Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
genug! Und nach
dem letzten Vorfall habe ich dir doch deutlich gesagt, daß
Astaroth hier im Zimmer zu bleiben hat!«
»Aber ich -« begann Mike, wurde aber sofort von Trautman
unterbrochen:
»Dir ist anscheinend nicht klar, was ihr getan habt! Ich war
von Anfang an dagegen, hierherzukommen, und wie es aussieht,
hatte ich damit nur zu Recht. « Das stimmte. Mike und die
anderen
- allen voran Serena
- hatten ihre gesamte
Überredungskunst aufbieten müssen, um von Trautman die
Erlaubnis zu diesem Ausflug nach Kairo zu bekommen.
Trautman war zwar nicht der Kapitän des Schiffes, auch nicht
der Anführer der Gruppe - so etwas gab es nicht -, aber als
Ältester hatte er doch automatisch die Verantwortung für sie alle übernommen, und nach ihrem letzten Versuch, irgendwo wie
normale Menschen an Land zu gehen, der in einer Katastrophe
und um ein Haar mit der Vernichtung der NAUTILUS geendet
hatte, litt er geradezu unter der panischen Angst, entdeckt zu
werden. »So schlimm war es doch gar nicht«, wiederholte Mike.
Die Worte klangen nicht einmal in seinen eigenen Ohren
überzeugend, aber er fuhr trotzdem fort: »Es ist doch kaum
etwas passiert. Ein bißchen Geschirr ist zu Bruch gegangen,
aber niemand wurde verletzt. Die Leute haben schallend
gelacht. «
»Gelacht?!« Trautmans Augen wurden groß, und sein Gesicht
sah aus, als träfe ihn jeden Moment der Schlag. »Mein lieber
junger Freund, ich kann dir versichern, daß der Hotelmanager
nicht gelacht hat! Und was die anderen angeht... Wir erregen
sowieso schon genug Aufsehen, auch ohne daß du für einen
Skandal sorgst, über den spätestens morgen ganz Kairo spricht.
«
»Wie meinen Sie das?« erkundigte sich Mike. Trautman
atmete hörbar ein und fuhr dann mit etwas ruhigerer Stimme
fort: »Nun, Singh und ich sind die letzten drei Tage in den
Basaren unterwegs gewesen. Man spricht dort über uns. Ein
alter Mann, ein Inder und fünf Halbwüchsige, die in einem der
besten Hotels der Stadt absteigen und von denen niemand weiß,
wer sie sind und woher sie kommen, erregen nun einmal
Aufsehen. Vor allem in diesen Zeiten. « »Aber wir sind doch
nur ganz normale Touristen!« entgegnete Mike.
Trautman lachte auf. »Draußen in der Welt herrscht Krieg«,
sagte er. »Jeder mißtraut jedem. Die Leute hier fangen bereits
an, Fragen zu stellen. Ich möchte so etwas wie in England nicht
noch einmal erleben. Wir haben nämlich das Glück keineswegs
gepachtet, weißt du? Das nächste Mal könnte es anders
ausgehen. « Mike schwieg. Bis jetzt hatte Trautman es noch nie
so offen ausgesprochen, aber Mike hatte gewußt, wie sehr ihn
die Geschichte am Polarkreis mitgenommen hatte. Für
Trautman waren sie wohl alle - selbst Serena - so etwas wie
seine Kinder. Er redete niemals viel von seiner Vergangenheit,
aber Mike wußte, daß er der älteste und wahrscheinlich einzige
noch lebende Freund seines Vaters war und daß er es sich zur
Aufgabe gemacht hatte, nicht nur die NAUTILUS, sondern
auch ihn, Mike, Kapitän Nemos Sohn, zu beschützen. Aber er
begann sich zu fragen, ob Trautman diese Aufgabe nicht etwas
zu ernst nahm.
Gerade als Mike überlegte, wie er diesen Einwand in
möglichst diplomatischer Form vorbringen konnte, wurde an die
Tür geklopft. Trautman fuhr zusammen, und Ghunda Singh, der
bisher mit vor der Brust verschränkten Armen schweigend an
die Wand gelehnt dagestanden hatte, spannte den Körper an.
Die beiden tauschten einen raschen Blick, dann wandte sich
Trautman um und ging zur Tür, während sich der Inder so
postierte, daß er von dem Hereinkommenden nicht gleich
gesehen werden konnte. Das Klopfen wiederholte sich, als
Trautman die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, und diesmal
klang es eindeutig energischer. Aber draußen standen weder der
Hotelmanager noch die Polizei, sondern Lady Grandersmith.
Ohne auf eine entsprechende Aufforderung zu warten, ging sie
an Trautman vorbei ins Zimmer, dicht gefolgt von einer ganz in
Schwarz gekleideten, hochgewachsenen Gestalt. Eine zweite
gleichartige Gestalt stand draußen auf dem Korridor, machte
aber keine Anstalten, den beiden zu folgen. »Mylady?«
Trautman deutete ein Kopfnicken an, und seine Stimme klang
einigermaßen freundlich, aber seine Augen verrieten ihn. Der
Ausdruck darin machte klar, daß er nicht besonders begeistert
über die Störung war.
Lady Grandersmith ließ sich allerdings davon nicht beeindrucken. Sie marschierte einfach an ihm vorbei und steuerte
auf Mike zu. »Mike! Wie ich sehe, bist du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher