bildest du dir ein. Wenn du erst Mutter bist und unsere Kinder großziehst, wirst du ohnehin keine Zeit mehr dafür haben …«
    Melinda unterdrückte die Wut, die in ihr hochstieg. »Ich werde nicht unsere Kinder großziehen. Es ist aus zwischen uns!«
    Einen kurzen Augenblick lang schien Frank sprachlos, ja beinahe verunsichert. Er sah zu dem Paket. Ein misstrauischer Ausdruck zeigte sich plötzlich auf seinem Gesicht.
    »Hast du einen anderen?«
    »Mein Gott nein, Frank …«
    »Natürlich hast du das!« Aufgebracht sprang er vom Bett. »Ich hätte es gleich wissen müssen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Deshalb willst du mich nicht heiraten! Ist von ihm das Paket?« Er deutete neben sich. »Was schenkt er dir denn?«, herrschte er sie an.
    »Es gibt keinen anderen. Es hängt nur mit uns beiden zusammen, Frank.«
    »Ich glaube dir kein Wort!« Er kam drohend einen Schritt auf sie zu. »Erzähl, treibst du es mit einem dieser Engländer, für die du arbeitest? Wie lange denn schon? Wahrscheinlich bedauerst du es, dass ich überhaupt zurückgekommen bin, was?« Er starrte sie voller Wut an, bevor er sie grob zur Seite
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