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Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)

Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)

Titel: Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Autoren: Beverly Connor
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hat. Sie müssen das einfach tun, Diane. Da draußen gibt es noch weit mehr Opfer, die darauf warten, dass auch ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Und so stand Diane nun in einem Besucherraum der Greysfort-Hochsicherheitshaftanstalt für Frauen und wartete auf eine Schwarze Witwe. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür auf der anderen Seite des Drahtschirms riss sie aus ihren Gedanken.
    Clymene O’Riley steckte in einem hellen orangefarbenen Gefängnisoverall, der sich sehr von den konservativen Kostümen unterschied, die sie während ihres Prozesses getragen hatte.
    Diane hatte ihre Garderobe in der Tatortwohnung gesehen. Ihr riesiger begehbarer Schrank war voller Kleidungsstücke in den unterschiedlichsten Farben und Stilen gewesen. Diane konnte sich lebhaft vorstellen, wie Clymene vor ihrem Kleiderregal stand und nach dem richtigen Outfit suchte, dabei die Hände über ihre Kostüme, Kleider und Hosenanzüge gleiten ließ, um zu entscheiden, in welcher Aufmachung sie die Geschworenen am ehesten positiv beeinflussen konnte. Schwarz? Nein, damit hätte sie viel zu offensichtlich deren Mitgefühl herausgefordert. Kräftige Edelsteintöne waren ebenfalls unangebracht, da sie unterschwellig den Eindruck von Reichtum vermittelten. Pastellfarben waren wiederum zu wenig ernst. Und wie wäre es mit etwas unaufdringlicher klassischer Eleganz? Ja, das war’s, klassische Eleganz in Erdtönen. Das Tweedkostüm passte da gut und das aus brauner Wolle. Oder doch vielleicht das marineblaue? Das war ja gedeckt, aber nicht völlig dunkel oder gar schwarz.
    Und dann saß sie im Gericht neben ihrem Anwalt in ihren gut geschnittenen Wollkostümen und ihren cremefarbenen Blusen, die nur eine unaufdringliche Perlenkette zierte. Sie sah genauso aus, wie man sich eine Witwe vorstellt, die um ihren Mann trauert, dessen Brustbild auf Geheiß des Staatsanwalts während des gesamten Prozesses auf einer Staffelei im Gerichtssaal aufgestellt war.
    Clymenes Haar war immer noch blond, aber jetzt etwas dunkler und kürzer und ohne die helleren Strähnchen. Sie hatte es hinter die Ohren gekämmt. Ihr schmales Gesicht hatte während des Prozesses viel weicher gewirkt. Seine sanften Rundungen hatten sie damals verletzlich und sehr feminin erscheinen lassen. Sie hatte die Geschworenen immer wieder mit ihren feucht schimmernden blauen Augen angeschaut, und diese hatten dann zwei Wochen gebraucht, um über ihre Schuld zu entscheiden. Was keinesfalls daran lag, dass es nur Indizienbeweise gab, sosehr der Staatsanwalt auch den Mangel an schlagenden Beweisstücken bedauern mochte. Die Geschworenen brauchten so lange, weil Clymene O’Riley einfach nicht wie eine Frau aussah, die ihren Ehegatten umbrachte.
    Selbst jetzt, in ihrer Gefängnistracht hinter dem Drahtschirm, wirkte sie nicht wie eine kaltblütige Mörderin. Diane musterte ihr Gesicht. Es war ein angenehmes Gesicht, wenn man ihren Geschäftszweig berücksichtigte – wenn denn das Ermorden von Ehemännern tatsächlich ihr »Business« war. Diane vermutete, dass es da eine ganze Reihe von toten Ehegatten gab, aber sie wusste nur von zweien und konnte nur den Mord an einem von ihnen beweisen.
    Clymene hatte ebenmäßige, fast klassische Gesichtszüge. Ihre Nase war gerade und weder zu klein noch zu groß. Dasselbe galt für ihre Lippen. Diese waren nicht zu schmal, aber auch nicht zu voll. Sie hatte mandelförmige Augen, die allerdings nicht schräg standen. Ihr Gesicht war vollkommen symmetrisch, was es an sich schon sehr interessant machte. Es war ein Gesicht, das schön, aber auch ganz einfach und schlicht wirken konnte. Wenn sie ihre Haar- und Augenfarbe wechselte, konnte aus ihr eine völlig andere Person werden.
    Neben diesen chamäleonhaften Eigenschaften war auch Clymenes Alter nur sehr schwer zu schätzen. Aus der Entfernung hätte man sie für Ende zwanzig, Anfang dreißig halten können. Wenn sie direkt vor einem stand, merkte man, dass sie älter war, aber man hätte unmöglich sagen können, um wie viel. Sie hätte fünfunddreißig, aber auch fünfundvierzig sein können. Diane wusste nicht, wie alt sie war. Sie kannten ja nicht einmal ihre wahre Identität.
    Clymene rückte ihren Stuhl ein Stück nach vorne und setzte sich. Diane nahm auf dem Besucherstuhl Platz, und sie starrten sich gegenseitig eine ganze Weile an. Diane versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen. Sie suchte nach Anzeichen von Feindseligkeit, Reue, Täuschung – nach irgendetwas. Die
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