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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wahrscheinlich aus demselben Grund wie er. Auch
er empfand ein leises Schaudern beim Anblick der hünenhaften,
vollkommen schwarzen Gestalt, die sich jetzt herumdrehte und
mit raschen Schritten zur Treppe ging, um schneller im
Erdgeschoß anzukommen als sie und unten bereits auf den
Aufzug zu warten. Irgend etwas war unheimlich an dem Beduinen.
Unsinn! dachte Mike. Er wurde allmählich wütend auf sich
selbst. Er war hier, um Urlaub zu machen und wenigstens
einmal für ein paar Tage zu vergessen, daß die Welt für die
Erben des legendären Kapitän Nemo zum größten Teil aus
potentiellen Feinden bestand. An diesem schwarzgekleideten
Beduinen war absolut nichts unheimlich, basta! Wenigstens
redete er sich das ein. Es sollten nicht einmal zwölf Stunden
vergehen, bis er sich wünschte, mehr auf seine Gefühle gehört
zu haben.
Sie trafen Juan und Chris am Swimmingpool des Hotels, ganz
wie Astaroth gesagt hatte. Chris planschte wie üblich im
Wasser. Juan lümmelte in einem Liegestuhl und hielt ein
riesiges Glas Orangensaft in der Hand, aus dem ein Strohhalm
herausragte. Er trug nichts als eine Badehose und einen großen
Panamahut. Mike grinste flüchtig, als er den Spanier so am
Rande des Schwimmbeckens gewahrte. Vermutlich bildete sich
Juan ein, besonders weltmännisch auszusehen, aber das
Gegenteil war der Fall. Du urteilst wie üblich wieder einmal
vorschnell, flüsterte Astaroths Stimme in seinem Kopf. Jeder
hat eben seine Art, sich zu amüsieren. Indem er sich lächerlich
macht?
Indem er sich über andere amüsiert, die glauben, daß er sich
lächerlich macht, verbesserte ihn Astaroth. Mike warf dem
Kater einen schrägen Blick zu, aber er antwortete nicht. Lady
Grandersmith war eine zu aufmerksame Beobachterin, um in
ihrer Nähe auch nur das geringste Risiko einzugehen, und
außerdem mußte er über Astaroths Bemerkung nachdenken - er
war nicht ganz sicher, daß er sie wirklich verstanden hatte. Ich
habe auch nichts anderes erwartet, sagte Astaroth spöttisch.
»Hallo, Don Juan!« Lady Grandersmith lächelte Juan fröhlich
zu, wobei sie dessen mißbilligendes Stirnrunzeln gar nicht zu
bemerken schien. Aber Mike wußte, daß ihr selten etwas
entging, schon gar nicht die Tatsache, daß sich Juan darüber
ärgerte, wenn sie ihn so nannte.
»Hallo, Lady Grandersmith«, antwortete er einsilbig. »Mike
und ich sind hungrig«, fuhr Lady Grandersmith ungerührt fort.
»Wir wollen gemeinsam eine Kleinigkeit essen - habt ihr nicht
Lust, uns zu begleiten?« Juan sah nicht so drein, als hätte er zu
irgend etwas anderem Lust, als weiter in seinem Liegestuhl zu
bleiben, aber jetzt tauchte Chris aus dem Pool auf, stemmte sich
prustend aus dem Wasser und nickte als Zustimmung, so daß
Juan gar keine Gelegenheit fand, zu protestieren. »Warum
nicht?« sagte er statt dessen. »Es wird sowieso Zeit. Singh und
Trautman müssen bald zurückkommen. «
Als sie gemeinsam auf das Restaurant zugingen, das auf der
anderen Seite des weitläufigen Hotelhofes lag, hatte Mike
plötzlich keine Lust mehr, mit Lady Grandersmith zu essen,
auch nicht, sich mit ihr zu unterhalten. Er fühlte sich sogar
äußerst unbehaglich in ihrer Nähe, und er wußte sofort, warum.
Yasal.
Mike hatte bisher noch nie so deutlich gespürt, was für eine
unheimliche Atmosphäre ihn umgab, und als er in Juans und
Chris' Gesichter sah, glaubte er zu erkennen, daß sie dasselbe
fühlten.
»Heute ist möglicherweise unser letzter Tag«, sagte Juan
unvermittelt. »Wie?« Mike schreckte hoch.
Juan nickte und wiederholte: »Vielleicht reisen wir morgen
früh schon ab. « »Wieso denn das?« fragte Mike.
Juan seufzte. »Trautman hat fast alles beisammen, was er
braucht, um unsere Reisevorbereitungen zu treffen. Ihm fehlen
nur noch ein oder zwei Kleinigkeiten, und er hofft, daß er sie
heute auftreiben kann. Hättest du nicht den halben Vormittag
verschlafen, sondern zusammen mit uns gefrühstückt, wüßtest
du es. Wir haben heute Morgen darüber gesprochen. « Mike war
etwas enttäuscht. Sie hatten zwar nie eindeutig darüber geredet,
aber er hatte ganz selbstverständlich angenommen, daß sie
länger in Kairo bleiben würden.
»Aber wir haben doch noch gar nichts von der Stadt gesehen!« wandte er ein.
Juan zuckte mit den Schultern und wollte etwas entgegnen,
aber Lady Grandersmith kam ihm zuvor: »Es ist schade, daß ihr
schon abreisen wollt. Mike hat Recht - ihr habt bisher nichts
von Kairo gesehen, ganz zu schweigen von den anderen
Sehenswürdigkeiten,
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