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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Pendeltür mit der Schulter auf - und
blieb wie vom Donner gerührt stehen. Er konnte Astaroth und
den Hund von hier aus nicht sehen - aber ihre Spur war deutlich
zu erkennen: Töpfe und Geschirr flogen in hohem Bogen durch
die Luft, überall schepperte und klirrte es, und mehr als ein Angehöriger des Küchenpersonals brachte sich mit einem
entsetzten Sprung in Sicherheit, um nicht von den beiden außer
Rand und Band geratenen Tieren über den Haufen gerannt zu
werden.
»Astaroth!« schrie Mike. Der Kater und der Schäferhund
hatten mittlerweile das gegenüberliegende Ende der Küche
erreicht, und als Mike losstürmte, machte der Hund kehrt und
versuchte hakenschlagend wieder aus der Küche
hinauszurennen - wobei er eine zweite Spur der Verheerung
durch den Raum zog. Mike versuchte den Punkt abzuschätzen,
an dem sein Kurs den des Hundes kreuzen würde, rannte
geradewegs auf das Tier zu und streckte die Arme aus. Der
vollkommen verängstigte Hund schnappte nach ihm, aber damit
hatte Mike gerechnet. Im letzten Moment zog er die Hände
zurück, warf sich zur Seite und sprang mit weit ausgestreckten
Armen vor. Seine Hände gruben sich in Astaroths Fell und
versuchten ihn aufzuhalten. Astaroth fauchte wütend. Sein
Schwung war so groß, daß Mike von den Füßen gerissen und
hinter dem Kater hergeschleift wurde, ehe es ihm endlich
gelang, Astaroth richtig zu packen.
Selbst dann brauchte er all seine Kraft, um den wütend um
sich schlagenden Kater festzuhalten, und er handelte sich dabei
etliche schmerzhafte Kratzer auf Gesicht und Händen ein. Erst
als er Astaroth mit beiden Händen im Nacken ergriff und ihn
wie ein kleines Kätzchen hochhob und hin und her schüttelte,
hörte der Kater auf, um sich zu schlagen und vor Wut zu
spucken. Aber sein Fell war immer noch gesträubt, und er
knurrte tief und drohend; beinahe mehr wie ein Hund als eine
Katze.
»Hörst du jetzt endlich auf?!« fragte Mike zornig. »Astaroth!
Komm zu dir!«
Ja, ja, ist ja schon gut, erklang Astaroths Stimme in seinem
Kopf. Du kannst aufhören, mich zu schütteln wie einen
Cocktail!
»Nur wenn du versprichst, vernünftig zu sein!« antwortete
Mike. »Was ist in dich gefahren? Hast du völlig den Verstand
verloren?« Er war wütend auf den Kater wie selten zuvor.
Astaroth war dafür bekannt, sich gerne einmal einen derben
Scherz zu erlauben, aber so toll wie heute hatte er es noch nie
getrieben. »Benimmst du dich?« vergewisserte sich Mike. Ja
doch. Laß mich los!
Mike setzte den Kater vorsichtig auf den Boden, löste aber nur
eine Hand aus seinem Nackenfell und blieb bereit, jederzeit
wieder fester zuzupacken. Dabei war er nicht sicher, ob er
überhaupt kräftig genug war, Astaroth festzuhalten, wenn es
darauf ankam.

Jetzt laß mich schon los, maulte Astaroth. Ich verspreche dir,
lieb wie ein kleines Kätzchen zu sein. Nebenbei - es sieht so aus,
als hättest du im Moment andere Probleme als mich...
    Erst jetzt nahm Mike wieder bewußt wahr, daß Astaroth und
er nicht allein in der Küche waren. Er sah sich von mindestens
einem Dutzend Köchen und Kellnern umringt, die wütend
gestikulierten und durcheinanderredeten. Manche hielten
Messer, kleine Beile oder andere Küchengeräte in den Händen,
und der Ausdruck auf ihren Gesichtern verhieß nichts Gutes.
Um nicht zu sagen: In dem einen oder anderen Augenpaar
glaubte er so etwas wie Mordlust aufblitzen zu sehen... Hastige
Schritte näherten sich, und dann übertönte eine kräftige Stimme
das Durcheinander. Mike erkannte sie sofort. Er hatte sie vor
zwei Tagen schon einmal gehört, und da war sie fast ebenso
aufgebracht und schrill gewesen wie jetzt. Er hatte die Worte
damals wie heute nicht verstanden, aber das brauchte er auch
nicht.
    Ein einziger Blick in das Gesicht des Hotelmanagers reichte
vollkommen.
Singh und Trautman kamen eine gute halbe Stunde später
zurück, und was Trautman ihm zu sagen hatte, das verstand
Mike sehr wohl.
Irgendwie war es ihm gelungen, aus dem Hotelrestaurant zu
entkommen, ohne vom aufgebrachten Personal oder dem
Manager gelyncht zu werden, und sich in sein Zimmer zu
flüchten, aber jetzt fragte er sich, ob es vielleicht nicht besser
gewesen wäre, in der Küche zu bleiben. Trautman hielt ihm
nämlich die schärfste Gardinenpredigt seines Lebens. Mike
hatte den grauhaarigen Steuermann der NAUTILUS niemals so
zornig erlebt wie jetzt.
»... wirklich mehr Verantwortungsgefühl von dir erwartet!«
sagte Trautman gerade. »Du bist wirklich alt
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