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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Autoren: Anne Bishop
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kalten Baches, der Stille der Wälder und vor allem nach den Bergen, wo das Volk der Eyrier über den Gipfeln kreiste.
    Doch er war in Pruul, dem heißen, verkümmerten Ödland, und diente diesem Miststück Zuultah, weil er seine Abscheu gegenüber Prythian, der Hohepriesterin von Askavi, nicht verbergen konnte und es ihm nicht gelang, sein Temperament ausreichend im Zaum zu halten, um Hexen zu dienen, die er lediglich verachtete.
    Unter den Blutleuten hatten die Männer zu dienen, nicht zu herrschen. Gegen diese Tatsache hatte er nie aufbegehrt, trotz der zahlreichen Hexen, die er im Laufe der Jahrhunderte getötet hatte. Er hatte sie umgebracht, weil es eine Schmach gewesen war, ihnen zu dienen, und er ein eyrischer Kriegerprinz war, der schwarzgraue Juwelen trug und sich weigerte zu glauben, dass Dienen und Kriechen ein und dasselbe waren. Als Bastard hatte er trotz seines Juwelenranges keine Aussichten, je eine Machtstellung bei Hofe zu erlangen. Doch da er ein ausgebildeter Eyrierkrieger war und selbst für einen Kriegerprinzen über ein aufbrausendes Temperament verfügte, bestand erst recht keinerlei Hoffnung, dass man ihn außerhalb der sozialen Hierarchie leben lassen würde.
    Er war gefangen, wie alle Männer des Blutes gefangen
waren. Etwas in ihrem Inneren ließ sie willig dienen und zwang sie dazu, sich auf irgendeine Weise mit einer Blutjuwelenfrau zu verbinden. Lucivar zuckte mit der Schulter und sog scharf die Luft ein, als sich eine Peitschenwunde öffnete. Als er behutsam die Wunde berührte, klebte frisches Blut an seiner Hand.
    Er entblößte die Zähne und grinste grimmig. Wie lautete das alte Sprichwort doch gleich? Ein Wunsch, mit Blut dargebracht, ist ein Gebet an die Dunkelheit.
    Mit geschlossenen Augen hob er die Hand gen Nachthimmel und wandte sich nach innen, stieg in den psychischen Abgrund, in die Tiefe seiner schwarzgrauen Juwelen, sodass sein Wunsch geheim bliebe und niemand an Zuultahs Hof seine Gedanken hören konnte.
    Nur ein Mal möchte ich einer Königin dienen, die ich respektieren und an die ich wirklich glauben kann. Eine starke Königin, die sich vor meiner Stärke nicht fürchtet. Eine Königin, die ich auch eine Freundin nennen könnte.
    Über seine eigene Torheit belustigt, wischte Lucivar sich die Hand seufzend an seiner weiten Baumwollhose ab. Es war zu schade, dass Tersas Ankündigung, die sie vor siebenhundert Jahren gemacht hatte, nichts weiter als verblendeter Wahn gewesen war. Eine Zeit lang hatte sie seine Hoffnung genährt und es hatte lange gedauert, bis er feststellte, dass Hoffnung einen bitteren Nachgeschmack hatte.
    *Hallo?*
    Lucivar blickte zu den Ställen, in denen die Sklaven untergebracht waren. Bald würden die Wächter ihren nächtlichen Kontrollgang machen. Eine Minute würde er sich noch gönnen, um die Nachtluft zu genießen, obgleich sie heiß und staubig roch; erst dann würde er zu der schmutzigen Zelle mit seinem dreckigen, ungezieferverseuchten Strohlager zurückkehren, zu dem Gestank von Angst, ungewaschenen Leibern und menschlichem Unrat.
    *Hallo?*
    Langsam drehte Lucivar sich im Kreis und forschte mental
nach der Quelle dieses Gedankens, während seine physischen Sinne in Alarmbereitschaft waren. Geistige Signale konnten entweder an sämtliche Lebewesen innerhalb eines Gebietes versandt werden – als würde man in einem überfüllten Raum schreien – oder auf eine einzelne Juwelenkaste, ein Geschlecht oder gar einen einzigen Geist begrenzt werden. Dieser Gedanke schien direkt auf ihn abzuzielen.
    Draußen gab es jedoch nichts Auffälliges. Was immer es gewesen sein mochte, war verschwunden.
    Lucivar schüttelte den Kopf. Er war beinahe schon so nervös wie die Landen, Angehörige eines jeden Volkes, die nicht von Blut waren und laut deren Aberglauben des Nachts das Böse umging.
    »Hallo?«
    Blitzschnell drehte Lucivar sich um und nahm seine Kampfhaltung ein, wobei er die Flügel öffnete, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Er kam sich wie ein Narr vor, als er das Mädchen sah, das ihn mit großen Augen anstarrte.
    Ein mageres, kleines Ding von etwa sieben Jahren. Es wäre noch ein Kompliment gewesen, die Kleine unscheinbar zu nennen, doch selbst im Mondschein fielen ihm ihre außergewöhnlichen Augen auf, die ihn an die Abenddämmerung erinnerten oder einen tiefen Bergsee. Sie war gut gekleidet, gewiss besser, als es ein Bettlerkind gewesen wäre. Ihr goldenes Haar war zu Korkenzieherlocken frisiert, die zwar fürsorgliche Pflege
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